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Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Blitz: Die Chroniken von Hara 2

Titel: Blitz: Die Chroniken von Hara 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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dir keinen Zwang an.«
    »Damit mir die Haut bei lebendigem Leibe abgezogen wird, weil ich Ceyra Asanis Liebling in die Glücklichen Gärten geschickt habe? Nein danke, da warte ich lieber auf eine günstigere Gelegenheit. Was hat der Rat entschieden?«
    »Das wird euch die Mutter selbst sagen. Also kommt mit.«
    Wortlos folgten Lahen und ich ihm.
    »Wo seid ihr heute gewesen?«, durchbrach Shen das Schweigen.
    »Im Saal der Verdammten«, antwortete Lahen.
    »Hast du Ness Ghinorha gezeigt?«
    »Anscheinend bist du bereits über alles im Bilde.«
    »Immerhin bin ich der Schüler der Mutter«, erwiderte Shen gelassen. »Sie hielt es für richtig, mich davon in Kenntnis zu setzen. Ich … bin beeindruckt. Das ist mein voller Ernst. Ich habe zwar in Hundsgras miterlebt, was du mit einem Hilss anstellst, aber dass hinter deinem Können eine der Verdammten steht … Du bist genau die Schatzkiste an Wissen, die der Turm jetzt so dringend braucht.«
    »Und wenn meine ganze Geschichte erlogen ist? Habt ihr darüber schon einmal nachgedacht?«
    »Wenn du gelogen haben solltest, wäret ihr beide längst tot«, stellte er klar.
    »Wer weiß noch von der Verbindung zwischen mir und Ghinorha?«
    »Außer mir und der Mutter niemand«, antwortete Shen. »Das ist die Wahrheit.«
    Alles klar. Sie wollten im Turm keinen Sturm entfachen. Mein Augenstern stellte für Ceyra Asani einen viel zu verlockenden Happen dar, als dass sie ihn mit den anderen Schreitenden teilen wollte. Lahens Wissen bedeutete nicht nur Kraft, sondern verhieß auch gewaltige Macht. Und die wollte sich die alte Schlange unter den Nagel reißen.
    »Ich verlasse euch hier«, sagte Shen an der nächsten Treppe. »Geht hier rauf, dann kommt ihr zum Eingang in den Ratssaal.«
    »Das glaube ich einfach nicht!«, rief ich aus. »Willst du dir dieses Vergnügen wirklich entgehen lassen? Willst du gar nicht von uns Abschied nehmen? Schließlich siehst du uns womöglich zum letzten Mal in deinem Leben.«
    »Ihr beide überlebt mich mit Sicherheit«, schnaubte er – und zum ersten Mal sah ich in seinen Augen echte Verblüffung, nicht diesen gekünstelten Spott. »Leider habe ich noch etwas zu erledigen. Aber ich würde euch raten, gründlich nachzudenken, bevor ihr auf die Fragen der Mutter antwortet. Und die richtige Entscheidung zu treffen. Denn von dem, was ihr gleich sagen werdet, hängt euer Schicksal ab. Wir sehen uns noch. Hoffe ich zumindest.«
    Nach diesen Worten zog er sich zurück und verschwand rasch hinter der Biegung des Gangs.
    »Anscheinend zeigt er für unsere Zukunft echtes Interesse«, bemerkte Lahen nachdenklich. »Weshalb wohl?«
    »Sein Gewissen rührt sich«, vermutete ich. »Schließlich hat er dafür gesorgt, dass uns die Schreitenden in die Klauen bekommen.«
    »Da hat er nur getan, was man von ihm verlangt hat.«
    »Habe ich das geträumt, oder hast du nicht vor Kurzem noch versprochen, es diesem Miststück zu zeigen?«, fragte ich. »Hat sich seitdem vielleicht irgendetwas verändert, von dem ich nichts weiß?«
    »Nein, das hat es nicht. Aber Shen ist gar nicht so schlecht, wie es auf den ersten Blick scheint.«
    »Also hör mal«, empörte ich mich, »du kannst doch nicht allen Ernstes verlangen, dass ich ihn in mein Herz schließe, nachdem er uns diese Suppe eingebrockt hat?! Ohne Shen wären wir schließlich längst in der Goldenen Mark. Nein, wenn du mich fragst, ist er ein Furunkel am Hintern, das uns direkt ins Grab bringt.«
    »Wie originell!«, höhnte Lahen und hakte sich bei mir unter. »Aber lass uns zu einem anderen Zeitpunkt über den guten Shen sprechen. Jetzt würde ich zu gern erfahren, welche Entscheidung der Rat getroffen hat und was Ceyra Asani für unser Leben verlangt – sollte sie uns überhaupt am Leben lassen.«
    »Warum lodert auf den Händen der Mutter eigentlich diese Blaue Flamme?«, fragte ich Lahen, während wir die Treppe hinaufstiegen.
    »Das ist ihr Erkennungszeichen. Hast du die Handschuhe gesehen? Sie verbergen die schrecklichen Verbrennungen der Haut. Es hat nun einmal alles seinen Preis, auch die Macht. Die Mutter muss deshalb als Oberhaupt des Turms und als Vorsitzende des Rats ihr Leben lang diese Handschuhe tragen. Sie sind der einzige Schutz gegen die Schmerzen, die die Blaue Flamme verursacht. Nicht einmal ein Heiler könnte sie sonst lindern.«
    »Ist diese Blaue Flamme denn ein echtes Feuer?«
    »Nein. Sie steht lediglich für die lichte Kraft, vergrößert die Möglichkeiten seiner Trägerin aber

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