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Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Titel: Blitz: Die Chroniken von Hara 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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begangen, dass sie uns bisher am Leben gelassen hat. Ganz zu schweigen davon, dass sie uns in den Turm gebracht hat, in dem es noch genug Anhängerinnen ihrer toten Konkurrentin gibt. Wenn die uns verhören …«
    »Was dann?«, unterbrach mich Lahen. »Schließlich haben wir den Auftraggeber – oder die Auftraggeberin – nie mit eigenen Augen gesehen. Wir können nur mutmaßen, mehr nicht, denn wir haben keinen einzigen Beweis in der Hand. Aber selbst wenn das anders wäre, wer würde denn zwei Gijanen glauben, wenn die Mutter der Schreitenden ihr Wort in die Waagschale wirft?«
    Das stimmte. Ich mochte lauthals hinausschreien, wer uns für den Kopf der Zauberin zehntausend Soren gezahlt hatte, man würde mich allenfalls für verrückt erklären.
    »Obendrein tobt jetzt der Krieg, da haben alle nur die Nekromanten aus Sdiss im Kopf«, fuhr Lahen fort. »Außerdem: Wer sollte sich schon für eine Schreitende interessieren, die vor sieben Jahren gestorben ist?«
    Da war was dran. Immerhin hatte uns in den knapp zwei Wochen unserer Gefangenschaft niemand zum Verhör geholt.
    »Ich würde unser ganzes Geld darauf verwetten, dass Moltz vor sieben Jahren seine Hände ebenfalls im Spiel hatte«, sagte ich.
    »Gut möglich«, stimmte mir Lahen zu. »Moltz weiß von meiner Gabe. Es würde mich nicht wundern, wenn er uns damals an Ceyra verkauft hätte. Für gutes Geld. Wir waren einfach ideal, um jeden Verdacht von der heutigen Mutter abzulenken.«
    »Früher oder später wird uns diese Hexe umbringen. Das steht für mich außer Frage.«
    »Später wäre mir lieber.«
    »Mir auch. Aber das haben wir ja in der Hand«, sagte ich. »Wir können schließlich verhindern, dass sie allzu viel von uns erfährt …«
    »Versprich mir, dich unter gar keinen Umständen auf sie zu stürzen.«
    »Als ob ich je auf eine solche Idee käme«, brummte ich und sah ihr in die Augen. Aber Lahen kannte mich schon zu lange, als dass sie die Lüge nicht gespürt hätte.
    »Das ist mein voller Ernst, Ness. Rohe Gewalt würde alles nur noch schlimmer machen.«
    »Behandle mich nicht wie einen kleinen Jungen!«, polterte ich. »Ich habe nicht die Absicht, tatenlos zuzusehen, wie dir diese Vettel das Blut aus den Adern saugt.«
    Da Lahen wusste, dass jetzt nicht mit mir zu reden war, verkniff sie sich jeden Kommentar.
    Eine Weile saßen wir schweigend da. Ich versengte mit meinem Blick förmlich die Schneeglöckchen, als handle es sich bei ihnen um meine Erzfeinde. Dann fiel mir Moltz ein, und ich spielte im Kopf verschiedene Strafen durch, mit denen ich dieser entzückenden Bäckersfrau, die unserer Gilde vorstand und nach außen als Mann auftrat, klarmachen wollte, dass man alte Freunde nicht verraten durfte. O ja, früher oder später würde ich Moltz in die Finger bekommen. Und dann würden wir sämtliche Meinungsverschiedenheiten ein für alle Male klären. Wobei wir Stumpf am besten gleich mit ins Gespräch einbezogen.
    Irgendwann fiel mein Blick auf ein Bild an der Wand, das aber zu weit entfernt hing, um Einzelheiten zu erkennen.
    »Wohin gehst du?«, fragte Lahen, als ich aufstand.
    »Mir ist da was aufgefallen.«
    Ich lief über den gelb gepflasterten Pfad zu dem Bild hinüber. Natürlich zeigte es Schneeglöckchen. Inmitten der Blumen stand eine Frau in einem weißen Gewand, die die behandschuhten Arme hochgereckt hatte. Auf ihren Handtellern loderte die Blaue Flamme. Es musste also eine der Mütter sein. Aber welche von denen, die in den letzten tausend Jahren im Turm das Sagen gehabt hatte?
    Das Gesicht der Dame war mir auf Anhieb unsympathisch. Der Maler hatte es geradezu in Frömmigkeit ertränkt. Als wollte er der Auftraggeberin schmeicheln, indem er sie als heilige Streiterin Meloths aufs Leinen bannte.
    Neben der Mutter waren zwei weitere Frauen und ein Mann abgebildet, alle drei in schwarzen Gewändern. Eine der Frauen lag in Panik gekrümmt vor der Mutter und schien mit einem Zauber ihrer Gegnerin zu rechnen. Die Unbekannte hatte wirres rabenschwarzes Haar, das ihr fast bis zu den Knien reichte und ihr Gesicht vollständig verdeckte. Umso deutlicher prangte dagegen das Gesicht der anderen Frau vor mir. Es war gelb, faltig und von Bosheit entstellt. Fast grotesk. Wenn die Mutter allzu licht dargestellt worden war, dann galt für sie das Gegenteil: Bei ihr handelte es sich um eine durch und durch dunkle Erscheinung. Aber weder die eine noch die andere verband sonderlich viel mit einem gewöhnlichen Menschen.
    Die Böse stand

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