Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blitz schickt seinen Sohn

Blitz schickt seinen Sohn

Titel: Blitz schickt seinen Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
Vom Netzwerk:
hinzu: »Du wirst alle Hände voll zu tun haben, um Vulkan von Napoleon abzuhalten!« Alec nickte und sah Napoleon an, der gerade den Kopf hob und zu Vulkan hinüberblickte. Dann wieherte er, als ob er dem schwarzen Hengst etwas zurufen wollte.

    *

    Es war nahe an Mitternacht, als Alec in den Stall kam. Da kein Licht brannte, wußte er, daß Tony noch nicht da war. Henry war unterwegs, um den Transporter zu holen; in wenigen Minuten würde er damit ankommen. Wahrscheinlich brachte er auch Tony mit.
    Als er die Stalltür öffnete, wurde er von Napoleon mit einem freundlichen Wiehern begrüßt. Der alte Wallach streckte ihm seinen Kopf über die Boxentür entgegen. Beinahe schien es ihm, als blickten die alten Augen jung und unternehmungslustig. Alec schmunzelte, trat an Nappys Box, kraulte ihn zwischen den Ohren und sagte sanft: »Du freust dich wohl mitzudürfen, alter Knabe? Und du fürchtest dich nicht vor Vulkan... du hast es nie getan, obwohl er manchmal sehr ungezogen zu dir gewesen ist... Aber du hast ihn verstanden, Nappy, besser als wir Menschen.«
    Ein lautes, ungehaltenes Schnauben kam von hinten aus Vulkans Box. Alec sah, daß der Schwarze ihn mit funkelnden Augen beobachtete. So ging er nach einem verabschiedenden Streicheln schnell zu seinem Wildling hinüber, der ihn erwartete und seine Nase fest gegen seine Rippen stieß. Alec fuhr mit der Hand liebkosend durch die schwarze Mähne. »Du bist mein Bester, Vulkan, das weißt du doch!« sagte er tröstend. »Du hast keinen Grund, auf Nappy eifersüchtig zu sein!«
    Nach dieser Versicherung ging er in die Geschirrkammer, zog seine Schuhe aus und fuhr in die Reitstiefel. Dann zog er seine Cordhosen über die Stulpen der Stiefel, holte den Rennsattel, nahm das Zaumzeug vom Haken und verließ die Kammer. Als er draußen den Transporter Vorfahren hörte, ging er zur Stalltür. Der Wagen hielt, Henry und Tony kletterten heraus. »Alles bereit?« fragte Henry. Als Alec bejahte, hieß er ihn, Sattel und Zaumzeug in die Fahrerkabine zu legen. »Wir müssen uns beeilen«, erklärte er, »denn ich muß den Wagen in ein paar Stunden wieder in der Garage abliefern.«
    Tony folgte mit ernsthaftem Gesicht, italienisch vor sich hinschwatzend, Henry in den Stall.
    »Ängstige dich nicht wegen Nappy«, beruhigte ihn Alec.
    »Ich Angst haben? Aber kein bißchen!« versicherte Tony, von der Wichtigkeit seiner Rolle durchdrungen.
    Zuerst führte Henry Napoleon in den Transporter. Dann stellten sich Henry und Tony vorn vor den Wagen, und Alec holte Vulkan aus seiner Box.
    Die herbstliche Nachtluft war kühl. Der Rappe ging mit vorsichtigen Schritten neben seinem jungen Herrn, der besänftigend auf ihn einredete. »Sei recht artig, Vulkan«, sagte er »nur eine kurze Fahrt, dann sind wir an Ort und Stelle, und du darfst laufen!«
    Vulkan versuchte sich von Alecs Händen zu befreien, als sie sich dem Laufsteg näherten, der in den Transporter hineinführte. Dann sah er Napoleon, und sein helles Wiehern schallte durch die Nacht.
    »Bring ihn zur Ruhe, Alec! Wenn er so weitermacht, lädt er uns meine Frau und deine Eltern auf den Hals!« rief Henry leise.
    Mit Streicheln und gutem Zureden gelang es Alec, Vulkan zu besänftigen und über den Laufsteg in den Wagen zu führen. Sie waren schon drinnen, als Napoleon seinen Kopf umwandte und wieherte. Vulkan blieb stehen, schnaubte und zeigte die Zähne.
    »Es ist doch nur Nappy. Du kennst ihn doch und weißt längst, wie friedlich er ist!« beschwichtigte Alec und streichelte den Hengst, bis er sich nach einigen Minuten zu der Stelle führen ließ, an der er während der Fahrt stehen sollte. Alec postierte sich zwischen den beiden Pferden, darauf bedacht, daß ein Abstand gewahrt blieb. »In Ordnung, Henry!« rief er nach draußen, »wir können fahren!«
    Eine halbe Stunde später kamen sie in Belmont-Park an und fuhren an der langen Reihe der Ställe vorbei, die in der mondlosen Nacht kaum zu erkennen waren. Die meisten standen derzeit leer, da nur wenige Pferde hier ihr Winterquartier hatten. Dann fuhr der Wagen langsam an der Rückseite der großen Zuschauertribünen entlang, wendete zur Rennbahn hin und hielt vor einem Tor in dem das gesamte Gelände umschließenden Zaun. Ein Wächter, mit dem Henry befreundet war, öffnete das Tor.
    Alec wartete nicht weniger gespannt als der Schwarze an seiner Seite. Napoleon trat unruhig hin und her, als ahnte er, was ihm bevorstand. »Jetzt fängt es an«, flüsterte Alec seinem Pferd zu,

Weitere Kostenlose Bücher