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Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Titel: Blitz: Die Chroniken von Hara 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Tor … Ratlos sah er sich noch einmal nach allen Seiten um, bis er in seinem Innern plötzlich eine Stimme zu hören meinte, die ihm zuflüsterte: Nimm das Tor!
    »Ja«, sagte er entschlossen, »ich geh durchs Tor!«
    Er stellte sich in die Reihe der Wartenden, die sich rasch lichtete. Das Tor wurde von Soldaten bewacht, die jeden Wagen durchsuchten und alle eingehend beäugten. Wer ihnen verdächtig vorkam, wurde einer näheren Inspektion unterzogen. Neben den Soldaten standen auch Schreitende.
    Für die hatte Pork jedoch keinen Blick übrig. Umgekehrt galt das allerdings genauso, weshalb er ohne Schwierigkeiten den Tordurchgang betrat, der in den Felsen gehauen war. Statt Fackeln sorgten hier magische, frei in der Luft schwebende Kugeln für Licht. Sie begeisterten ihn dermaßen, dass er am liebsten eine von ihnen mitgenommen hätte.
    Die Wände des Tunnels waren glatt und wiesen zahllose Schießscharten auf. Der Gang beschrieb eine Spirale, die sich den Berg hinaufzog und sich nach hundertundfünfzig Yard gabelte. Die eine Abzweigung führte weiter den Felsen hinauf, die andere wieder hinunter.
    Pork nahm den Weg nach oben. Er lief unter drei hochgezogenen Gittern hindurch sowie an einer offenen Tür und fünf Wachtposten vorbei. Nach einer Weile schimmerte Tageslicht vor ihm auf, sah er das Tor am anderen Ende des Tunnels. Hier standen ebenfalls Soldaten und Schreitende, aber, genau wie unten, achtete niemand auf ihn.
    Hinter dem Tor gelangte er zu einer Kreuzung, wo er die Straße nach links einschlug, denn aus irgendeinem Grund meinte er, hier fände er schneller etwas zu essen. Raschen Schrittes ging er weiter. Schon bald wichen die Befestigungsanlagen den Vierteln, in denen wohlhabende Menschen lebten und es kleine Parks gab. Aber nirgends konnte Pork einen Laden entdecken, der Essen feilbot.
    Als ihm endlich der Geruch frisch gebackenen Brotes in die Nase stieg, griffen ihm unvermittelt körperlose Hände von hinten um den Hals. »Du bist ein guter Junge«, flüsterte die Herrin mit zufriedener Stimme. »Und jetzt schlafe!«
    Thia hätte vor Freude beinahe lauthals aufgeschrien.
    Es hatte geklappt! Beim Reich der Tiefe, es hatte geklappt!
    Sie hatte das Unmögliche möglich gemacht! Sie war unter den Augen der Schreitenden in die Hohe Stadt eingedrungen! Aber wozu hatte sie denn auch ihr Köpfchen?! Und auf diese Lösung wäre nicht einmal Talki gekommen!
    Die ganze letzte Woche über hatte sie diese Idee zärtlich ausgebrütet. Hatte sie reifen lassen, sie gedanklich immer wieder durchgespielt. Dennoch hatte sie bis zum Schluss befürchtet, sie müsse eine Niederlage wegstecken. Aber nein, das Glück war ihr hold gewesen.
    Ihre größte Sorge hatte dem Turm gegolten, der ihren Funken hätte bemerken können. Deshalb durfte sie das Geflecht jenes Zaubers, mit dem sie Porks Bewusstsein umzugestalten gedachte, nur Faden für Faden weben.
    Dabei war ihr zupassgekommen, dass Porks Bewusstsein nicht härter als feuchter Lehm war. Wenn man nur wusste, wie man es bearbeitete, konnte man es jederzeit so formen, wie man es begehrte. Doch gerade die Geschmeidigkeit des Materials bedeutete auch den größten Nachteil: Die neue Form zerfloss schon bald wieder. Nach einigen vergeblichen Versuchen überwand sie jedoch auch diese Schwierigkeit.
    Um das Ergebnis hätten sie zahlreiche Schreitende beneiden können. Der Zauber war apart und zart wie morassisches Garn. Das, was Rowan mit dem Beil vollbracht hätte, erreichte sie, die dergleichen nie zuvor versucht hatte, mit Nadel, Eifer und Verstand.
    Und indem sie sich etwas zunutze machte, das ihr zunächst Kopfzerbrechen bereitet hatte: Wenn sie zu tief schlief, kontrollierte ihr Funke Porks Bewusstsein nicht länger, dann erlangte der Tölpel seinen eigenen Willen zurück. In der ersten Zeit war sie deshalb des Öfteren aus dem Schlaf gerissen worden, wenn Pork nach Hilfe rief und verzweifelt weinte. Durch wiederholte Versuche war sie jedoch dahintergekommen, was sie anstellen musste, damit sie selbst im Tiefschlaf die Kontrolle über Pork behielt.
    Für ihr Vorhaben galt es dann aber, ihm die Zügel schießen zu lassen und tief einzuschlafen. Damit sie sich im Bewusstsein des Tölpels auflöste, für einige Zeit ein untrennbarer Teil von ihm wurde – und ihren Funken auf diese Weise vorm Turm verbergen konnte.
    Nach Thias Ansicht war Pork kaum klüger als ein Hamster. Wie aber zwang man einen Hamster, das zu tun, was man von ihm wollte? Eben, durch Nahrung. Sie

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