Blitz schickt seinen Sohn
haben?«
Ein erstaunter Ausdruck lag auf Henrys Gesicht, als er Alecs Spannung sah. Dann lächelte er: »Dachtest du etwa, ich hätte es mir anders überlegt?« Alec senkte die Augen. Henry kicherte leise und legte seine schwielige Hand auf des Jungen Knie: »Du müßtest die gesamte New Yorker Polizei aufbieten, um mich davon abzubringen, Alec! Und nicht mal die würde es schaffen! Natürlich bin ich dabei! Wir werden diesen jungen schwarzen Teufel zu einem Rennpferd machen, das keiner je wieder vergessen wird! Genau wie Blitz!«
Alec sah ihn mit strahlenden Augen an und rief glücklich: »Ja, das werden wir tun! Wir beide gemeinsam, wie wir es uns ausgedacht haben!« Doch gleich darauf verdunkelte sich seine Miene, und er fuhr kleinlaut fort: »Aber Boldt und dein Posten bei ihm... und das viele Geld, das du dort verdienst, Henry...«
»Ein guter Posten! Und gutes Geld, mein Junge! Aber ich mache mir nichts daraus!« Henry blickte die Straße entlang. Dann fuhr er so ernsthaft fort, daß Alec keinen Grund hatte, an seinen Worten zu zweifeln: »Wenn ich sage >gut<, dann meine ich es im wahrsten Sinne des Wortes! Boldt gibt sich nicht mit Kleinigkeiten ab. Sein Gestüt heißt >Mutter Lodes Ranch< nach der Goldmine, die er vor vielen Jahren dort in der Nähe gefunden hat. Diese Ranch ist, so sagen manche, etwa 10 000 Morgen groß; andre behaupten, 20 000 Morgen umfasse sie mindestens!« Henry nickte bedeutsam und sah Alex an, als er fortfuhr: »Meiner Schätzung nach hält er mehr als tausend Vollblutpferde! Ich hab’ zufällig Boldts Katalog einmal einsehen können, da waren allein fünfzig Hengste und sechshundert Stuten aufgeführt... Und überall rennen Fohlen herum — es sind gar nicht genug Menschen da, sie zu trainieren, obwohl er wahrscheinlich mehr Trainer, Stallburschen, Jockeys und Lehrlinge beschäftigt, als Flushing Einwohner hat...« Er hielt inne und lachte. »Na, das ist vielleicht übertrieben, aber ich wollte damit nur andeuten, wie riesengroß der ganze Betrieb ist... Das Gestüt kostet ihn riesige Summen und bringt ihm riesiges Geld ein...« Er machte eine Pause und schloß dann gelassen: »Aber ich will nichts mehr damit zu tun haben. Ich will für uns beide arbeiten, mit dem Sohn unseres Blitz!«
Alec hörte das Dröhnen von Pferdehufen gegen Holz. Er fuhr herum und spähte durch das Fenster nach seinem Fohlen. Nachdem er sich überzeugt hatte, daß alles in Ordnung war, sagte er: »Ich gestehe dir ehrlich, daß ich darüber sehr froh bin, Henry! Es ist selbstsüchtig, das weiß ich, aber ich kann nur sagen, daß ich mich schrecklich freue! Denn dein Entschluß hätte ja schließlich auch anders lauten können. Bei Boldt hast du die Möglichkeit, mit vielen herrlichen Pferden unter großartigen Bedingungen zu arbeiten und viel Geld zu verdienen. In Flushing hast du nur ein einziges zu trainieren, und zwar unter bescheidenen Bedingungen und ohne Verdienst.«
Es dauerte lange, bis Henry antwortete: »Das weiß ich wohl, Alec. Und viele würden meinen Entschluß dahin auslegen, daß ich eben alt werde und daß der große Betrieb mir deshalb zuwider ist. Beides spricht zweifellos mit; die Hauptsache aber ist, daß ich es lohnender gefunden habe, als du und ich Blitz auf unserm eigenen bescheidenen Grund und Boden trainierten, mit unsern geringen Möglichkeiten, und dann erleben durften, wie er das große Rennen in Chicago gewann mit dir auf dem Rücken, fast verdeckt von seiner flatternden Mähne! Donner und Doria, Alex! Dinge wie diese machen das Leben lebenswert! Und wir werden versuchen, noch einmal so eine Leistung zu vollbringen, das meinst du doch auch?«
»Ganz gewiß, Henry!«
»Aber da ist noch etwas anderes«, fuhr der alte Mann fort, jetzt mit einem Unterton von Härte in der Stimme, »noch ein andrer Grund, aus dem ich meinen Posten sowieso aufgegeben hätte, auch wenn das Fohlen nicht eingetroffen wäre, und das ist Boldts Persönlichkeit. Wohl ist er pferdenärrisch, Alec, aber in einer andren Art als du und ich und eine Menge Pferdezüchter, die ich kenne. Boldt mit allen seinen Pferden möchte immer noch mehr Pferde haben, alle, die er überhaupt bekommen kann; Hauptsache, es sind Vollblüter und sie sind schnell. Er will sie besitzen, weil er es nicht ertragen kann, daß ein fremdes Pferd eins von seinen schlägt. Seit Jahren ist es sein Ehrgeiz, die schnellsten Rennpferde der Welt zu besitzen. Mit seinem Shooting Star ist es ihm geglückt, und jetzt hat er sein graues
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