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Blitz in Gefahr

Blitz in Gefahr

Titel: Blitz in Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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ihm sprechend, als ob wir uns schon seit Urzeiten kennten. Merkwürdigerweise schien er besser zu wissen als ich, warum ich nach Haiti gekommen war. Er wußte, daß ich Berufsreiter bin. Wie er das in Erfahrung bringen konnte, ist mir bis heute ein Rätsel. Während des ganzen Gesprächs verloren seine Augen keinen Moment den Ausdruck, als sähe er in mir einen vom Tode Gezeichneten. Doch auch Mitleid stand in seinem Blick, als ob er mir ernstlich helfen wollte; aber vielleicht glaubte er nur, wir könnten einer vom anderen Kraft gewinnen.
    Kurz nach diesem ersten Gespräch brachte er eine eiserne Kassette zum Vorschein. Sie enthielt die meisten dieser alten Urkunden und Zeichnungen, die Sie hier auf dem Tisch sehen. Er übergab sie mir, als ob er sich davon befreien wollte, weil sie schuld wären an dem Zustand, in dem ich ihn gefunden hatte.
    Ich blieb bei ihm, und während der nächsten Stunde schien er sich allmählich zu entspannen. Als ich ihn fragte, was ihm eigentlich widerfahren war, erzählte er mir, daß er von Kowis Fluch heimgesucht worden sei, weil er sich zum Beackern seines Landes eines Pferdes bedient habe. Ich lachte ihn aus, aber das Lachen verging mir, als er mich ernst warnte: Da auch ich aus der Familie stammte, auf welcher der Fluch lastete, und zudem mit Pferden zu tun hätte, müßte ich eines entsetzlichen Todes sterben, wenn nichts zu meiner Rettung unternommen würde.
    Als ich das hörte, sah ich mir die Zeichnung, die Kowi darstellte, genauer an, und da packte mich die größte Furcht meines Lebens. Ich wünschte sofort wegzukommen von Omar, von Haiti, von allem, was mit meiner Familie zusammenhing; aber vergebens — ich war wie von einem Bann getroffen, ich konnte nicht fortlaufen, ich konnte meinem Schicksal nicht mehr entgehen, es war zu spät. Ich hielt die alten Dokumente meiner Familie in Händen. Ich hatte kein Ziel, ich mußte der Sage von Kowi folgen. Das erkannte ich instinktiv und ohne Zweifel, als hätte ich schon immer gewußt, daß diese Zeit einmal kommen würde.«
    De Villa machte eine Pause, und Alec schwieg, denn er vermochte diese Welt des Aberglaubens nicht zu verstehen. Es stand ihm frei, sie als »kindischen Unsinn« zu bezeichnen; aber für den Hauptmann war sie Wirklichkeit.
    »Ich bin eigentlich ein verschlossener Mensch, Alec, und ich erzähle Ihnen das alles, ohne zu erwarten, daß Sie mir glauben. Ich möchte Ihnen jedoch erklären, was mich mit Omar hierhergeführt hat. Kowis Fluch lastet auf uns. Sie haben ja selbst in Ihrer nüchternen alltäglichen Welt die Redensart: >Niemand entgeht seinem Schicksale «
    De Villa seufzte tief auf, ehe er fortfuhr: »Einmal im Besitz der Papiere meiner Ahnen, bin ich unentrinnbar hineingezogen in die Ereignisse vor Jahrhunderten; ich bin dazu verdammt, ein Teil davon zu sein. Wie es sich gefügt hat, bin ich ein Reiter, habe somit dieselbe vererbte Passion wie jener Ahne, der sein eigenes Volk verriet, um in den Besitz eines Pferdes zu gelangen. Ich habe mir das Ziel gesetzt, die Legende durch eine Begegnung mit Kowi selbst zu einem Schluß zu bringen. Wenn es ihn wirklich gibt, nicht nur in der Vorstellung geistergläubiger Menschen, muß ich es auf mich nehmen, meine Familie und mich irgendwie von dem Fluch zu befreien.« Der Hauptmann sah Alec forschend an, bevor er hinzusetzte: »Ich muß wohl nicht mehr darauf hinweisen, daß sich Kowis Reich nach der in diesen Papieren festgehaltenen Überlieferung hier in dieser Gegend befindet...«
    Ohne darüber nachzudenken, was er anrichten könnte, platzte Alec heraus: »Sie sind ja verrückt, Herr Hauptmann!« Überraschenderweise zeigte de Villas Gesicht keinen Unmut. »Nein, Alec, das bin ich nicht. Ich habe alle Beweise, die ich brauche. Meine Vorfahren haben Kowi gesehen ; in diesen Urkunden wird er beschrieben. Hier ist sogar eine Zeichnung von ihm. Wollen Sie sie sehen?«
    Ohne Alecs Antwort abzuwarten, nahm de Villa eins der auf dem Tisch ausgebreiteten Blätter und reichte es ihm. Alec war fest entschlossen, sich nicht in Schrecken versetzen zu lassen wie von der Statuette. Beide waren ja nur Phantasiegebilde abergläubischer Menschen!
    Seinem Vorsatz zum Trotz packte ihn Entsetzen, als er die unheimliche Zeichnung betrachtete. Seine Erwartung, ein phantastisches Scheusal zu erblicken — halb Mensch, halb Tier — , erfüllte sich nicht, vielmehr tanzte ein Gewirr von Linien über das dünne Papier, die keine zentrale Gestalt erkennen ließen. Zeichen und Symbole,

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