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Blitz in Gefahr

Blitz in Gefahr

Titel: Blitz in Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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dem Sägegras. Er brauchte die Antwort des Hauptmanns nicht abzuwarten, denn im hellen Mondschein sah er die Hufspuren im Schlamm.
    Alecs Kopf dröhnte, das Blut rauschte ihm in den Ohren. Was hatte den Hengst in den Sumpf getrieben?
    Der Hauptmann zuckte die Schultern. »Es war für ihn der schnellste Weg, um...«
    »Zu entkommen«, beendete Alec bitter. »Was haben Sie ihm angetan, nachdem er Ihre Stute gegen meinen Willen und gegen unsere Abmachungen gedeckt hat? Das wollten Sie von Anfang an. Sie planten es. Sie hatten gar nicht die Absicht zu warten.«
    Der Hauptmann wandte sich ab; eine Weile herrschte Schweigen. Alec erkannnte, daß es keinen Sinn hatte, nach den Gründen für Blitz’ Flucht zu forschen. Blitz war in seiner Panik in den Sumpf gelaufen; seine Chancen, die Nacht zu überleben, waren gering. Die Gefahren kamen selbstverständlich nicht von den überirdischen Mächten, an die der Hauptmann glaubte, sie waren wirklich: die Alligatoren, die Giftschlangen, der Morast.
    »Sie haben recht, Alec, ich konnte nicht warten. Aber jetzt bedaure ich es ebensosehr wie Sie.« De Villas Geständnis klang glaubwürdig, doch was nützte es?
    »Zum Bedauern ist es zu spät«, antwortete Alec verbissen. »Jetzt gibt es nur eins — ich muß ihn finden! Und zwar um jeden Preis und so schnell wie möglich!«
    »Sie haben keine Wahl — Sie müssen hier warten, bis er wiederkommt. Es wäre heller Wahnsinn, ihm in der Nacht in den Sumpf nachzulaufen.«
    »Und wenn er irgendwo steckengeblieben ist?« sagte Alec. »Darauf kann ich es doch nicht ankommen lassen.« Seine Augen schweiften von den tief in den weichen Boden gedrückten Hufspuren zur gegenüberliegenden Böschung. »Wie weit kann er denn kommen, ehe er einsinkt?«
    De Villa starrte ihn bestürzt an. »Er kann sehr weit weglaufen. Aber das glaube ich nicht. Es gibt keine andere Möglichkeit — wir müssen hier auf ihn warten, mindestens, bis es Tag wird.«
    »Ich warte nicht so lange«, erwiderte Alec leidenschaftlich. »Bis es Tag wird, kann er verunglückt sein. Sie müssen doch verstehen, Herr Hauptmann, was mir mein Pferd bedeutet. Und da Sie an dem Ganzen schuld sind, nehme ich an, daß sie mir helfen.«
    Alec fühlte, wie der dicht neben ihm stehende Mann erschauerte, er schien um eine Antwort zu ringen, brachte aber keinen Ton hervor.
    »Sie meinten ja, er sei noch nicht weit gekommen. Es kann doch kein so unüberwindliches Unternehmen sein, ihm nachzugehen, zumal Sie sich hier im Sumpf auskennen.«
    De Villa rang mit sich; dann sagte er flehend: »Bitte, Alec, glauben Sie mir, Sie müssen warten, bis es Tag wird. Wenn er bis dahin nicht von allein zurückgekehrt ist, will ich mich gern mit Ihnen auf die Suche machen.«
    »Bis morgen kann es zu spät sein«, gab Alec schnell zurück. Er hatte längst begriffen, daß es de Villas abergläubische Ängste waren, die ihn davon abhielten, in der Nacht in das Sumpfgebiet einzudringen. Die Legende von dem Dämon Kowi und seinem angeblichen Fluch hatte de Villa ihm wahrscheinlich erzählt, um ihn zu ängstigen, damit er sich nachts nicht aus seinem Zimmer hinauswagte; daß der Hauptmann daran glaubte, war sicher. Es war sinnlos, ihn um Unterstützung zu bitten.
    Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, ging Alec auf den schmalen Pfad zu, der sich neben dem schwarzen Wasser entlangwand. Er hörte de Villa hinter sich schreien: »Alec! Alec! Um alles in der Welt! Ich beschwöre Sie — tun Sie’s nicht. Sie laufen in Ihr Verderben!«
    Alec blieb weder stehen, noch drehte er sich um. Er wollte dem flehenden Blick des Hauptmanns nicht begegnen, um sich nicht erweichen zu lassen. Er konnte zwar die uralten Dokumente, Legenden und den goldenen Talisman ins Reich der Fabel verweisen, nicht aber die panische Angst des dunkelhäutigen Mannes vor diesen Dingen. Mit tragischer Verbohrtheit glaubte de Villa daran, daß es sein Tod wäre, wenn er zur Nachtzeit in den von Dämonen bevölkerten Sumpf hineinginge.
    Unbeirrt wanderte Alec auf dem Damm weiter; der weiche Boden hielt seinem Gewicht besser stand, als er angenommen hatte.
    »Sie werden mitsamt Ihrem Pferd umkommen!« jammerte de Villa hinter ihm. »Kehren Sie zurück!«
    Alec konnte nicht leugnen, daß ihn die Warnung ängstigte, aber er ließ sich nicht zurückhalten. Die unheimliche Sumpfwüste lag vor ihm. Er hätte de Villas Hilfe bitter nötig gehabt. Trotz allem, was der Hauptmann ihm angetan hatte, zürnte Alec ihm nicht mehr, auch die Angst vor ihm war

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