Blitz sucht seinen Vater
Scheich ins Gesicht. »Alec kann selbst entscheiden, was er zu tun wünscht«, sagte er in schneidendem Ton. »Bisher war er mit meinem Plan einverstanden. Wenn er nicht mehr mitmachen will, wird ihn niemand dazu zwingen.«
Alec sah Tabari an, die ihm zulächelte.
Langsam sagte er: »Ich will heute nacht allein ausreiten. Ich habe mir da etwas zurechtgelegt.« In Wirklichkeit hatte er sich erst in diesem Augenblick entschlossen.
Sie wandten sich ihm alle überrascht zu. Henry war der erste, der sprach: »Sag das noch einmal, Alec!«
»Ich werde heute nacht reiten. Es gibt da etwas, was ich herausfinden möchte.« Er machte eine Pause, aber er hütete sich, Henry anzusehen. »Ich werde nicht lange wegbleiben.« Er wandte sich an den Scheich: »Kann ich den Schlüssel zum großen Tor bekommen?«
»Wollen Sie wirklich allein reiten? Ich kann Ihnen gern jemand mitgeben, vielleicht Homsi. Einen besseren Reiter gibt es nicht.«
»Wenn einer, bin ich es, der mitreitet!« sagte Henry bestimmt. »Nein, für das, was ich vorhabe, muß ich allein sein«, erwiderte Alec. »Ein Begleiter würde mich nur aufhalten, und ich will bald wieder zurück sein, um dann auszuruhen.«
Der Scheich ergriff seinen Schlüsselbund, der an einem Haken hing, löste einen großen Massivschlüssel ab und händigte ihn Alec aus.
»Dann wünsche ich gute Jagd!« sagte er und lächelte seine Frau dabei an.
Tabari schüttelte nur den Kopf, aber ihre Augen glänzten wie in freudiger Erwartung.
Spät am Abend ritt Alec in leichtem Trab am Haus vorbei. Die vier Hufe schlugen einen gleichmäßigen geruhsamen Takt. Er beobachtete das Ohrenspiel seines Hengstes und horchte auf das Rauschen des Windes. Ihm war zumute, als gehöre ihm die Welt. So ging es ihm stets, wenn er allein mit seinem Pferd unterwegs war.
Ein heller Lichtstrahl durchbrach die Finsternis, als sie an einer Koppel vorbeikamen, auf der Stuten grasten. Die Wachen waren demnach auf dem Posten.
Der aus Süden kommende Wind wurde ein wenig stärker. Er kräuselte das hohe Gras und machte die Bäume knarren, wenn sich ihre Zweige aneinander rieben. Alec hoffte, daß es nicht regnen würde.
Als Blitz in Schwung war, ermunterte ihn Alec zu einer schnelleren Gangart. So hatten sie die Weiden und die Wächter bald hinter sich. Der Boden war wie geschaffen für Pferdebeine, nicht zu fest und nicht zu weich. Der Hengst ließ seinen Reiter spüren, wie gern er hier lief. Er schnaubte unentwegt und wurde jedesmal ein wenig schneller, wenn Alec die Zügel ein wenig lockerte.
Erst als sie sich der hohen Mauer näherten, verkürzten sich die Sprünge, und seine Schnelligkeit ließ nach. Bereitwillig hielt er vor dem Tor an, als sei seine Begierde, schnell zu laufen, zunächst gestillt.
Als sie das Tor hinter sich hatten, sah Alec sogleich die frischen Radspuren des Wagens, der Tabari heimgebracht hatte. Wieder ließ er Blitz traben, und bald fand er den Bergbach, von dem Tabari gesprochen hatte. Augenscheinlich hatte der Wagen hier gehalten, vielleicht um die Pferde verschnaufen zu lassen. Am sandigen Ufer des Baches brauchte er nicht lange zu suchen, bis er den sonderbaren Hufabdruck entdeckte; er war kurz, dick und plump. Einer ähnlichen Hufspur war Alec noch nie begegnet. Trotzdem blieb kein Zweifel, daß sie von einem Pferd stammte. Er ging am Ufer auf und ab, um nach anderen Spuren zu suchen, aber es waren keine zu finden. Waren sie etwa verwischt worden, um ein Geisterroß vorzutäuschen? Alec schüttelte den Kopf. Was brachte ihn auf solche Gedanken?
Er stieg wieder in den Sattel und ritt eine Weile durch das Unterholz zu seiten des Weges, der hier in einer breiten Schlucht verlief. Die Wände stiegen in niedrigen, mit Gebüsch und Bäumen bewachsenen Terrassen an. Ein feiner Nebel war aufgestiegen und wehte im Südwind in absonderlichen Schwaden um ihn und sein Pferd herum. Alec fühlte sich sehr allein. Plötzlich hielt er an, sprang ab und bückte sich zwischen den Büschen. Hier gab es Hufspuren, und sie waren ganz frisch.
Seine Augen versuchten den Nebel zu durchdringen; er spähte die Wände der Schlucht ab und flüsterte: »Wir sind nicht allein hier, Blitz... Dort oben ist ein Pferd, wo du es nicht wittern kannst. Lausche! Es wird nicht lange ruhig bleiben.«
Er bestieg sein Pferd wieder und ritt weiter. Der Wind hatte sich verstärkt und blies den Nebel weg. Blitz stellte plötzlich die Ohren auf und stieß dann ein kurzes, scharfes Wiehern aus.
Alecs Augen suchten
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