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Blitz und der Brandfuchs

Blitz und der Brandfuchs

Titel: Blitz und der Brandfuchs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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entsetzt.
    „Ja, ich habe keinen Zweifel, seine Angriffslust hat es gezeigt!“
    „Na, dann ist es gut, daß wir ihn los sind!“ sagte der Schiffer. „Er ist nach Azul geflogen, das ist der richtige Ort für ihn, dort findet er nichts, wovon er sich ernähren kann.“
    „Und wir werden es nun bleiben lassen, über Nacht auf der Insel zu schlafen“, meinte Henry grimmig.
    Der Schiffer nickte. „Wir werden in sicherer Entfernung vor Anker gehen und eine ruhige Nacht verbringen.“
    „Morgen früh aber möchte ich hierher zurückkommen“, sagte Alec entschieden. Die Insel stand als stolze Silhouette gegen den Abendhimmel.
    Der Schiffer zuckte die breiten Schultern. „Am Tage haben wir nichts von ihm zu befürchten, da schläft er. Aber für die Nacht rücken wir von ihm und diesen gefährlichen Riffen lieber ab.“
    Die Nachteule wendete und fuhr in der Abenddämmerung fort von der Insel Azul, dem neuen Aufenthaltsort des verseuchten Vampirs.

Der Kampf

    Der schwarze Hengst stand am Ende der Felsenwand und wieherte seinen Willkommensgruß. Er hörte keine vertrauten Laute, nur Alecs Witterung trug der Wind ganz deutlich von der See zu ihm herüber. Seine empfindsamen Nüstern versuchten herauszufinden, wie groß die Entfernung sein mochte, die ihn von dem Menschen trennte, den er liebte.
    Lange Zeit blieb er lauschend stehen und wartete geduldig. Dann, als der letzte Sonnenstrahl sein herrliches Fell noch einmal aufglänzen ließ, schnaubte er enttäuscht, denn die Witterung wurde immer schwächer. Nachdem die Sonne am Horizont verschwunden war, wurde es schnell dunkel in der Schlucht. Blitz wartete weiter, doch seine Geduld nahm ab, sein Ärger zu.
    Dann kam der Augenblick, in dem der Wind ihm keine Kunde mehr zutrug und der Zorn ihn überwältigte. Er wirbelte herum und lief in die Mitte der Schlucht. Zornig beugte er sich hinunter, um zu grasen, und riß in seiner Enttäuschung Wurzeln und Erdbrocken mit den Grasbüscheln heraus.
    Nachdem er nicht das geringste mehr von Alec witterte, kehrten seine Gedanken zu den Stuten zurück, die er aufgegeben hatte. Er schnaubte, drehte sich um und verließ die Schlucht. Sein lautes \ Wiehern zerriß die Stille des Abends.
    Er fand die Stuten alle vereint an dem kleinen Teich weidend. Wieder stieß er seine schrille Herausforderung aus, in der Erwartung, die Stuten und Hengste durch sein Erscheinen einzuschüchtern. Doch außer dem schnellen Heben der Köpfe erfolgte keine Bewegung. Groß und eindrucksvoll trabte Blitz mit leichten, gleichmäßigen Schritten durch das Zuckerrohr.
    Der Brandfuchs stand stolz aufgerichtet vor seiner Herde, die Rückkehr des Rapphengstes erwartend, als wäre er darauf gefaßt. Der Anblick seines Gegners erschreckte ihn nicht; er war nur wachsam und vorsichtig, denn er wußte, daß ihm der andere ebenbürtig war.
    Plötzlich gab er den ersten Ton von sich, ein Schnauben, dem ein lautes, scharfes Wiehern folgte. Seine Herde hinter ihm hörte auf zu weiden und bildete einen dichten Kreis, die Stuten mit den Fohlen in der Mitte, die jungen Hengste am Rand. Danach ging der Brandfuchs seinem Herausforderer entgegen, als wäre er zufrieden, daß ihm nun der Kampf angeboten wurde.
    Blitz näherte sich im zunehmenden Dämmerlicht mit gleichmäßigen Hufschlägen. Er war ebenso sicher und zuversichtlich wie der Hengst, der ihn erwartete. Aber er stürzte sich nicht Hals über Kopf in den Zweikampf; seine Schritte verlangsamten sich, sowie er das dichte Gras des Tals erreichte. Seine Augen blitzten, als er den roten Hengst auf sich zukommen sah.
    Zwischen den beiden bestand kaum ein Unterschied. Jeder war ein König von Geburt. Jeder war schön und kräftig, und sie liefen jetzt mit gleich langen Schritten aufeinander zu, beide den kleinen stolzen Kopf hoch erhoben. Näher und näher kamen sie sich, um den Kampf auszutragen, der mit dem Tod des einen enden konnte. Sie wurden schneller, je näher sie zueinander kamen. Im Augenblick des Zusammenstoßes schrien sie fast gleichzeitig; jetzt waren ihre Köpfe nicht mehr erhoben, sondern schlangenähnlich nach vorn gestreckt. Aufbäumend schlugen beider Hufe mit Wucht nach dem Gegner, die Körper krachten gegeneinander, während sich die gefährlich entblößten Zähne festzubeißen versuchten.
    Die schroffen Felsmauern, die die Arena umgaben, widerhallten von dem Geräusch des Zusammenpralls. Nach dem ersten Anlauf fielen sie zurück; jeder suchte vorsichtig nach einer Blöße, die sich der Gegner gab.

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