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Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Titel: Blitz: Die Chroniken von Hara 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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gehandelt. Denn nach allem, was ich wusste, war Soritha eine echte Natter und hatte nur bekommen, was sie verdient hatte: einen Schlag in den Rücken.
    »Thia gilt als talentiert, gefährlich und nachtragend. Mitunter neigt sie zur Grausamkeit, aber im Grunde kann man mit ihr reden. Die anderen haben sie nicht allzu sehr gemocht, und ich glaube, sie hätten sich längst von ihr getrennt, hätten sie nicht fürchten müssen, in einem Kampf den Kürzeren zu ziehen. Sie gehört nämlich zu jener Art von Wölfinnen, die noch töten, selbst wenn sie bereits tödlich verletzt sind. Ich weiß nicht, warum sie Typhus heißt. Vielleicht hat sie sich diesen Namen ausgesucht, weil er dasselbe Initial hat wie ihr Vorname. Wir müssen sie jedenfalls fürchten wie niemanden sonst. Abgesehen von Ceyra Asani vielleicht.«
    Das nächste Portrait stellte eine liebreizende junge Frau dar, die äußerlich eine Altersgenossin von Typhus war und den Maler verlegen anlächelte. Das prachtvolle schwarze Haar umrahmte die Augen eines von allen Wölfen dieser Welt gejagten Schafs. Auf den blassen Wangen leuchteten rote Flecken der Verlegenheit.
    »Wer ist denn dieses scheue Kind?«, fragte ich.
    »Dieses scheue Kind ist niemand anders als Mithipha Danami, die Verdammte Scharlach. Ihr hat, wie wir von Luk wissen, das Imperium den Besuch aus Sdiss zu verdanken. Bis zum Dunklen Aufstand war sie die Schülerin Talkis, der Verdammten Lepra, und hat nur getan, was diese ihr gesagt hat. Sie hat sich stets im Schatten ihrer Lehrerin gehalten. Von den Verdammten hat sie das geringste Potenzial. Während des Kriegs der Nekromanten ist sie nur einmal in Erscheinung getreten, als sie alle Zöglinge aus den untersten Klassen im Regenbogental getötet hat. Diese Tat, der Mord an den Kindern, hat ihr auch ihren Namen eingetragen: Scharlach, eben nach einer Kinderkrankheit.«
    Jetzt kam mir die Frau schon nicht mehr so liebreizend vor.
    »An den Kämpfen hat Mithipha praktisch nicht teilgenommen. Stattdessen hat sie vor allem Talki unterstützt und gegen allerlei Unliebsamkeiten abgeschirmt. Mit den anderen Verdammten stand sie kaum in Verbindung. Sie weiß selbst, dass sie recht schwach ist. Thia hasst sie inbrünstig und rührt sie nur deshalb nicht an, weil sie es dann mit Talki zu tun bekäme.«
    »Und was ist der Grund für diesen Hass?«
    »Soweit ich weiß, bekam Mithipha während des Krieges der Nekromanten Schwierigkeiten, als ihre Truppen Alsgara stürmen wollten. Thia und Rethar eilten ihr daraufhin zu Hilfe. Mit dem Ergebnis, dass die Schreitenden Rethar ins Reich der Tiefe schickten. Ohne Mithipha, da ist sich Thia ganz sicher, wäre Rethar jetzt noch am Leben.«
    Unterdessen trat ich näher an das dritte Bild heran.
    »Ein Nordländer?! Unter den Verdammten gibt es einen Nordländer?!«
    »Erstaunlich, nicht wahr? In den Klanen kommt nur sehr selten jemand mit dem Funken auf die Welt. Also, darf ich vorstellen, Ley-ron, den die Verdammten aber immer nur Ley nennen. Er selbst hat für sich den Namen Pest gewählt.«
    Ley war ein älterer, aber immer noch sehr kräftiger Mann. Sein Gesicht prägten ein breiter Unterkiefer, ein üppiger roter Schnauzbart und kurz geschnittenes Haar mit leicht grau melierten Schläfen. Unter dichten Brauen blitzten tief sitzende eisblaue Augen hervor. Die Hakennase, die an den Schnabel eines Greifen denken ließ, musste ihm einmal gebrochen worden sein, die Lippen waren so fest aufeinandergepresst, dass sie zu einer einzigen dünnen Linie verschmolzen.
    »Vor dem Aufstand hieß er nur der Träger des Lichts. Im Turm war er der beste Erzieher der jungen Glimmenden. Ley hat viele Schüler ausgebildet, sie aber auch ohne zu zögern ins Reich der Tiefe geschickt, sobald sie sich gegen ihn stellten. Während der Schlacht um den Turm stürzte er aus einem Fenster im Ratssaal. Er fiel, wenn du so willst, vom Himmel auf die sündige Erde.«
    »Wie konnte er das überleben?«
    »Nur durch ein Wunder«, sagte Lahen. »Er hat sich lediglich ein Bein gebrochen, seitdem humpelt er deutlich. Selbst Talki konnte ihm mit all ihrem Wissen nicht helfen, die Knochen wieder richtig zusammenwachsen zu lassen. Allerdings habe ich den Verdacht, dass sie Ley aus Gründen, die nur sie kennt, auch gar nicht wirklich helfen wollte. Im Krieg der Nekromanten hat er an der Seite von Ghinorha gekämpft. Wenn einer ihrer Namen Geißel des Krieges war, dann machte er seinem Namen als Pest alle Ehre. Zumindest was die Armee des Imperiums anging.

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