Blitz schickt seinen Sohn
vergiß nicht, Alec!«
Erst als sie schon bei den ersten Häusern von Flushing waren, ergriff Henry erneut das Wort: »Noch einen andren Grund gibt es für mich, daß ich rasch wieder hier sein will. Du mußt doch sehr bald in dein College zurück, nicht wahr? Also muß ich hier sein, bevor du abreist!« Da Alec nicht antwortete, fuhr er fort: »Sag mir mal, was hattest du denn eigentlich vor, wie wolltest du das machen, wenn ich wirklich erst in drei Monaten hätte kommen können? Hast du gemeint, Tony sollte das Fohlen betreuen? Oder wer sonst?«
»Ich habe daran gedacht, die Schule zu verlassen, Henry«, erwiderte Alec ruhig.
»Hast du das deinem Vater schon gesagt?«
»Nein.«
»Aber wenn ich nun hier bin, dann brauchst du doch das College nicht aufzugeben?«
»Doch, Henry. Ich möchte trotzdem hierbleiben.«
»Aber du wärst doch ohnehin in den Weihnachtsferien wieder hier, Alec, und dann im nächsten Jahr in den langen Sommerferien! Bedenke nur, daß sich mit Vulkan vorläufig noch nicht viel machen läßt. Er muß gepflegt und beobachtet werden, das ist alles! Sieh, Alec, ich weiß doch, wieviel Wert deine Eltern auf den Schulbesuch legen!«
»Das weiß ich selbst, Henry«, antwortete Alec, »ich weiß es gut. Aber das Allerwichtigste ist jetzt mein Pferd!«
»Die Schule ist ebenfalls wichtig!« erwiderte Henry sanft, »und du hast mir selbst einmal gesagt, daß du gern alles lernen möchtest, was es über Pferde auf dem College zu lernen gibt. In deinen Briefen hast du mir erzählt, du hättest vor allem die Fächer belegt, die dir dabei helfen könnten, Anatomie, Biologie und wie das alles heißt.«
»Du hast das ja auch nie gelernt«, gab Alec zurück.
»Das schon, aber vielleicht wäre ich ein noch besserer Trainer geworden, als ich bin, wenn ich diese Kenntnisse besessen hätte«, beharrte Henry. Den Kopf schüttelnd, setzte er hinzu: »Aber du lebst dein Leben, Alec, gestalte es so, wie du es dir wünschst! Ich möchte dir nur noch einmal sagen, daß es viele Monate dauern wird, bis aus dem Fohlen ein Pferd geworden ist. Erst dann kann mit dem Training begonnen werden.«
Alec schwieg nachdenklich, während das Transportauto durch die Straßen von Flushing fuhr. Vieles von dem, was Henry angeführt hatte, war ihm bewußt. Aber er hatte so lange auf die Ankunft seines Fohlens gewartet, daß er jetzt, wo es endlich da war, täglich in seiner Nähe sein wollte. Er wollte es füttern, striegeln, ihm Zusehen, wenn es auf dem Feld umhersprang, ganz wie er es damals mit Blitz hatte tun können. Und dann, wenn die Zeit gekommen war, wollte er es reiten, zunächst hier auf ihrem Gelände, bis es Zeit war, auf der Rennbahn mit ihm zu arbeiten. Die Rennbahn von Belmont, auf der sie seinerzeit Blitz trainiert hatten, war ja von Flushing aus leicht zu erreichen.
Henry unterbrach seine Zukunftsträume mit der Frage, ob und wann Alec die Eintragung beim Jockeyklub beantragen wolle?
Alec hatte sich das alles schon zurechtgelegt; er wollte die Unterlagen bereits am kommenden Tag einreichen. »Ich will übrigens auch um eine Eigentümerlizenz nachsuchen, Henry«, sagte er. »Oh, wenn ich mir vorstelle: mein Pferd, meine Farben, und ich auf seinem Rücken, Henry!« Mit kindlicher Freude wandte er sich auf seinem Sitz halb um, aber als er Henrys Gesicht sah, vergingen ihm weitere Worte.
»Dein Pferd«, murmelte der alte Mann, »... und du selbst reitest es — Junge, das geht ja nicht, das verstößt gegen die Bestimmungen! Daß ich Dummkopf nicht gleich daran gedacht habe!«
»Wieso denn?« fragte Alec erschrocken. »Was für Bestimmungen meinst du?«
»Es ist nicht erlaubt, daß ein Jockey sein eigenes Pferd reitet«, erklärte Henry.
»Bist du dessen ganz sicher, Henry? Irrst du dich nicht? Steht das im Reglement?«
»Ich bin völlig sicher, Alec, da gibt es keinerlei Zweifel!« Einige Minuten des Schweigens folgten, dann fuhr Henry fort: »Nun, mein Junge, du willst natürlich Vulkan unbedingt selbst reiten.« Alec nickte. »Also müssen wir einen Ausweg suchen! Dein Vater wird sicher bereit sein, dir zu helfen - dann läßt du das Pferd einfach auf seinen Namen eintragen. Das ist zulässig. Somit steht dann doch euer Name auf der Eigentümerliste, und du kannst auch die Ramsayschen Farben tragen! Ich bin sicher, daß dein Vater dafür Verständnis haben wird!«
Alec lächelte zweifelnd: »Ich weiß nicht, Henry, mein Vater als Besitzer eines Rennpferds? Schon das wird ihm widerstreben. Und nach dem
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