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Blitz schickt seinen Sohn

Blitz schickt seinen Sohn

Titel: Blitz schickt seinen Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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Als Alec jedoch unentwegt liebevoll auf das Tier einredete, schwand dieser Ausdruck mehr und mehr, und es ließ den Kopf tief hängen.
    Alec wendete es nun in dem dichten Gestrüpp, jede Bewegung genau beobachtend. Vulkan bewegte sich ohne Beschwerde und ohne zu hinken. Alecs Hoffnung stieg: Vulkan hatte keine schwere Verletzung davongetragen! Er fühlte es, er wußte es! Es war nicht das Ende, ganz und gar nicht! Und nach einigen Minuten, während er das Pferd vorsichtig wegführte, wagte er zu hoffen, es würde im Gegenteil ein neuer Anfang sein! »Henry«, rief er jubelnd, »Vulkan lebt! Und er gehorcht mir jetzt. Ich bringe ihn in den Stall. Warte noch ein wenig, dann hole ich dich.«
    Er hörte, daß Henry Antwort gab, aber er verstand die Worte nicht.
    Er führte das Pferd über den schmalen Pfad, der um den Zaun herum zum Stall lief. Ab und zu blieb er stehen, um sein Pferd zu streicheln, ohne daß Vulkan bei der Berührung zurückwich, wie er es bis dahin stets getan hatte. Wo Alec Dornen im Fell fühlte, zog er sie heraus. Der Hengst zuckte zusammen, aber seine Augen waren sanft und verwundert. »Wir werden fortan besser miteinander auskommen, du und ich, Vulkan«, sagte Alec, »und bald werden wir wieder versuchen zu reiten.« Als sie den Stall erreichten, hatte Alecs blasses Gesicht wieder Farbe, und Vulkan ließ den Kopf schon nicht mehr hängen.

    *

    Die nächsten beiden Wochen vergingen, und Alec verschloß das Erlebnis immer tiefer in seinem Herzen. Dr. Hancock, der Tierarzt, hatte Vulkan untersucht und in Ordnung befunden. Der Pflege bedurften nur die von den Lassos aufgescheuerten Striemen. Alec bemerkte mit Freude, wie sich Vulkans Einstellung ihm gegenüber langsam, aber deutlich änderte. Anfangs, als Vulkan sich einigermaßen erholt hatte, bewegte er sich unbehaglich mit mißtrauischen Augen, wenn Alec seine Box betrat; doch wenn er die Heilsalbe sanft auf die wunden Stellen strich, stand er still unter Alecs Berührung. Mit neuem Entzücken verbrachte Alec oft den ganzen Tag und viele Nachtstunden bei ihm in der Box mit seiner Pflege beschäftigt, und er sah freudig, daß Angriffslust und Wildheit langsam aus den Augen wichen, während ein Ausdruck von Ergebenheit und Vertrauen in ihnen auftauchte.
    Henry war noch fahl im Gesicht und am ganzen Körper zerschlagen von der schweren Anstrengung seines Kampfes mit Vulkan. Aber er erkannte genau, was zwischen den beiden vorging, und überließ sie sich selbst. Er wußte, daß Vulkan ihn fürchtete und haßte. Sowie sich Henry seiner Box näherte, erklang sein zorniges schrilles Wiehern, und jedesmal versuchte er, nach ihm zu schlagen oder ihn zu beißen.
    Alec und das Pferd gewannen beide miteinander ihre Kräfte zurück, und es schien, als ob die Genesungszeit sie zusammengeschlossen hätte. Nach zwei Wochen wieherte Vulkan freudig, wenn er Alec erblickte. Seine Augen waren jetzt nicht mehr starr und böse, sondern lebendig und schön, mit einem neuen Ausdruck von Treue und Vertrauen zu dem Jungen. Jeden Tag war Henry aufs neue entzückt von diesem neuen Vulkan. Es faszinierte den alten Trainer, zu sehen, wie Alec mehr und mehr die Herrschaft über sein Pferd gewann. Und Alec, der ihm erst gezürnt hatte, weil er Vulkan auf diese rigorose Art zu Leibe gegangen war, hatte längst eingesehen, daß diese Veränderung in Vulkans Wesen nie so rasch eingetreten wäre, wenn Henry nicht den Kampf mit ihm aufgenommen hätte.
    Drei Wochen später ritt Alec sein Pferd zum ersten Mal. Henry kam eines Morgens früh in den Stall. Als er an Vulkans Box trat, schnaubte der Hengst und wich in den Hintergrund zurück. Henry blieb stehen und sprach zu dem Pferd; aber der mißtrauische Ausdruck wich nicht aus seinen Augen. Henry sah, daß das schwarze Fell wie Lack glänzte. Alec war also schon vor ihm dagewesen und hatte sein Pferd gestriegelt. Das Stroh war ebenfalls gewechselt, und in Vulkans Eimer war frisches Wasser. Henry wunderte sich darüber, denn es war noch sehr früh, selbst für Alec. Dann hörte er Schritte auf dem Kiesweg der Einfahrt, und gleich darauf trat Alec in den Stall. Nach einem Blick auf sein erregtes Gesicht wußte Henry: Heute ist der Tag! Heute wollte Alec den Versuch, Vulkan zu reiten, wiederholen!
    Das Pferd wieherte leise und spitzte die Ohren, als es Alec kommen sah. Alec begrüßte seinen Freund und sagte: »Heute wage ich’s, Henry!«
    Henry nickte: »Ich habe schon gesehen, daß du ihn bereitgemacht hast!« Alec trat an die Tür der

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