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Blitz in Gefahr

Blitz in Gefahr

Titel: Blitz in Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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schwoll das jämmerliche Wimmern auf, noch einmal wogten fürchterliche Nebelbilder um ihn herum, während ihn das warme rote Licht verlassen hatte; aber in seiner neuen Erkenntnis fühlte er weder Angst noch Verzweiflung. Nun hörte er auch eine ferne Musik, die ihn nicht weiter überraschte; es war, als hätte er sie längst erwartet. Die Töne waren beruhigend; er wußte, daß er von ihnen nichts zu befürchten hatte. Sein Schrecken war kindisch gewesen. Aber jetzt hatte er sich durchgerungen, jetzt wußte er, daß es eine Wirklichkeit gab, die in einer jenseitigen, geistigen Welt lag.
    Er lauschte der vertrauten Musik, die kein Orchester hätte spielen können. Als sie endete, konnte er sich auch wieder bewegen, wie es ihm beliebte; der Bann war gewichen. Wenn er jetzt die nebligen Gebilde sah, brauchte er nur an die Brücke zu denken, die er hatte überschreiten dürfen. Sie würde für ihn bestehenbleiben, wenn er an sie glaubte und wenn er sich bewußt blieb, daß er zu seiner realen Welt gehörte.
    Ein leiser Nachtwind weckte seine Sinne. Auf einmal nahm er wieder den Modergeruch des Sumpfes wahr. Auch sein Sehvermögen kehrte zurück, und er stellte fest, daß er in einem Graben lag, feucht und schmutzig von Schlamm und Lehm. Am östlichen Himmel dämmerte das fahle Licht des Morgens herauf.
    Er stand auf und betrachtete seine zerrissenen Kleider und den angetrockneten Schmutz an seinen Händen. Ein nervenzerreißendes Erlebnis lag hinter ihm; er empfand Dankbarkeit, daß er es überstanden hatte, ohne geistigen Schaden zu erleiden. Jetzt wollte er nur noch sein Pferd finden. Wie lange hatte er hier gelegen? Nur Sekunden, die ihm wie eine Ewigkeit vorgekommen waren? Befand sich Blitz in der Nähe? Konnte dies der Graben sein, in dem er ihn von der Eiche aus gesehen hatte? Er lauschte angestrengt, hörte jedoch nichts. Da begann er zu pfeifen und zu rufen.
    Ein gedämpftes Wiehern kam von rechts. Als es sich wiederholte, erkletterte Alec die Böschung, um durch das Sägegras auf schnellstem Wege zu seinem Hengst zu gelangen. Er strauchelte mehrmals und schnitt sich an den scharfen Halmen, aber er achtete nicht darauf, da er dem Ziel so nahe war.
    Als er den nächsten Graben erreichte, fand er Blitz, der hier auf ihn wartete. Er lief zu seinem Pferd und rieb das Gesicht an dem warmen Fell. Er sprach kein Wort, sondern schloß die Augen; Berührung und Geruch seines Pferdes vermittelten ihm das selige Gefühl, heimgefunden zu haben.

Der Rückweg

    Nachdem sich Alec beruhigt hatte, untersuchte er Blitz, um festzustellen, ob das Pferd verletzt wäre. Die nachschleifende Führleine hatte sich an Gesträuch verfangen und es gehindert, weiterzulaufen. Am Körper entdeckte er viele Wunden, die das messerscharfe Sägegras verursacht hatte. Das alles war nicht schlimm. Blitz lebte, und gemeinsam würden sie den Rückweg finden.
    »Komm«, sagte er, »wir wollen hier weg.« Er merkte, daß Blitz zitterte; deshalb stieg er nicht sofort auf. Es war eine natürliche Reaktion auf den ausgestandenen Schrecken, sagte er sich.
    Blitz trug den Kopf hoch, seine großen Augen spähten wachsam in die Dunkelheit. Alec streichelte ihn, und er fühlte, wie das Fell unter seiner Hand zuckte. Sie hatten eine nur ihnen eigene Art, sich miteinander zu verständigen.
    Die Morgenbrise frischte auf und ließ Blitz’ Mähnen- und Stirnhaare wehen. Er lauschte und witterte noch immer, und Alec wartete geduldig, weil er wußte, daß sich seine eigenen Sinne an Schärfe nicht mit denen seines Pferdes zu messen vermochten. Endlich zuckte das weiche Fell nicht mehr unter seinen Händen. Sie konnten aufbrechen. Alec hielt sich an der Mähne fest und stieg mühsam auf. Als er auf dem Rücken seines Pferdes saß, gelobte er sich, es nicht mehr zu verlassen, ganz gleich, was geschah. Er beschloß, zu der Lichtung auf dem Buckelhammock zu reiten und dem Hauptmann klarzumachen, daß er von Kowi nichts zu befürchten hatte. Vielleicht gelang es ihm, den Hauptmann irgendwie auf Blitz’ Rücken zu schaffen. Der Hengst war stark genug, sie beide zu tragen.
    Er lenkte Blitz in langsamem, vorsichtigem Schritt durch den ausgetrockneten Graben, bis er den erhöhten Boden des Hammocks erreichte. Vor ihm lag die Lichtung, auf der er den Hauptmann zurückgelassen hatte, aber es war keine Spur von ihm zu sehen. Alec saß ab und führte Blitz an der Leine. Er schritt die Lichtung am Rande ab, durchsuchte mit den Augen das Dickicht und rief laut: »Hauptmann de

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