Blitz sucht seinen Vater
längst müde, und Blitz braucht Ruhe. An Geister glaube ich allerdings nicht.«
»Aber ich!« Sie sprach eindringlich, doch so leise, daß es mehr ein Flüstern war: »Ich habe nämlich auf dem Heimweg den Abdruck eines Hufes gefunden, der von keinem wirklichen Pferd herrühren kann.«
FÜNFZEHNTES KAPITEL
Die Falle
Alec saß in der Badewanne. Seine Muskeln schmerzten ihn, denn er war es nicht gewohnt, über so steiniges Terrain zu reiten, wie er es hier angetroffen hatte. Das warme Wasser tat ihm wohl. Er schloß die Augen und versuchte, nicht auf Henrys lange Tiraden zu hören, die aus dem benachbarten Zimmer kamen.
»Ich sage dir nochmals, Alec, wir müssen auf irgendeinem Weg von hier weg! Nicht um Blitz ängstige ich mich, sondern um dich! Dieser Kerl will dich fertigmachen, dessen bin ich sicher! Du bist doch an eine solche Art des Reitens nicht gewöhnt. Blitz braucht nur einen Fehltritt zu machen auf diesen steilen Bergpfaden, und du bist erledigt. Ich habe ihm das bereits gesagt, und ich werde es wiederholen! Entweder er hört auf mit dieser ergebnislosen Suche nach Ziyadah oder wir hauen ab!« Er räusperte sich. »Ich habe mit den Gartenarbeitern gesprochen. Nicht, daß wir einer des anderen Sprache verstünden, aber sie haben begriffen, was ich wissen wollte. Sie hielten die Finger ihrer beiden Hände fünfmal in die Höhe, als ich sie fragte, wie weit es bis zu ihrem Dorf wäre. Und sie zeigten nach Süden, in Richtung des Talkessels, in dem wir landeten. Ich nehme an, daß sie sagen wollten, es wären 50 Meilen bis dorthin. Alles, was wir brauchen, sind ein paar Dosen Lebensmittel; dann richten wir Blitz’ Kopf gen Süden und marschieren los. Mit seinen wachen Sinnen wird er den Weg zu diesem Ort schon finden. Wir sind doch niemandes Narren! Ich bin es leid, zuzusehen, wie der Scheich dich antreibt...«
Alec hörte nicht zu. Er überlegte immer wieder, was Tabari über die Hufspur gesagt hatte, die sie gesehen haben wollte. Sie wäre nicht oval, sondern rund, dick und kurz gewesen, aber doch unzweifelhaft die Spur eines Pferdehufs. Es war nur ein einziger Abdruck gewesen. Sie hatte ihn bei der Heimfahrt mit Jason im weichen Ufersand eines Bergbaches entdeckt, und die Spur war noch frisch gewesen, nicht älter als eine Nacht. Ihrem Mann hatte sie von diesem Abdruck nichts gesagt; er sollte heute nacht daheim bleiben.
Wenig später zog Alec die saubere Wäsche an, die Abd al Rahman ihm geliehen hatte. Das Bad hatte ihn erfrischt. Wenn es diesen Abdruck wirklich gab, konnte ihn nur ein Pferd aus Fleisch und Bein hinterlassen haben, und wo eine einzelne Spur war, mußten weitere zu finden sein. Sollte er danach suchen?
Als er mit Henry zum Essen hinunterging, kamen sie an Abd al Rahmans Schlafzimmer vorbei. Die Tür stand halb offen, und er bat sie herein.
»Wir können zusammen hinuntergehen«, sagte er. »Ich bin gleich fertig.« Er trug jetzt nicht mehr die Beduinentracht wie all die Tage vorher, sondern einen eleganten weißen Leinenanzug. Sein Bart war frisch gestutzt.
Er lächelte ihnen mit einem Seitenblick auf die angelehnte Tür des Nebenzimmers zu und fuhr fort: »Ich werde Tabari sagen, daß wir schon vorausgehen; sie braucht immer mehr Zeit wie die meisten Frauen.«
Er öffnete die Tür, und sie sahen Tabari vor ihrer Frisiertoilette sitzen. Abd al Rahman trat zu ihr und sagte etwas, indem er eine ihrer Hände mit seiner Rechten umschloß. Als er sich umwandte, zeigten seine Augen sein helles Entzücken über seine schöne Frau.
Alec hörte seine Gastgeberin seinen Namen rufen.
»Alec«, sagte sie, »mein Gatte hat mir versprochen, heute nacht nicht zu reiten. Somit werden Sie sich ausruhen können.«
Sie hatte sich in ihrem Stuhl zurückgelehnt; ihre Augen sahen ihn scharf an.
»Wir werden es Alec überlassen, ob er ausruhen will«, verbesserte der Hausherr sanft.
Tabaris Gesicht verdüsterte sich. »Du hast mir versprochen, daheim zu bleiben«, erwiderte sie.
»Gewiß, und das wird auch geschehen. Aber Alec kann tun, was er will. Vielleicht hat er den Wunsch, einmal allein zu reiten.« Er sah Alec mit einem spöttischen Lächeln an. »Ich habe nicht gewußt, daß ich Ihnen und Blitz so hart zugesetzt habe, wie Tabari zu denken scheint.«
»Ich habe ihr nur erklärt, daß ich müde bin«, erwiderte Alec.
»Das ist ja auch wohl begreiflich!« fiel Henry ungehalten ein. »Ihr verrückter Plan hat ihm hart genug zugesetzt. Soll das so weitergehen?«
Das Blut schoß dem
Weitere Kostenlose Bücher