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Blitz in Gefahr

Blitz in Gefahr

Titel: Blitz in Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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eines Mannes, der an böse Geister glaubte, hatte ihm seine eigene Einbildungskraft im Schlaf einen Streich gespielt und ihm einen gräßlichen Alptraum beschert, den er nicht noch einmal erleben mochte.
    Eine Wolke verdeckte den Mond, und das Zimmer verdunkelte sich. Alec ging zum Fenster und schaute hinaus. Es fröstelte ihn; er schob es auf die nächtliche Kühle und nicht auf seine Furcht. Nach kurzer Zeit kam der Mond wieder hervor und füllte das Zimmer mit geisterhaftem Licht. Immer noch hatte Alec heftiges Herzklopfen. Man braucht sich eines Traumes wegen nicht zu ängstigen, redete er sich selbst gut zu und versuchte, Ordnung in seine Gedanken zu bringen. Er mochte etwa zwei Stunden geschlafen haben, wie er nach dem Stand des Mondes feststellte. Er fühlte sich wie zerschlagen. Es war entsetzlich gewesen, Kowis grauenhaftes Zerrbild zu sehen, diesen Dämon, an den er nicht glaubte, so eingehend ihn der Hauptmann auch geschildert hatte. Alec blieb geraume Weile am Fenster stehen, weil er sich nicht getraute, wieder ins Bett zu gehen, aus Angst, dieser Traum könnte sich wiederholen. Schließlich tauchte er den Kopf zum zweitenmal in kaltes Wasser und beschloß, für den Rest der Nacht wachzubleiben. Wenn er wieder auf der Ranch war und das Leben seinen normalen Lauf nahm, würde er die Schauergeschichte von Kowis Fluch nicht nur vergessen, sondern vielleicht sogar über seine Ängste lachen können.
    Nachdem Alec lange Zeit am Fenster gestanden und sich von dem Frieden der schönen Nacht hatte beruhigen lassen, schlug sein Herz allmählich ruhiger. Um sich wachzuhalten, wanderte er im Zimmer auf und ab und versuchte, seine Gedanken auf angenehme Dinge zu richten.
    Plötzlich spannten sich alle seine Sinne — er hatte draußen etwas gehört! Auf Zehenspitzen eilte er zum Fenster und lauschte hinaus. Es war nicht das gelegentliche Plätschern des Wassers, nicht das leise Rauschen der Palmen in der nächtlichen Brise — das waren die verhaltenen Schritte eines Menschen, der nicht gehört werden wollte!
    Alec strengte die Augen bis zum äußersten an, um die Dunkelheit zu durchdringen. Nach wenigen Minuten erkannte er die Umrisse eines Mannes, der aus dem Schatten des Hauses in den Mondschein trat. Konnte es Omar sein, der aus dem Seminolendorf zurückgekehrt war? Nein! Die Gestalt war groß und breit und bewegte sich schnell und mühelos wie ein Raubtier. Es war der Hauptmann.
    Alec trat vom Fenster zurück; er wollte auf keinen Fall den Eindruck erwecken, als spionierte er seinem Gastgeber nach. Er hatte auch nicht die Absicht, sein Zimmer zu verlassen; es ging ihn nichts an, was der Hauptmann in der Nacht trieb. Vielleicht folgte er irgendeiner Spur Kowis. Es mußte Alec gleich sein, er wollte im Zimmer bleiben, bis der Morgen graute und er sich auf den Heimweg machen konnte.
    Nach einigen Minuten jedoch geriet sein Entschluß ins Wanken. Wie, wenn er mit seinem Verweilen genau das tat, was in de Villas Plan paßte? Am Ende hatte er ihm die haarsträubende Fabel von Kowi nur erzählt, um ihn in Angst zu versetzen und ihm die Lust zu nehmen, sich nachts hinauszuwagen. De Villa wünschte sich Blitz als Deckhengst für seine Stute und hegte möglicherweise keineswegs die Absicht, das Ende der Rennsaison abzuwarten, bis Alec einwilligte, sondern er wollte die Gelegenheit benutzen und jetzt handeln.
    Als Alec aus der Entfernung Blitz’ gedämpftes Schnauben hörte, traf er sofort seine Entscheidung. Er stürzte zur Tür, von Zorn übermannt, und rannte die Treppe hinunter. Der Hauptmann nahm sich skrupellos, was er sich wünschte! Mit Gewalt, wenn es nicht anders ging! Nichts würde ihn abhalten, seine Stute von Blitz decken zu lassen!
    Alec riß die Haustür auf und sprang über die Stufen hinaus in die Nacht. Alle Furcht war verflogen; er wußte, was er zu tun hatte. Keine Hand sollte seinen Hengst berühren außer seiner eigenen, darum wollte er kämpfen, und wenn de Villa zehnmal kräftiger war als er.
    Er gab sich keine Mühe, leise zu sein, als er sich dem Stall näherte. Da erscholl Blitz’ schrilles, herrisches Wiehern, das er immer ausstieß, wenn er zu einer rossigen Stute gelassen wurde.
    Alec mußte einsehen, daß er zu spät kam.

Der Kampf

    Die silberweiße Stute war ein kleines Stück hinter dem Stall an einem Zaun angebunden. Blitz stand neben ihr mit stolz gebogenem Hals und hocherhobenem Schweif in der königlichen, anmaßenden Haltung des werbenden Hengstes. Beide sahen im Licht des Mondes

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