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Blitz sucht seinen Vater

Blitz sucht seinen Vater

Titel: Blitz sucht seinen Vater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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einsamen Mannes.
    Der Scheich sah, wie verwundert Alec und Henry über den Anblick waren, den der kahle Raum im Gegensatz zu dem Luxus des übrigen Hauses bot.
    »Hier arbeitete Abu Ben Isaak seine Zuchtpläne aus«, sagte er ruhig. »Und da ich sein Werk fortführe, habe ich den Raum so gelassen, wie er war. Hier ist Ziyadah in Abu Ben Isaaks Geist geboren worden und auch Blitz. Deshalb möchte ich hier mit Ihnen sprechen. Vielleicht verstehen Sie dann besser, was ihn bewegte und was jetzt mich bewegt. Als Tabari noch ein kleines Mädchen war, brachte er seine besten Pferde von Arabien hierher, teils um sie vor Räubern zu schützen, hauptsächlich aber, weil er hoffte, daß es ihm im Frieden dieses Ortes mit seinen günstigen Bedingungen gelingen würde, ein überragendes Rennpferd zu züchten. Mit äußerster Sorgfalt wählte er die ihm geeignet erscheinenden Blutslinien aus und trieb so Zuchtwahl wie noch niemand vor ihm, selbst Barjas Ben Isaak nicht. Endlich gelang es ihm, Ziyadah zu erzielen, aber damit war sein Wunsch erst zur Hälfte erfüllt. Der Hengst besaß zwar die Statur, die Ausdauer und die Schnelligkeit, die der Scheich erstrebte, aber er sollte nicht rennen, sondern er war zum Deckhengst bestimmt. Dazu taugte er nur, wenn er auch ein guter Vererber war, und das mußte er erst noch beweisen. Um dafür die besten Voraussetzungen zu schaffen, ließ Abu Ben Isaak die beste Stute, die er besaß, hierherbringen: Jorâh al Tayr, die damals als edelste Blüte Arabiens galt.«
    Alec wiederholte den Namen, und Abd al Rahmans scharfe Augen richteten sich auf ihn.
    »Ich weiß von Tabari, daß Sie den Namen kennen, Alec«, sagte er ruhig. »Abu Ben Isaak hat Ihnen gesagt, daß sie Blitz das Leben schenkte. Er war das Ergebnis des ersten und einzigen Deckakts, bei dem Ziyadah Scheich Abu Ben Isaak bewies, daß er tatsächlich ein großer Vererber war.«
    »Jorâh al Tayr bedeutet Vogelschwinge«, fuhr er fort, »doch die berühmte Stute hatte ihre Schwingen verloren, als sie zu Ziyadah kam. Sie war bereits so alt, daß Abu Ben Isaak sie auf einem Wagen hierherbringen ließ, denn ihre alten Beine hätten sie nicht mehr über eine so weite Strecke tragen können. Nur wenige Tage nach dem Decken verschwand dann Ziyadah.« Abd al Rahmans Augen schweiften durch das leere Zimmer. »Abu Ben Isaak blieb hier und ließ nach Ziyadah suchen, bis Bergbewohner das Skelett eines Hengstes fanden, von dem er annahm, es wäre das von Ziyadah. Da verließ er dieses Haus, um nie mehr hierher zurückzukehren. Die alte Stute nahm er mit, aber kein anderes Pferd.«
    »Und Jorâh al Tayr brachte dann in Arabien Blitz zur Welt, nicht wahr?« fragte Henry.
    Der Scheich nickte. »Ja, und Abu Ben Isaak sah ihn mit großem Stolz heranwachsen, weil er wußte, daß in ihm Ziyadah wiedererstanden war. Was hernach geschah, wissen Sie. Scheitan, wie Blitz damals hieß, wurde gestohlen. Das Schiff, auf dem er nach Europa geschafft werden sollte, ging unter. Der Hengst rettete sich und Alec auf eine Insel. So kam Alec in seinen Besitz. Als der Scheich davon erfuhr, holte er Scheitan heim, und dann brachte ihn Scheitan mit seiner unzähmbaren Wildheit zu einem unerwartet frühen Tode.« Er schlug mit der Faust auf den Tisch. »Das war das Endresultat der ganzen Arbeit seiner Vorfahren und seiner eigenen Pläne. Hätte sein Testament nicht bestimmt, daß Scheitan Ihnen, Alec, übergeben werden solle, so hätte Tabari ihn an derselben Stelle erschossen, an der ihr angebeteter Vater zu Tode gestürzt war. Jedenfalls kann man es nur als Ironie des Schicksals bezeichnen, daß Abu Ben Isaak tot ist, während Ziyadah und sein erster Sohn leben.«
    »Damit haben Sie recht«, sagte Henry nach einer langen Pause. »Uns interessiert aber vor allem die Frage, was Sie jetzt planen, und welche Rolle uns in Ihren Plänen zugedacht ist. Denn Sie haben es doch darauf angelegt, Blitz hierher zu bekommen, nicht wahr?«
    »Jawohl, denn ich brauche ihn«, antwortete der Scheich nüchtern. »Aber davon später. Als ich erfuhr, daß die Bergbewohner von einem Geisterpferd sprachen, das bei Nacht mit einem Feuerschweif über die Berge raste, dachte ich mir meinen Teil. Denn ich glaube weder an Geister noch an Hexerei irgendwelcher Art. Ich wußte sofort, daß Ziyadah in seine Heimat zurückgekehrt war.«
    »Und sie versuchten, ihn zu finden?«
    Abd al Rahman nickte. »Ich brachte einige unserer Leute und unsere besten Zuchtstuten hierher, um den Hengst dadurch

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