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Blitz legt los

Blitz legt los

Titel: Blitz legt los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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spielten Karten oder saßen herum.
    Billy Watts stand vor seinem Schrank und betrachtete sein rotgrünes Hemd, das stark zerknittert war.
    „Du müßtest deine Braut dazu anhalten, daß sie dir das Hemd ab und zu bügelt“, sagte Alec leichthin.
    „Ich brauche es ja heut zum letzten Mal“, erwiderte Billy schroff. „Für mich ist jetzt Schluß mit der ewigen Sorge um das Gewicht und allem, was drum und dran hängt. All das kümmert mich nicht mehr.“
    Alec trat an seinen Schrank. Vielleicht hat Billy den besseren Teil gewählt, dachte er bei sich. Keine Angst mehr, im Feld eingekesselt zu werden, zu stürzen und von eisenbeschlagenen Hufen getreten zu werden. Keine Furcht mehr vor einem gewaltsamen Tod, keine Sorge um das überforderte Pferd. Nach dem heutigen Tag bist du davon frei, Billy, brauchst nur noch an Zuchtstuten und junge Pferde zu denken.
    Alec war mit dem Umziehen fertig, als die Jockeys zurückkehrten, die im vierten Rennen geritten waren. Sie zogen ihre naßgeschwitzten Hemden aus und gingen zu den Duschen. Danach setzten sich die meisten hin, um die Begebenheiten beim vierten Rennen zu besprechen. Alec hörte eine gute Weile zu, bis es für ihn Zeit war, zur Waage zu gehen. Auch Michael Costello legte das Magazin, in dem er gelesen hatte, hin und erhob sich. Er sah zu Alec hinüber, ehe er den Raum verließ, sagte aber nichts; seine blanken schwarzen Augen blickten düster.
    „Laßt uns gehen“, sagte Alec zu den Kollegen.
    Sechzehn Männer verließen den Umkleideraum, um sechzehn Pferde zu besteigen. Jeder von ihnen erhoffte den Siegespreis von 45 000 Dollar. Für sie war das Rennen mehr als nur der Kampf zweier Champions, denn Handicap-Pferde sind aus hartem Holz geschnitzt und ihre Reiter ebenfalls. Sie wußten recht gut, wie leicht den großen Stars etwas passieren konnte, noch dazu in einem so großen Feld. Hatten nicht einige erfahrene Reiter einmal ausgerechnet, daß es 150 verschiedene Möglichkeiten gibt, durch die ein Pferd ein Rennen verlieren kann? Auch Casey und Blitz waren gegen widrige Zufälle nicht gefeit. Gib uns einen Zentimeter freiwillig — und wir werden dir hundert Meter stehlen! Schenke uns einen Glückszufall — und wir werden 45 000 Dollar an uns reißen... Ha, es gibt hundert Chanchen für unsere zehn Prozent! Und für 4500 Dollar kann man immerhin einiges wagen. Vorwärts, Jockeys, auf die Waage und dann auf die Pferde! Das soll ein Rennen werden!
    Der Rennbahnbeamte an der Waage sagte: „Ramsay. Nummer 13. 140 Pfund. Stimmt! Der Nächste bitte.“
    „Watts. Nummer 7. 120 Pfund. Stimmt!“
    „Costello. Nummer 3.135 Pfund. Stimmt! Beeilt euch ein bißchen, Boys, wir sind spät dran.“
    „Smith. Nummer 16. 100 Pfund. Stimmt!“
    Als Alec seine Nummer 13 am Arm befestigte, bemerkte er, wie Billy Watts sie anstarrte. Der Ausdruck seiner Augen gefiel ihm nicht; deshalb sagte er schnell: „Denk jetzt an die vielen Becher Malzbier, die du nach diesem Rennen trinken darfst, ohne je wieder Angst vor der Waage haben zu müssen! Du bist zu beneiden!“
    Der junge Jockey gab keine Antwort.
    Alec ging zum Sattelplatz, wo Henry ihn mit Blitz erwartete. Unter dem grün-weißen Dach sah er sein Pferd in der Box Nummer 13 stehen, vor der viele Menschen versammelt waren. Er drängte sich durch und trat zu Blitz, der sofort zu scharren aufhörte, als Alec die Hand über seine Schulterblätter gleiten ließ und ihn sanft rieb.
    Henry sagte: „Er ist ein wenig erregt, aber begierig zu laufen.“
    Eben erschallte die Aufforderung, an den Start zu gehen. Alec stieg in den Sattel. Billy Watts ritt vorbei. Sein Gesicht war blaß und gespannt.
    „Was ist mit ihm los?“ fragte Henry.
    „Er reitet heute zum letzten Mal. Ich habe ihm Arbeit auf unserer Farm angeboten, und er hat zugesagt“, antwortete Alec ruhig.
    „Oh“, sagte Henry, kein Wort weiter, denn es war nicht nötig; es gab nur einen Grund für einen Jockey seinen Beruf aufzugeben, wenn er nämlich keine Pferde mehr bekam und das Gewicht nicht mehr halten konnte.
    Mike Costello ritt auf Casey vorbei, und Blitz schnaubte, als ob er wüßte, daß Casey sein Hauptgegner war. Mike hob seine Reitgerte und winkte ihnen zu.
    Henry nickte grüßend zurück, aber er sagte zu Alec: „Bilde dir nur nicht ein, er würde dir im geringsten etwas zuliebe tun, wie du dir’s neulich eingebildet hast. Er könnte dich lieben wie dein Vater; trotzdem würde er dir auf der Bahn keinen Zentimeter schenken.“
    Sie waren jetzt an der

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