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Blitz und der Brandfuchs

Blitz und der Brandfuchs

Titel: Blitz und der Brandfuchs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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Erregung. Er nahm das Fernglas von der bezeichneten Stelle, aber anstatt aufs Deck zurückzukehren, streckte er sich auf der unteren Koje aus und schloß die Augen. „Nur ein Weilchen...“ dachte er. Der Gedanke an Blitz verfolgte ihn.
    Er wußte nicht, wie lange er gelegen hatte, als ihn eine schwache Bewegung im anderen Winkel der Kajüte veranlaßte, die Augen aufzumachen. Das Schiff schaukelte leise in der Dünung, und das Tageslicht, das vorher durch das Bullauge geschimmert hatte, war fast erloschen. Schläfrig schloß Alec die Augen, doch kurz darauf riß er sie wieder auf. War er wach, oder träumte er? Die Luft in dem winzigen Raum war heiß und bedrückend. Hatte er wirklich das leise Quieken einer Fledermaus gehört, oder machte ihm seine Phantasie etwas vor? Er starrte in den dunklen Winkel. Hing dort etwas Schwarzes an der niedrigen Decke? Oder stand die Erinnerung an die Fledermaushöhle noch zu lebendig vor seinem Inneren?
    Als sich seine Augen endlich an das Dämmerlicht gewöhnt hatten, schwanden seine Zweifel — dort hing der Vampir an einem Bein, den Kopf an die Brust gelegt und beinahe verdeckt von einer sich leise bewegenden Flughaut...
    Alec mußte sich mit aller Gewalt zurückhalten, um nicht laut aufzuschreien. Es gab nur eins: das Tier zu töten, ehe es aufwachte. Das wäre am wenigsten grausam. Er mußte schnell handeln, ohne zu zögern!
    Neben seiner Koje lehnte ein Besen, keine sehr wirkungsvolle Waffe, aber besser als nichts. Der Vampir bewegte sich etwas mehr. Mit einem festen Schlag könnte er ihn mindestens betäuben und dann Hilfe herbeiholen. Er erinnerte sich an die Worte des Tierarztes, daß Vampire angreifen, wenn sie sich in die Enge getrieben fühlen, und er wünschte, er hätte die dicken Lederhandschuhe an den Händen, die ihm der Arzt bei der Expedition in die Höhle geliehen hatte.
    Er lag regungslos, den Besenstiel umklammernd. Er versuchte, sich selbst Mut zuzusprechen, aber er schwitzte vor Angst am ganzen Körper. Vorsichtig drehte er sich auf die andere Seite, setzte zuerst den einen, dann den anderen Fuß lautlos zu Boden und stand endlich auf. Mit äußerster Vorsicht schlich er Schritt für Schritt vorwärts.
    Als er bis auf Reichweite an das Tier herangekommen war, bewegten sich die Flughäute ruckartig, und plötzlich starrten ihn zwei winzige, funkelnde Augen an. Der Vampir blieb mit dem Kopf nach unten hängen, aber er zog die Lippen auseinander und ließ seine langen, dolchspitzen Zähne sehen, während er ein leises Knurren ausstieß.
    Alec fürchtete sich, die erste Bewegung zu machen; er blieb stocksteif stehen und starrte den Vampir seinerseits an. Der Vampir schien nicht geneigt, wegzufliegen, aber er stieß heisere, zischende Laute aus. Alec hoffte, daß die Männer oben an Deck diese Laute hören und ihm zu Hilfe kommen würden. Oder war es besser für ihn, jetzt zuzuschlagen, solange er noch eine Chance hatte? Vielleicht vermochte er ihn zu treffen, wenn er mit dem Besenstiel fest und ganz schnell zuschlug.
    Er faßte den Entschluß und führte ihn aus. Der Vampir flog mit aufgerissenem Maul auf seinen Angreifer los. Der Stiel traf ihn mit voller Wucht. Das Tier fiel zu Boden, blieb jedoch nicht betäubt liegen, sondern rannte mit zusammengefalteten Flughäuten ein Stück weit, erhob sich dann wieder und flog mit lauten, hohen Schreien in der Kajüte hin und her.
    Auch Alec blieb jetzt nicht mehr stumm, sondern rief gellend um Hilfe.
    Der Vampir flog von einer Wand zur anderen, auf der Suche nach einem Schlupfloch. Als er keins fand, griff er Alec wieder an. Er schnappte und biß wütend nach dem gegen ihn erhobenen Besenstiel, krallte sich daran fest und verbiß sich ins Holz.
    Alec schwang den Besen mit aller Kraft gegen die Wand, in der Hoffnung, den Vampir zu zerschmettern. Doch das Tier ließ den Stiel im letzten Moment los und flatterte aufgeregt im Raum umher. Plötzlich fand es die Treppe und schoß hinaus.
    Als Alec hinter ihm her aufs Deck hinaufstürzte, sah er Henry und den Schiffer mit ihren Hüten den Vampir abwehren. Gleich darauf flog er schnell und anmutig wie ein Vogel über das offene Meer davon.
    „Ein Vampir!“ rief der Schiffer erschrocken. „War es wirklich einer?“ fragte Henry.
    „Ich war zu lange Jahre in Trinidad, um sie nicht genau zu kennen!“ war die Antwort.
    „Und ich bin ebenfalls sicher“, sagte Alec. „Es ist derselbe, den wir aus der Höhle verjagt haben!“
    „Der tollwütige?“ fragte der Schiffer

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