Blitz schickt seinen Sohn
ihn an sich ziehen, aber dann murmelte er nur etwas, was klang wie: »... endlich nach meiner Frau sehen müssen«, und entfernte sich mit seinem wiegenden Reitergang in der Richtung auf das große Eckhaus.
FÜNFTES KAPITEL
Der Kaufvertrag
Die Mutter wusch das Geschirr, Alec trocknete es ab. Keiner sprach, bis die Mutter endlich fragte, ob Alec glaube, daß Sebastian schwer verletzt worden sei?
»Das kann ich mir nicht vorstellen, denn die Hufe des Fohlens sind ja noch klein, und der Schlag hat Seb nur gestreift.«
»Du hättest das Fohlen von ihm abhalten müssen!« tadelte die Mutter, während sie ihre Hände abtrocknete.
Alec wollte erwidern, Sebastian hätte im Grunde genommen selbst schuld gehabt, aber er unterdrückte die Worte; seine Mutter war betrübt genug, es war unnötig, ihr alle Einzelheiten des Unfalls zu schildern. Deshalb sagte er nur fügsam: »Du hast recht, ich hätte besser aufpassen müssen.«
In diesem Augenblick hörten sie die Vordertür aufgehen, und gleich darauf trat der Hausherr in die Küche. Er sah blaß und müde aus. »Entschuldige, Belle, daß ich zu spät zum Essen komme«, sagte er zu seiner Frau, »aber es ließ sich leider nicht anders machen.« Dann suchte sein Blick Alec, der sehr bedrückt zu ihm aufsah. »Sebby wird in einigen Tagen wieder gesund sein«, fuhr er langsam fort. »Dr. Hancock meint, er wäre nur betäubt gewesen von dem Aufschlagen aufs Pflaster. Um aber ganz sicherzugehen, behält er ihn ein paar Tage in seiner Klinik.«
»Setz dich, William. Ich habe dein Essen warm gehalten, du wirst wohl hungrig sein«, sagte Frau Ramsay fürsorglich.
Gott sei Dank war soweit alles wieder im Lot, dachte Alec bei sich, Sebastian war nicht ernstlich verletzt, sein Vater aß mit gutem Appetit, und seine Mutter hantierte, offensichtlich beruhigt, geschäftig in der Küche herum.
Sie goß ihrem Mann Kaffee ein und sagte: »Wir nahmen an, du würdest einen Tierarzt in New York aufsuchen.« Ihre Stimme klang wieder freier.
»Ich wollte das im ersten Schreck tatsächlich tun, überlegte mir aber, daß er bei unserm Dr. Hancock, der ihn ja kennt, am besten aufgehoben sein würde«, antwortete der Vater. Dann begann er von dem Betrieb im Hafen zu erzählen.
Alec entschuldigte sich und verließ die Küche. Im Wohnzimmer blieb er unentschlossen stehen, als ob er nicht recht wüßte, wo er sich hinwenden sollte. Dann ging er die Treppe hinauf und in sein Schlafzimmer. Einen Augenblick verweilte er am Fenster und blickte in die Nacht hinaus auf das jetzt wie ein dunkler Schatten daliegende Stallgebäude gegenüber. Oftmals, so sprach er sich selbst Mut zu, wird im Leben gerade das besonders gut, was einen schweren Anfang hat. Ausdauer und Unverzagtheit bringen vieles zu einem guten Ende. Das Fohlen würde mit der Zeit lenkbarer werden, dessen war er sicher.
Er legte sich auf sein Bett, schaltete die Nachttischlampe ein und richtete die Augen zur Decke. Wenige Minuten lag er unbeweglich, dann glitten seine Augen zu den Photos von Blitz, Flenry und ihm selbst hinüber, die die Wand neben seinem Bett schmückten, zusammen mit der abgenutzten Jockeykappe, die ebenfalls dort hing. Sie gehörte eigentlich Flenry, der sie getragen hatte, solange er selbst noch geritten war. Er hatte sie Alec gegeben, als er Blitz in dem großen Rennen in Chicago ritt. Schließlich betrachtete er die leere Wand an der anderen Seite seines Bettes; er hatte sie aufgespart für die Bilder seines neuen Pferdes und für die eigene Jockeymütze. In seinen eigenen Farben! Schwarz wollte er wählen, lackschwarz! Die Farbe des großen Hengstes Blitz und jetzt die seines Sohnes! Denn irgendwie hatte er es vorausgeahnt, daß Vulkan schwarz sein würde. Alec fiel der kleine weiße Spitzstern auf der Stirn des Fohlens ein; den gleichen Spitzstern konnte er auf den rechten Ärmel seiner schwarzen Jockeybluse nähen lassen.
Seine Augen wanderten von der Wand wieder zur Decke. Vielleicht, überlegte er, machte er sich selbst etwas vor. Vielleicht würde das Fohlen niemals so schnell werden wie sein Vater. Vielleicht lief alles nicht auf die Weise, wie Henry und er es sich ausgemalt hatten... Vielleicht war der schlimme Anfang nur ein Symptom für noch Schlimmeres, das kam. Nur zu deutlich erinnerte er sich der Worte, die Henry im Stall ausgestoßen hatte, als das Fohlen Napoleon angriff: »Das sieht ja aus, als ob wir den Teufel in Person großziehen sollten!« Konnte es sein, daß Henry dem jungen Pferd
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