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Blitz schickt seinen Sohn

Blitz schickt seinen Sohn

Titel: Blitz schickt seinen Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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Weisung stärker hatte galoppieren lassen. »Du denkst, er wäre fertig, er könnte es, aber noch kann er es nicht! Er ist ja noch nicht zwei Jahre alt, Alec, bedenke das stets. Außerdem haben wir ja Zeit! Stufenweise, ganz allmählich, mein Junge! Du mußt Geduld haben, auch wenn er sie nicht hat!«
    Alec nickte; er wußte, daß Henry recht hatte. Aber es war nicht leicht, seine Forderungen zu erfüllen. Im Gegenteil, es wurde immer schwerer von Mal zu Mal, Vulkan zurückzuhalten und sein Verlangen nach Schnelligkeit zu dämpfen.
    Weitere Wochen verstrichen mit dem Drei-Kilometer-Training in Abschnitten, das etwa so aussah: 800 Meter in leichtem Galopp, 400 Meter im Schritt, 600 Meter traben, wieder 800 Meter galoppieren, zum Schluß 400 Meter im Schritt. Als sie nach diesem Pensum in den Stall kamen, fand Henry, daß Vulkan so gut wie gar nicht geschwitzt hatte und völlig ruhig atmete. »Bald ist er für Arbeitsgalopps auf der Rennbahn fit!« entschied er.
    Mit Ungeduld erwartete Alec diesen Tag! Seine ganze Welt drehte sich jetzt fast nur noch um sein Pferd. Er hatte seine Vorlesungen auf dem New Yorker College so gelegt, daß er jeden Tag am frühen Nachmittag zu Hause sein konnte, wenn sie Vulkan trainierten. Für seine Eltern hatte er auf diese Weise nur wenig Zeit, denn abends mußte er seine Schularbeiten erledigen. Und jede freie Stunde, die sich am Wochenende erübrigen ließ, verwendete er für kleine Gelegenheitsarbeiten bei Nachbarn, um Geld zu verdienen. Denn er benötigte jeden Cent, den er beschaffen konnte. Vulkans Hafer und Heu waren nicht billig; außerdem mußte er bald die erste Rate des Nenngelds für »The Hopeful« einzahlen, falls Vulkan in diesem Rennen laufen sollte. Die erste Rate von 50 Dollar war bereits Ende Dezember fällig, in zwei Monaten. Danach mußte er, wenn er seinem Pferd die Anwartschaft, in diesem berühmten Rennen zu laufen, erhalten wollte, im März die zweite 50-Dollar-Rate erlegen, und weitere 100 Dollar im Juni. Wenn alles gutging, Vulkan also tatsächlich für das große Rennen der Zweijährigen fit war, würde es nochmals 500 Dollar kosten, ihn starten zu lassen. Glücklicherweise hatte Alec schon lange vor Vulkans Ankunft zu sparen begonnen, denn er hatte gewußt, daß er viel Geld brauchen würde, wenn sein Pferd Rennen laufen sollte. Inzwischen hatte er gerade soviel zusammengebracht, daß Vulkan an dem mit einem ersten Preis von 25 000 Dollar dotierten »The Hopeful«-Rennen teilnehmen konnte. Er hatte die Absicht, jeden Cent, den er besaß, für sein Pferd einzusetzen, denn er wußte, nachdem er Vulkan so viele Wochen auf dem Gelände geritten hatte, daß er tatsächlich die erforderliche Schnelligkeit in sich hatte. Seine Eltern beobachteten sein Treiben mit besorgten Augen; aber sie mischten sich nicht ein.
    Endlich kam der Tag, an dem Henry entschied: »Jetzt ist es soweit. Unsre Arbeit auf der Rennbahn kann beginnen! Hier auf dem Gelände können wir nun nichts mehr ausrichten. Überdies ist es wichtig, an Ort und Stelle noch ein paar Arbeitsgalopps auszuführen, ehe der Winter kommt.«
    Sie saßen während dieses Gesprächs auf der niedrigen Holzbank vor der Stalltür und sahen Vulkan beim Grasen zu.
    Alec sah Henry neugierig an: »Fahren wir nach Belmont?«
    »Ja. Es ist die nächstgelegene Rennbahn. Zudem haben Freunde von mir dort ihr Winterquartier aufgeschlagen. Sie werden uns von Nutzen sein.« Er machte eine Pause, bevor er fortfuhr: »Eigentlich mag ich es ganz und gar nicht, mit Vulkan nachts zu arbeiten wie damals mit Blitz. Aber es bleibt uns nichts andres übrig, denn mit andren Pferden möchte ich ihn noch nicht zusammenbringen. Meinst du nicht auch?«
    Alec zuckte die Achseln: »Das kann ich nicht beurteilen, Henry, es könnte gut ausgehen, aber auch übel. Er macht mir seit kurzem wieder zu schaffen«, setzte er ehrlich hinzu.
    »Jaja, ich weiß das längst, und ich fürchte, du wirst immer schwere Mühe haben, ihn in der Gewalt zu behalten. Vollständig fügsam wird er eben niemals werden, nicht mit dem Blut des Wildhengstes, das in seinen Adern fließt.«
    »Ich glaube, wir sollten ihn noch eine Weile von anderen Pferden fernhalten«, erwiderte Alec nachdenklich. »Später muß er sich ja wohl oder übel an sie gewöhnen.«
    »Stimmt! Es würde uns gar nichts nützen, wenn er liefe wie ein geölter Blitz, wir ihn aber trotzdem nicht in einem Rennen starten lassen könnten aus Angst, er griffe andre Pferde an! Dann würde er sogleich von der

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