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Blitz schickt seinen Sohn

Blitz schickt seinen Sohn

Titel: Blitz schickt seinen Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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gebracht!«
    »Hat nichts zu sagen. Wird gleich kommen«, versicherte Henry, ohne Alec aus den Augen zu lassen, der nun keine Mühe mehr hatte. Er hielt den Kopf eisern fest und redete weiter mit sanfter Stimme auf das wilde kleine Tier ein. Es war gleichgültig, was er sagte, es kam nur auf das liebevolle Zureden an. Da! Jetzt hatte er es mit allen vier Hufen auf der Laderampe, und jetzt folgte es die Rampe hinunter zum Kai.
    »Was habe ich Ihnen gesagt?« kicherte Henry triumphierend.
    Der anfangs so ungläubige Beamte warf einen Blick auf die Papiere, die er in der Hand hielt. »Na ja, es wäre ja wohl auch noch schöner, wenn er nicht mit ihm umgehen könnte — das Fohlen gehört ihm ja! Es ist doch Alec Ramsay, nicht wahr?«
    Henry nickte. Alec kam mit dem Fohlen jetzt auf ihn zu. Der kleine Satan keilte mit den Hinterhufen aus, versuchte auch gelegentlich, es mit den Vorderhufen zu tun, konnte jedoch nichts ausrichten, weil Alec den Kopf festhielt.
    »Nun komm rasch! Los, mein Junge!« rief der Beamte an der Schranke ungeduldig. »Wir haben noch mehr auszuladen, nicht nur dein Pferd. Der Weg muß wieder frei werden. Hier sind deine Papiere. Weg mit euch.« Henry ergriff die Papiere, winkte Alec zu und ging ihm entgegen.
    »Hier haben wir ihn!« rief Alec. »Und er ist so, wie wir ihn uns gewünscht haben! Ich weiß das schon. Ich kann es fühlen, hier an seinem widerspenstigen Kopf!«
    »Halt ihn bloß richtig fest!« warnte Henry. »Es ist zu viel Lärm und Getriebe um uns herum; da muß ein Pferd ja nervös werden, noch dazu eins, das gerade aus der Wüste kommt! Komm hier herum, Alec, weg von diesen Lastwagen!«
    Das Fohlen versuchte zu steigen und schleifte Alec ein kurzes Stück mit; gleich darauf hatte er es wieder in der Gewalt. Aber immer noch hatte es die Ohren zurückgelegt, und die Augen flackerten böse.
    Diese Augen waren es, die Henry wieder und wieder anschauen mußte, als sie jetzt nebeneinander weitergingen. Sie waren klein, tiefgestellt und schimmerten hart und wild. Das gefiel ihm gar nicht. Sein ganzes Leben lang hatte er sich als vielerfahrener Trainer mit Stolz gerühmt, Pferde nach ihren Augen beurteilen zu können. Was er in denen des schwarzen Fohlens las, machte ihn besorgt. Zu vieles lauerte da, Hinterlist, Unberechenbarkeit, Widerspenstigkeit. Ja, und noch manches andre. Etwas, was Henry nicht ausdrücken konnte, was er nur fühlte, etwas Unheimliches! Noch nie hatte er dergleichen in einem Pferdeauge gesehen, auch nicht in dem des wilden Blitz. Es war beinahe anzunehmen, daß das Fohlen ein Rückschlag auf seine ungezähmten Ahnen war, auf die Wildpferde, die die Große Arabische Wüste in Herden durchstreiften, frank und frei, unbarmherzig wie die Wüste selbst, weder Menschen noch Raubtiere fürchtend und beiden gegenüber in wütendem Haß befangen...
    Alec sah von seinem Pferd weg zu dem Freund, der tief in Gedanken dahinschritt. Seltsam, daß Henry nicht sprach? Freute er sich denn nicht über das schöne Tier? Hatte Henry sich verändert, jetzt, wo er wieder ein großer Trainer war? Hatte er zu viele von Boldts schönen jungen Pferden unter den Händen, um sich wegen eines andren zu erregen? Aber dieses Fohlen war doch nicht irgendeines, es war doch der Sohn von Blitz! Alec betrachtete seinen alten Freund genauer. Er sah so besorgt und unfroh drein, wie Alec es noch nie erlebt hatte. Da stimmte etwas nicht! Wollte Henry lieber seinen Posten bei Boldt behalten, statt das Fohlen mit ihm aufzuziehen und zu trainieren? Sein Kontrakt mit Boldt lief in drei Monaten ab; alles war so ausgemacht worden, damit Henry auf alle Fälle wieder frei war, falls das Pferd aus Arabien ankam. War Henry aus diesem Grund mißmutig? Wollte er den Kontrakt mit Boldt lieber verlängern und weiter viel Geld verdienen, anstatt dem ursprünglichen Plan treu zu bleiben? Einem P.lan, der allerdings auf unsicheren Füßen stand, da er nur gelingen konnte, wenn das Fohlen die Schnelligkeit seines Vaters geerbt hatte. Alecs Gesicht war nun auch ernst geworden, als er sich zu seinem Pferd zurückwandte. Wenn es das war, was Henry sich wünschte, durfte er ihm nicht im Wege stehen. Irgendwie würde er es schließlich fertigbringen, sein Pferd allein aufzuziehen und zu trainieren. Aber es würde sehr schwierig sein.
    Sie näherten sich jetzt dem Transportauto. Alec sah seinen Vater mit Sebastian dort stehen. Der Hund zerrte an der Leine, weil er zu Alec strebte. Sein Vater lächelte, aber Alec sah, daß das

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