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Blitz in Gefahr

Blitz in Gefahr

Titel: Blitz in Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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aber ungefähr fünfundzwanzig Meter vor ihm plötzlich an, und in dem nebligen Umriß formte sich eine kleine Gestalt von goldenem Glanz. Es war kein Ungeheuer, sondern erinnerte eher an ein Kind. Alec fühlte, wie sich ihm in neu aufsteigendem Grauen die Haare sträubten; er schloß die Augen, weil er den Anblick nicht länger ertragen konnte.
    Fiel er wieder einer Halluzination zum Opfer? Sah er etwas, oder vielmehr bildete er sich ein, etwas zu sehen, das es gar nicht gab?
    Er machte die Augen wieder auf und stellte fest, daß sich der Nebel weder weiterbewegt hatte noch größer geworden war. Aber jetzt erkannte Alec einen kleinen menschlichen Kopf, den schwachen Umriß eines Gesichtes. Das Körperchen mochte nicht mehr als fünfzehn Zentimeter groß sein, aber es bewegte sich in dem umwallenden Nebel; es war kein Phantasiegebilde — es lebte! Das war Alecs letzter bewußter Gedanke, bevor er die Selbstbeherrschung verlor und von einem Schreikrampf befallen wurde. Gleichzeitig wuchs die winzige Gestalt sehr rasch, dehnte sich zu den Ausmaßen des Nebels aus, brach vor, strahlend golden und ungeheuerlich anzusehen.
    Alec sah jetzt, was den Hauptmann um den Verstand gebracht hatte, was die Zeichnung darstellte und was ihm in seinem Alptraum erschienen war — ein Ungeheuer, einen mißgestalteten Kopf, ein einziges grünes Auge und weitgeöffnete Kiefern, die etwas verschlingen wollten. Es kam auf ihn zu.
    Alec vermochte sich weder zu bewegen noch seine Augen abzuwenden. Der Magen drehte sich ihm um, und er erbrach heftig. Sein Kopf hämmerte, seine Augen versagten. Es war unmöglich, der entsetzlichen Erscheinung zu entfliehen; schicksalsergeben wartete er auf den Tod, der ihm wie eine klamme Geisterhand über den Nacken strich. Kein Zweifel, das Ungeheuer wollte ihn verschlingen — er wünschte nur noch, daß der Tod schnell käme. Das goldene Strahlen umgab ihn, riß ihn vorwärts in einer feurigen Lohe, doch er fühlte nichts mehr, weder körperlichen Schmerz noch seelisches Leid. Er schien in der Luft zu hängen oder zu schweben, umgeben von blendendem Licht.
    Dann war es plötzlich erloschen, und er starrte in schwarze Leere. Trotz allem, was er durchlitten hatte, arbeiteten seine Gedanken jetzt wieder klar. Es war, als hätte allein sein Geist das unirdische Geschehen überstanden. Lebte er vielleicht nicht mehr? Er empfand keine Trauer, sondern einfach ein Bewußtsein, das von außen in ihn hereinflutete; es war ein unbeschreiblicher Zustand. Falls er überhaupt noch lebte, befand er sich in einem undurchdringlich dunklen Raum, ob er die Augen offen oder geschlossen hatte — er konnte nichts anderes feststellen. Es ließ ihn auch völlig unberührt.
    Plötzlich bemerkte er in der Dunkelheit einen farbigen Punkt, der umherrückte, und es dünkte ihn, er würde gesucht. Alec fühlte das Bedürfnis, dabei zu helfen, denn alles war ihm recht, wenn er nur nicht ewig im Dunklen bleiben mußte. Scharf beobachtete er das Licht und sah, daß es wuchs. Bedeutete es das Ende oder den Anfang? Er wollte wissen, ob er noch lebte oder gestorben war, alles andere schien ihm unwichtig.
    Das Licht veränderte die Farbe, als es sich ihm näherte; es verwandelte sich in eine dunkle, wogende Röte, die tief in die Leere einschnitt. Erwartete unerschrocken. Das Rot umfloß ihn, einer Wasserflut ähnlicher als einer Lichtflut. Alec fühlte sich ihm ausgeliefert, was es auch sein mochte. Er gewahrte weder Kowis ungeheuerliche Gestalt noch ein Kind, nur das rote Licht. Als es ihn umhüllte, merkte er, daß er lebte, denn er spürte die Weichheit des roten Lichtes an seinem Körper. Als er die Hand hob, um es zu fassen, fühlte es sich an wie ein Gebilde aus Fleisch und Blut. Er hielt es fest, denn etwas, das lebte und neben ihm blieb, befreite ihn von dem Alleinsein.
    Sein Geist hatte kein Bild von dem, was wirklich und was unwirklich war. Ihn überkam die Erkenntnis, daß es ihm auf irgendeine Weise geglückt war, eine Brücke zu schlagen von der einen Welt zur anderen: von der einen, in der allein er bisher gelebt hatte, die aus Materie und Sichtbarem und Fühlbarem bestand, zu der anderen, die unsichtbar und nur geistig zu erfassen war. Alles das erkannte er klar. Er würde fortan nie mehr nur in der einen, der materiellen Welt leben, sondern auch die übersinnliche trotz ihren Rätseln anerkennen. Wenn er sich nicht davor fürchtete, konnte er dieses merkwürdige Erlebnis ohne seelischen Schaden überstehen.
    Noch einmal

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