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Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Titel: Blitz: Die Chroniken von Hara 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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die Mutter fassungslos. »Du sagst die Wahrheit … Aber das ist unmöglich! In dieser kurzen Zeit bildet niemand eine anständige Magierin aus.«
    Ich verstand ihre Zweifel. Bei uns kamen Kinder im Alter von fünf Jahren ins Regenbogental. Mit zwölf erreichten sie die erste Stufe ihrer Meisterschaft. Und erst acht Jahre später, mit zwanzig, erklommen sie die neunte und letzte Stufe. Doch selbst damit nicht genug: Im Anschluss daran mussten alle Schreitenden noch fünf Jahre Einzelunterricht nehmen. Erst danach galt ihre Ausbildung als abgeschlossen.
    Lahens sechs Jahre dagegen …
    »Obwohl …«, bemerkte Ceyra Asani und warf einen raschen Blick auf meinen Augenstern. »Da ich ahne, wer dich ausgebildet hat, gehe ich davon aus, dass sich der Unterricht grundlegend von dem unterscheidet, der in den letzten fünfhundert Jahren hier im Imperium Anwendung fand. Jemand, der in den Kopf seiner Schülerin mühelos einen gegen Verdammte gerichteten Armbrustzauber zu pflanzen vermag, ist ein Meister. All das spricht dafür, dass ich recht habe: Die frappierende Schnelligkeit der Ausbildung, wie sie nur in der Vergangenheit möglich war. Die Gedankensprache. Befehle, die dem Unterbewusstsein eingegeben wurden. Die Kunst, beide Aspekte der Gabe zu beherrschen. Die Art, wie du die Geflechte für deine Zauber webst. All das weist darauf hin, dass dich jemand von den sechs Verdammten ausgebildet hat. Anders kann es nicht gewesen sein. Sie allein erinnern sich noch an Dinge, die wir anderen längst vergessen haben. Sie verfügen über das nötige Wissen und sind zu all dem imstande, was ich eben aufgezählt habe. Und sie vereinen in sich den lichten wie auch den dunklen Funken. Das klingt unwahrscheinlich? Das habe ich zunächst auch gedacht. Bis ich mich dann gefragt habe, warum es eigentlich nicht so sein sollte.«
    Nach diesen Worten hätte ich beinahe laut losgelacht. Lahen von den Verdammten ausgebildet! Mein Lebtag war mir kein größerer Blödsinn zu Ohren gekommen.
    Doch ich brauchte nur einen Blick auf Lahen zu werfen, da blieb mir das Lachen im Halse stecken, und mein Herz krampfte sich schmerzlich zusammen.
    Ihr Gesicht wahrte einen ruhigen Ausdruck, sie schaffte es sogar, höflich zu lächeln, aber die blauen Augen brannten in unverhohlenem Hass auf die Mutter.
    Die Schreitende hatte die Wahrheit erkannt! Das konnte nicht sein! Durfte nicht sein! Lahen und die Verdammten! Das wollte mir einfach nicht in den Kopf. Nein, das war ganz und gar unmöglich!
    »Versuche nicht zu leugnen, was offensichtlich ist«, sagte Ceyra Asani sanft, ohne etwas auf den nicht gerade zärtlichen Blick Lahens zu geben. »Ich möchte dir helfen.«
    »Verzeiht mir, Herrin, aber ich habe so meine Zweifel, dass es hier nur um Euren Wunsch geht, mir zu helfen«, erwiderte Lahen kalt.
    Das Gesicht der Mutter versteinerte förmlich. Nun schlug sie einen anderen Ton an. Einen höchst unfreundlichen. »Wer hat dich abgerichtet, Mädchen?! Wer hat deine Kräfte zu voller Blüte gebracht – sodass du vermutlich in zwei, drei Jahren spielend meinen Platz einnehmen könntest?! Wer von den sechs ist nicht davor zurückgeschreckt, in deinen dummen blonden Kopf ein derart kostbares Wissen einzupflanzen? Wer war es?! Nenn mir den Namen, damit ich den Grund begreife, warum er oder sie dich ausgebildet hat! Es können weder Pest noch Schwindsucht gewesen sein. Das sind Glimmende, starke zwar, aber dennoch bringen sie keine Zauber mit solch aparten Geflechten zustande. Bleiben die Frauen. Seit ihr gefangen genommen wurdet, bin ich jeden Abend in den Saal der Verdammten gegangen und habe vor ihren Portraits gestanden und mich gefragt, welche von ihnen sich ein derart prachtvolles Küken unter ihre Fittiche genommen hat. Die Verdammte Blatter hätte sich niemals auf eine wie dich eingelassen, denn seit dem Dunklen Aufstand hasst sie alle schönen Frauen. Sie hätte dich also eher in Stücke gerissen als zu ihrer Schülerin gemacht. Scharlach hat noch nie eine Schülerin gehabt und hält sich immer abseits von den anderen. Bleiben Lepra und Typhus. Beide wären zu einem solchen Schritt durchaus imstande. Beide haben genug Erfahrung, um selbst eine Kakerlake in eine Magierin zu verwandeln. Typhus ist in euer Dorf gekommen und verfolgt dich jetzt. Wäre es nicht denkbar, dass sie der Zorn auf eine Schülerin antreibt, die ihre Lehrerin verraten hat? Also, nenn mir den Namen!«
    »Ihr habt völlig recht, Herrin«, sagte Lahen. »Thia al’Lankarra hat mir

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