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Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Titel: Blitz: Die Chroniken von Hara 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Als meine Vermutung jetzt in Worte gekleidet wurde, war es also im Grunde keine Neuigkeit für mich.
    Lahen schwieg nach wie vor hartnäckig.
    »Der Zauber, mit dem du in der Schenke diese Meuchelmörderin ausgeschaltet hast, hat meine Vermutung nur bekräftigt. Das war ein Kampfzauber der Nekromanten. Auch die Fertigkeiten, die du in Hundsgras an den Tag gelegt hast, gehen weit über das hinaus, was in der Schule der Schreitenden gelehrt wird. Du hast ein derart geballtes Dunkel eingesetzt, dass es jedem Nekromanten zur Ehre gereicht hätte. Und einen
fremden
Hilss zu beherrschen …! Wir alle wissen, wie kapriziös dieser Stab ist. Außerdem bindet ihn mehr als pure Magie an seinen Besitzer. Trotzdem behauptet Shen, du hättest dir den Hilss in wenigen Sekunden gefügig gemacht. Das schafft nicht einmal jeder Nekromant. Dafür muss man den Siebenten oder Achten Kreis hinter sich gebracht haben, wenn ich mich nicht irre.« Nun nahm die Mutter doch wieder Platz und klaubte einige nicht vorhandene Staubfusseln von ihrem Ärmel. »Aus dem Turm würde niemand einen solchen Stab auch nur anfassen, genau wie umgekehrt kein Nekromant die Blaue Flamme in die Hände nehmen würde. Und doch vermochte mich der Schluss, dass dich die Nekromanten abgerichtet hatten, nicht zu überzeugen. Es gab da … eine Ungereimtheit. Wir Schreitenden gebieten über die lichte Seite der Gabe, die Nekromanten über die dunkle. Und das Weiße wird nie schwarz, das Schwarze nie weiß. Beide Farben mischen sich niemals zu Grau. Es sei denn …« Die Mutter reckte den Zeigefinger in die Höhe. »Es sei denn, ein Nekromant aus dem Achten Kreis wird von den Verdammten ausgebildet. Denn diese sechs beherrschen nach wie vor beide Aspekte der Gabe. In ihnen lodert sowohl der lichte als auch der dunkle Funke. Deshalb verfügen einige Nekromanten zum Teil auch über Wissen, das im Regenbogental gelehrt wird. Sie werden ein wenig … licht, können einige unserer schlichten lichten Zauber einsetzen. Was ist? Überzeugt dich diese Erklärung?«
    »Leider nein, Herrin«, erklärte Lahen mit gelassener Stimme.
    »Dann ergeht es dir wie mir«, entgegnete Ceyra. »Den sechs Verdammten würde es bestimmt nicht schmecken, wenn einer der Nekromanten hinter ihrem Rücken irgendein hergelaufenes Mädchen in ihrer Kunst unterwiese. Man müsste den Verstand verloren haben, um sich zu einem solchen Schritt hinreißen zu lassen. Deshalb musste ich mich wohl oder übel von der Idee, ein Nekromant habe dich ausgebildet, verabschieden. Ich musste noch einmal von vorn anfangen, obwohl ich die Antwort auf diese Frage die ganze Zeit über vor der Nase hatte.«
    Auf dem blassen Gesicht der Mutter erschienen rote Flecken, ihre Stimme wurde honigsüß. »In einem unserer Gespräche hatte sich jene Bäckersfrau, die wir alle kennen, nämlich einmal verplappert. Deshalb wusste ich, dass du mit anderen sprechen kannst, ohne den Mund aufzumachen. Dem hatte ich allerdings keine Bedeutung beigemessen, ja ich glaubte sogar, die gute Dame habe sich das nur ausgedacht. Aber nachdem ich die Frage, wer dich ausgebildet hat, zum hundertsten Mal durchgekaut hatte und immer noch auf der Stelle trat, fiel mir dieses Gespräch wieder ein. Mitunter greifst du ja nach jedem Strohhalm …«, bemerkte Ceyra Asani grinsend. »Und dann fand ich das, was ich gesucht hatte. Gedankensprache. Eine solche Fähigkeit nennt sich Gedankensprache. Seit dem Ende des Krieges der Nekromanten gab es niemanden mehr, der sie beherrschte. Trotzdem träumen alle Mädchen in der ersten Phase ihrer Ausbildung davon. Nur schafft es keine, sie sich auch anzueignen. Beantworte mir also folgende Frage: Beherrschst du dieses Können?«
    »Nein.«
    »Warum lügst du schon wieder?«, fragte die Mutter und schnalzte enttäuscht mit der Zunge. »Wenn du so weitermachst, zwingst du mich dazu, dich zu bestrafen. Also, halten wir fest: Du beherrschst diese Kunst. Du kannst mit jemandem reden, ohne den Mund aufzumachen. Sobald ich erst einmal von diesem Punkt ausgegangen bin, ergab sich alles andere wie von selbst: Dein Lehrer oder deine Lehrerin konnte dir etwas beibringen, das im Regenbogental vor langer Zeit in Vergessenheit geraten war. Das bedeutete, er oder sie musste über reiches Wissen verfügen – und über die Fähigkeit, aus einem natürlichen Funken ein solches Talent zu schmieden. Wie lange hat die Ausbildung gedauert? Zehn Jahre? Zwanzig?«
    »Sechs«, antwortete Lahen fast tonlos.
    »Sechs?«, wiederholte

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