Blitz kehrt heim
Nebenzimmer wartet ein Beduine. Ich möchte, daß ihr mit ihm sprecht. Er hat sich bereit erklärt, euch zu führen. Bevor wir jedoch hinübergehen, möchte ich euch kurz seine Geschichte erzählen, denn es ist wichtig, daß ihr sie kennt, ehe ihr ihn in Dienst nehmt. Der Mann ist erst vor wenigen Wochen hier aufgetaucht. Sein Stamm hatte ihn ausgestoßen. Er hat innerhalb seines Clans irgendein Verbrechen begangen, konnte zwar lebend entkommen, ist jedoch seitdem verfemt und muß beständig auf seinen Tod gefaßt sein. Daß er es trotzdem fertiggebracht hat, Haribwan lebend zu erreichen, ist wohl auf besondere Glücksumstände zurückzuführen. Er weiß in der Wüste Rub’al Khali besser Bescheid als jeder andere, den ich bisher getroffen habe, und das erklärt wahrscheinlich sein Überleben. Da er gehört hatte, daß ich einen Mann suche, der euch als Führer dienen kann, kam er eines Abends zu mir und bot seine Dienste an. Ich hatte ihn schon in der Stadt gesehen und war mit seiner Geschichte bekannt gemacht worden. Als ich ihn fragte, ob er denn nicht für sein Leben fürchte, wenn er die Reise unternähme, blieb er mir die Antwort schuldig. Er hat nur gesagt, daß er einen sehr hohen Führerlohn verlange, und ferner, daß er einer der wenigen Beduinen der Wüste wäre, die das Gebirge im Osten kennen, einschließlich des versteckten Khari-Distrikts. Da es mir nicht gelungen ist, einen anderen Mann zu finden, der euch zu eurem Ziel führen könnte, habe ich ihn für heute Abend bestellt. Nun ist es an euch, die Entscheidung zu treffen. Ihr müßt es euch sehr genau überlegen, denn er ist — wie ich schon sagte — ein von seinem Stamm Ausgestoßener, dessen Tod es bedeutet, wenn seine Stammesgenossen ihn erwischen. Ich weiß nicht, warum er das große Wagnis auf sich nehmen will, Haribwan zu verlassen. Ich vermute jedoch, daß er hofft, mit dem Führerlohn eines Tages die Wiederaufnahme in seinen Stamm erkaufen zu können. Man kann die Sache von allen Seiten betrachten, kommt aber nicht um die Tatsache herum, daß er der einzige ist, der euch zum Kharj-Distrikt bringen will. Andere Führer sind zwar bereit, euch durch die Wüste zu geleiten, aber nicht weiter.“
Ein ernstes Schweigen herrschte im Zimmer, nachdem Coggins geendet hatte. Die Gesichter von Volence, Henry und Alec zeigten, daß es ihnen erst jetzt richtig bewußt wurde, welches Wagnis ihr Unternehmen bedeutete.
Endlich sagte Coggins: „Ihr müßt euch ja nicht sofort entscheiden; seht euch den Mann erst einmal an.“
Die Karawane
Von Coggins geführt, betraten sie ein längliches Zimmer, das nur trübe von einer Öllampe erhellt war, die von der Mitte der Decke herabhing. Eine weißgekleidete Gestalt erhob sich vom Sofa und kam ihnen gemessen entgegen. Wenige Schritte vor ihnen blieb der Mann stehen, und jetzt konnte Alec sein Gesicht erkennen, das von dem landesüblichen weißen Schal umrahmt war. Mit Ausnahme einer tiefen Narbe, die von seinem linken Ohr bis zum Kinn hinunterlief, sah er genauso aus wie die Araber, die Alec auf der Fahrt von Aden nach Haribwan gesehen hatte. Aus unerklärlichen Gründen wandten sich Alecs Gedanken Abu ben Isaak und Raj zu. Es war seltsam, daß diese beiden den anderen Arabern, eingeschlossen Ibn al Khaldun, so wenig ähnlich waren.
Durch Coggins Stimme wurde er aus seinem Grübeln gerissen; er hörte ihn arabisch zu dem Beduinen sprechen, der sich, als er ihnen vorgestellt wurde, leicht verbeugte. „Er spricht nicht Englisch“, erklärte Coggins, „deshalb will ich als Dolmetscher fungieren. Was möchtet ihr erfahren?“
„Frage ihn, ob er etwas von Abu Jakub ben Isaak weiß, wo er lebt, und ob er uns zu ihm führen kann“, sagte Volence.
„Desgleichen, ob er jemals von einem Araber gehört hat, der Ibn al Khaldun heißt“, setzte Alec hinzu.
„Fragen Sie ihn, bitte, auch, welche Sicherheit er uns geben kann, daß er uns nicht mitten in der Wüste sitzen läßt“, mischte sich Henry ein.
Coggins lächelte zu Henrys gewichtigem Einwurf. „Das ist natürlich wichtig“, sagte er und wandte sich dann auf Arabisch an den Beduinen. Nachdem er mit ihm verhandelt hatte, berichtete er ihnen: „Jawohl, er kennt Abu ben Isaak; von Ibn al Khaldun weiß er jedoch nichts. Abu lebt in dem schwer zugänglichen, wilden Gebirge des Kharj-Distrikts. Nur wenige haben ihn oder sein Gebiet gesehen, obwohl sein Name im Gebirge und in der Wüste mit Achtung genannt wird.“
„Wird er also versuchen, uns
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