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Blitz in Gefahr

Blitz in Gefahr

Titel: Blitz in Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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verschluckte Blut verursachte ihm würgende Übelkeit. Er war außerstande, ein Wort hervorzubringen, nicht einmal flüstern konnte er. Er versuchte, seine Kehle freizuhusten, aber die Anstrengung brachte ihn wieder an den Rand einer Ohnmacht. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als liegenzubleiben und zu hoffen, daß er sich allmählich erholen würde.
    Verschwommen wie im Traum sah er sein Pferd zu der Stute zurückkehren. Ihre Körper verschmolzen ineinander, er hörte ihre Schreie und das Schlagen ihrer Hufe. Die beiden Körper drehten sich noch ein paarmal schnell umeinander, dann wurde es plötzlich still. Er sah und hörte nichts mehr, denn jetzt senkte sich völlige Schwärze über seine Sinne, er fiel in Ohnmacht.
    Der Hauptmann suchte unterdessen im Stall nach einer Waffe, die er wirksam gegen den rabiaten Hengst anwenden konnte. Eine lederne Reitpeitsche hing an einem Pfosten im Stallgang; er nahm sie für alle Fälle an sich. Er wußte nicht, wo er die langstielige Heugabel gelassen hatte; es währte mehrere Minuten, bis er sie fand. Er war entschlossen, seine sanfte Stute vor dem wildesten Hengst zu bewahren, der ihm je im Leben begegnet war. Er hatte sich verrechnet — das war kein Deckhengst, wie er ihn sich für seine sanfte Stute wünschte, das war der Teufel selbst! Trotz den Waffen zögerte er, den Stall zu verlassen. Zum erstenmal, seit er mit Pferden umging, empfand er Todesangst. Vom Türrahmen aus spähte er hinüber, sah, wie Blitz die Stute herumwirbelte und ihr seine überlegene Kraft bewies, bis sie endlich still und willig vor ihm stand. Er bangte um sie, aber helfen konnte er ihr nicht.
    Einige Augenblicke später, als der Hengst die Stute aufwiehernd verließ, schlich der Hauptmann auf Zehenspitzen mit vorgestreckter Heugabel vorwärts. Er sah den Hengst zu der Stelle zurückkehren, an der Alec im Gras lag. Er fragte sich, ob der Junge vielleicht tot wäre. So schwer hatte er nicht zuschlagen wollen. In seinem Schrecken über die plötzliche Umklammerung war er nur bestrebt gewesen, sich zu befreien.
    Blitz witterte das Blut am Kopf seines Herrn und scheute wieder zurück. Der einzige Mensch, der ihn hätte beruhigen können, lag wie tot da. Tiefe Angst befiel den Hengst; er hatte dieses Gefühl von absolutem Allein- und Verlassensein, das ihn überkam, seit Jahren nicht mehr gespürt und wich verstört noch weiter zurück. Da sah er undeutlich im Dunkeln eine Gestalt und griff sie sofort wütend an.
    Die stählernen Zinken der Heugabel drangen ihm ins Fleisch; sein Instinkt sagte ihm, daß ihm nur die Flucht übrigblieb. Hier war ein Gegner, dem er nicht gewachsen war, er mußte um sein Leben rennen.
    Wenn der Hauptmann glaubte, er könnte die baumelnde Führleine ergreifen und den unbändigen Hengst gedemütigt in den Stall zurückbringen, so hatte er sich geirrt. Blitz wirbelte herum und stürmte in vollem Galopp dem Sumpf zu; die lederne Führleine schleifte hinter ihm her.

Der unheimliche Sumpf

    Der Hauptmann kniete neben Alec nieder. »Hören Sie mich? Ich bitte Sie um Verzeihung! Es ist in der Aufregung geschehen. Ich wollte Sie nicht verletzen.«
    Alec schlug die Augen auf, er fühlte sich sehr elend. De Villas Worte klangen bittend und freundlich, aber seine Augen straften sie Lügen.
    Alec wischte sich das Blut vom Mund, raffte alle Kraft zusammen und richtete sich auf. Schweratmend kam er auf die Füße. Die Erbitterung übermannte ihn, er warf sich auf den Hauptmann und schlug ihn ins Gesicht. Wieder merkte er sofort, daß er gegen den riesigen Mann nichts ausrichten konnte. Er fühlte sich gepackt und zu Boden gestoßen. Jedoch der Schlag, den er erwartete, blieb aus; statt dessen wurde er energisch, aber nicht unfreundlich aufgehoben und weggeführt. Er vernahm nichts außer dem Geräusch, das der leise Wind in den Palmen verursachte, und ein wenig später hörte er das Gurgeln des Wassers; sie standen am Rand des Sumpfes, das Haus befand sich hinter ihnen.
    »Was haben Sie mit meinem Pferd gemacht?« fragte Alec erstickt. »Wo ist es?«
    »Der Hengst ist davongelaufen, ich konnte ihn nicht halten. Ich habe es versucht, aber es gelang mir nicht.«
    De Villas dunkle Haut spannte sich über den Backenknochen, die Adern an seinen Schläfen pulsten. Alec begriff, daß sich der Mann vor Blitz gefürchtet hatte und des Pferdes nicht Herr geworden war. Doch das war kein Trost.
    »Wohin ist er denn gelaufen?« fragte Alec verzagt. Entsetzt gewahrte er das dunkle Wasser zwischen

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