Blitz legt los
Reihe, auf die Bahn zu gehen.
„Laß Blitz über die ganze 1400-Meter-Distanz aus voller Kraft laufen“, sagte Henry. „Wahrscheinlich wird er dann den Rekord, den Eclipse kürzlich aufgestellt hat, neuerdings unterbieten.“
Als sie auf die Bahn kamen, wurden ihnen vom Clubhaus und von den Tribünen lärmende Ovationen dargebracht. Die Startparade hatte begonnen. Alec ließ die Zügel ein wenig lockerer, und Blitz tänzelte mit leichten Schritten vor Napoleon, machte jedoch keinen Versuch auszubrechen. In einer Reihe paradierten die sechzehn Pferde vor den Tribünen, wendeten dann in der Mitte der Zielgeraden und kamen wieder zurück. Dieses Mal gingen sie in leichtem Galopp um den ersten Bogen an der Wasserrinne entlang, die die hintere Gerade abgrenzte, wo das Rennen begann.
Alec beobachtete die anderen nicht; es waren gar zu viele Pferde und Reiter. Man konnte sich in einem so großen Feld über eine so kurze Distanz gar keinen Plan machen. Wie Henry gesagt hatte, handelte es sich mehr um ein Sprinterrennen, in dem es hauptsächlich auf Schnelligkeit und Mut ankam, wenig auf Stehvermögen.
Doch der Preis war hoch. Wenige kurze Rennen waren so hoch dotiert; daher kämpften so viele Pferde um den Sieg. Mancherlei konnte passieren in einem solchen Rennen, und das Geld ging nicht betteln...
Alec fuhr fort, Blitz zu streicheln, um ihn zu beruhigen. Henry hielt sie außen im Bogen, um jede Kollision zu vermeiden. Weit vorn fiel Casey jetzt in einen leichten Galopp. Alec sah zu ihm hinüber. Der Hengst sah heute prachtvoll aus. Sein Fell war so naßgeschwitzt wie das von Blitz und glänzte wie Gold in der Sonne, während seine Muskeln leicht und schön unter der straffen Haut spielten. Ohne Zweifel war er ein großartiges Pferd, und er war auch topfit. Er hatte hintereinander in dieser Saison fünf große Rennen gewonnen, alle unter hohem Gewicht und in imponierend schneller Zeit. Tatsächlich schien Casey mit der fortschreitenden Rennsaison nur immer kräftiger zu werden. Heute trug er zum ersten Mal nicht das höchste Gewicht.
Die Pferde wendeten am Ende der hinteren Geraden und kamen zum 1400-Meter-Pfosten, wo das Startgatter sie erwartete. „So, hier verlassen wir euch“, sagte Henry, als sie dort angelangt waren. Er sah Alec an und dann die 13 auf seinem Arm. „Ein Glück, daß wir nicht abergläubisch sind“, setzte er hinzu. Dann entfernte er sich.
Die meisten anderen Pferde waren bereits in ihren Abteilen, und jetzt kam einer der Helfer herbeigerannt, um Blitz zu holen. „Vorwärts“, schrie er schon von weitem, obwohl der Starter gerade verkündet hatte: „Nur mit der Ruhe, wir haben keine Eile!“
Alec winkte dem Helfer, nicht heranzukommen, denn Blitz schlug in steigender Erregung aus. „Ich bringe ihn allein hinein! Bitte, bleiben Sie weg!“ rief er. Seine Stimme klang genau so schrill wie die Stimmen um ihn herum.
Nur vier Abteile waren noch nicht besetzt; bei den anderen waren beide Türen bereits geschlossen. Dann schlossen sich die Abteile 14, 15 und 16; nur Blitz war jetzt noch draußen.
„Ramsay“, rief der Starter durch seinen Schalltrichter, „bringen Sie Ihr Pferd jetzt rein, aber vorsichtig, damit es keinen Ärger gibt.“
„Ruhig, mein Junge“, mahnte Alec leise, während er sein Pferd vordrückte. Er wußte nicht, ob es sein Herz war oder das seines Pferdes, das so laut schlug. Er schob Blitz langsam in sein Abteil.
Gleich darauf erklang die große Glocke, und die Türen flogen auf. Sechzehn Pferde schossen hinaus, füllten im Nu die Bahn und prallten teilweise mit den schweißglänzenden Leibern gegeneinander, während ihre Jockeys aufgeregt schrien: „Platz da! Mach Platz!“
Blitz kam schlecht ab. Alec hatte Mühe, ihn auszurichten und in Galopp zu bringen. Er sah, daß die innen laufenden Pferde einen Keil bildeten. Das nur 95 Pfund tragende Pferd Nummer 6 nahm die Führung und versuchte, den anderen gleich von Anfang an das Rennen zu „stehlen“. Es lag gut zwei Längen vor den anderen und zog immer weiter vor mit den sicheren, schnellen Sprüngen eines erstklassigen Sprinters. Ganz außen lief ein Pferd, das ebenfalls sehr gut abgekommen war und nun an Blitz vorbeizog, um sich dem vorn galoppierenden Pferd zuzugesellen. Es hatte die Nummer 16, wurde von einem Jockey namens Smith geritten und trug ganze hundert Pfund.
Alec machte keinen Versuch, näher an den Zaun zu kommen; er wollte freie Bahn für Blitz haben, und die hatte er in der Mitte. Der größte
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