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Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Titel: Blitz: Die Chroniken von Hara 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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einer Magierin hätte sie es womöglich riskiert, die Aufmerksamkeit von sich abzulenken. Doch es waren derer insgesamt mindestens sechs, damit verbot sich jeder entsprechende Versuch von selbst.
    So tobte Thia innerlich, denn in ihrer gegenwärtigen Lage konnte sie diese Hürde nicht nehmen. Wie auch immer sie sich tarnen mochte, jemand aus dem Turm würde ihren Funken mit Sicherheit spüren. Oder das Geflecht jenes Zaubers, mit dem sie den Körper und den Geist Porks unter Kontrolle hielt. Und dann könnte sie alle Träume, den Heiler und jenes flinke Pärchen in die Finger zu bekommen, vergessen. Nein, sie musste sich eine andere Möglichkeit einfallen lassen, wie sie dieser beiden Dummköpfe, die dem Turm wie Fliegen in sein sorgsam gesponnenes Netz gegangen waren, habhaft wurde.
    Bisher ließ sie, die Tochter der Nacht, den Kopf jedoch nicht hängen. Nur Närrinnen wie Mithipha fielen in Panik, jammerten und reckten die Hände zum Himmel, um Meloth um Gnade anzuflehen. Sie dagegen war aus anderem Holz geschnitzt, weshalb sie Mithipha aus tiefstem Herzen verachtete. Wenn Talki nicht ihre schützende Hand über ihre ehemalige Schülerin gehalten hätte, hätte sie sich Mithipha längst vorgeknöpft. Die letzten Jahrhunderte hatte sie sich stets damit getröstet, dass nichts ewig währte. Früher oder später würde selbst Talki genug davon haben, diese Idiotin zu verhätscheln – und dann würde ihre, Thias, Stunde schlagen. Jetzt sollte sie sich jedoch einzig und allein darum kümmern, diesen Heiler zu der alten Vettel zu schaffen, damit sie wieder einen brauchbaren Körper erhielt. In dem wieder ausschließlich sie das Sagen hatte und in dem ihr auch endlich wieder ihre Gabe in vollem Umfang zu Gebote stand.
    Aus irgendeinem Grund war sie sich sicher, dass nur dieser blonde Bogenschütze, der ihren eigentlichen Körper zerstört hatte, sie zu diesem Rotzlöffel von Heiler führen könnte. Obwohl der Schütze inzwischen im Turm gefangen saß, hing die Markierung noch immer über ihm. Die Schreitenden von heute waren offenbar noch dümmer, als sie bislang angenommen hatte. Welch Verfall! Alles war genauso gekommen, wie sie, die vor fünfhundert Jahren gegen den Rat rebelliert hatten, es befürchtet hatten: Die Magie war nicht mit dem dunklen Funken aufgefrischt worden und verkümmerte mit jeder Generation mehr. O ja, sie hatten den Aufstand mit gutem Grund angezettelt. Andererseits kam ihr die damalige Uneinsichtigkeit der Schreitenden jetzt sehr entgegen: Solange die Markierung über diesem Mann hing, wusste sie, wo er sich befand.
    Alles, was sie brauchte, war Geduld – und etwas Glück. Dann würde sie Talki diesen Heiler und die Autodidaktin schon auf dem Silbertablett servieren. Aber nicht den Bogenschützen. Zweimal war er ihr bereits entkommen. Ein drittes Mal würde es nicht geben.
    Völlig unvermittelt fiel ihr da jener Mann wieder ein, den sie zusammen mit dem Schützen bei den Piers gesehen hatte. Dieser spöttische, durchdringende Blick. Dieser Feuerball aus tanzenden Schatten, der in seiner Brust loderte und eine unsagbare Kraft ausstrahlte. Der Kerl könnte ihr durchaus in die Quere kommen.
    Obwohl …
    Wenn dieser Mann ihr hätte Schaden zufügen wollen, dann hätte er das längst getan. Nicht einmal Ghinorha hätte ihm etwas entgegensetzen können – und sie war Thias Ansicht nach die Stärkste unter ihnen gewesen (stärker noch als Talki). Nein, ihm gegenüber nahmen sie sich alle wie eine halbtote Maus gegenüber einem Säbelzahnirbis aus. Wie wohl ein Duell zwischen Ghinorha und diesem Unbekannten ausgegangen wäre? Wer weiß, vielleicht hätte die einstige Lehrerin Rethars den Fremden ja mit einer Finte überrumpelt. So etwas war Ghinorhas Spezialität gewesen, die im Ruf gestanden hatte, klug wie tausend Katzen zu sein. Trotzdem hatte sie im Vergleich mit Talki oder anderen legendären Teilnehmern des Dunklen Aufstands wie Ossa und Tsherkana immer als schwächer gegolten. Ghinorha selbst hatte dieser Einschätzung nie widersprochen. Gut, möglicherweise waren Ossa und Tsherkana ja tatsächlich stärker als sie. Und bei Talki verhielt sich die Sache ohnehin anders, denn sie war eine Heilerin. Doch niemand – niemand! – wirkte überraschendere Zauber als sie. In dieser Hinsicht war Ghinorha eine echte Virtuosin gewesen.
    Was sie am Ende jedoch auch nicht hatte retten können. Nach der großen Schlacht zwischen den Schreitenden und ihnen, den Gebietern und Gebieterinnen, die von allen

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