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Blitz und der Brandfuchs

Blitz und der Brandfuchs

Titel: Blitz und der Brandfuchs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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Mit gleicher Schnelligkeit stiegen sie wieder und führten mit schlagenden Hufen ein Scheingefecht aus. Jeder wußte genau, daß er dem anderen gewachsen war.
    Langsam umkreisten sie einander in großem Bogen, darauf bedacht, sich bei der nächsten Gelegenheit in den Hals des anderen zu verbeißen. Keiner von ihnen war bei dem ersten heftigen Zusammenprall verletzt worden. Sie trabten mit wiegenden, fast tänzerischen Schritten umeinander, die edlen Köpfe hoch erhoben, mit blitzenden Augen und geblähten Nüstern.
    In ihren Bewegungen war keine Hast. Jeder hatte die Geduld des geborenen Führers, und jeder wartete, daß des anderen Wachsamkeit nachließ. Sie umkreisten sich wieder, schnaubend, in Imponierhaltung. Sie nahmen den Geruch des anderen auf und witterten in die Luft. Plötzlich trug ihnen der Wind einen neuen Geruch zu, vorerst noch schwach, aber doch bereits verdächtig genug, um sie zu veranlassen, die Augen vom Gegner zu nehmen. Genau zu gleicher Zeit wendeten sie sich der Herde zu. Es war, als hätten sie in dem Moment, in dem sich ihnen eine viel größere Gefahr näherte, ihren Kampf vergessen.
    Der Himmel war klar, die ersten Sterne schimmerten. Der Wind wehte lebhafter, je mehr es Nacht wurde, und ließ die Pferdemähnen flattern. Als der Geruch intensiver und unangenehmer wurde, gingen die beiden Hengste vorwärts, aber nicht gegeneinander, sondern auf die Herde zu. Sie liefen wie ein Zweigespann, die Nase im Wind.
    Dann sahen sie den Urheber des schweren, süßlichen Geruchs und schnaubten laut. Dieses Alarmzeichen setzte die Herde in Bewegung; Stuten und Junghengste stürmten wiehernd in wilder Flucht das Tal entlang. Die beiden Hengste bäumten sich hoch auf, als wollten sie den Vampir treffen, der auf sie zuflog; beide witterten in dem Angriff Krankheit und Tod.
    Der Vampir glitt unmittelbar über ihren Köpfen dahin, und die Hengste versuchten, ihn mit den Zähnen zu packen und mit den Vorderhufen zu treffen. Es gelang ihnen nicht; sie warfen sich blitzschnell herum und rasten auf gleicher Höhe mit dem Vampir das Tal entlang der Herde nach.
    Beide Hengste galoppierten aus voller Kraft. Ihr gegenseitiger Zorn war verschwunden angesichts des geflügelten Todes, der dicht vor ihnen flog. Sie verfolgten das gespenstische schwarze Tier, das in dem trüben, grauen Schleier der niedersinkenden Nacht wie etwas Unwirkliches vor ihnen flatterte. Mit weiten Sprüngen und vorgestrecktem Kopf hofften sie, den Vampir einzuholen. Keiner von beiden hatte bis jetzt seine äußerste Geschwindigkeit entfaltet, aber sie steigerten sie mehr und mehr.
    Blitz schrie und streckte seine langen Beine zu noch weiteren Sprüngen. Der Brandfuchs hielt sich, ebenso schnell werdend, an seiner Seite. Dann stieß er einen furchtbaren Schrei aus und zog sich für einen Moment zusammen, als wollte er sich nun doch auf den Rappen stürzen; statt dessen legte er alle Kraft in den Lauf und hielt sich auf gleicher Höhe mit Blitz. Galoppsprung um Galoppsprung donnerten sie dahin. Hals an Hals, Kopf an Kopf stürmten sie hinter dem Vampir her, der ihre geblähten Nüstern mit seinem schweren Geruch nach Seuche und Tod füllte.
    Als sie bei dem hohen Zuckerrohr ankamen, war Blitz einige Meter voraus, aber der Brandfuchs holte ihn schnell ein, und wieder stürmten die beiden Hengste wie ein Zweigespann nebeneinander dahin, sich dem Feind mehr und mehr nähernd. Gleichzeitig drangen sie in das Gebiet der hohen Rohrstauden ein, die unter ihren wirbelnden Hufen mit knackendem Geräusch niederbrachen. Gerade als sie auf gleicher Höhe mit dem Vampir waren und ihn mit gefletschten Zähnen zu fassen trachteten, stieg der höher, wendete und flog wieder auf die Herde zu.
    Erschrocken warfen sich die Hengste herum und folgten ihm in einem Tempo, das der Geschwindigkeit eines Fluges gleichkam. Wie die Schatten zweier Phantome rasten sie hinter dem Vampir her.
    Der Brandfuchs stieß für seine Herde einen schrillen Warnungsschrei aus und jagte noch schneller dahin. Einige Meter vor Blitz lief er jetzt, der erste auf der Jagd nach dem Vampir!
    Blitz stolperte, riß sich hoch, fiel wieder in Galopp und streckte seinen riesigen Körper noch mehr. Er holte schnell auf, Sprung für Sprung folgte er dem Brandfuchs, und langsam kam er ihm näher.
    Die große Herde, eine quirlende Masse von Köpfen und Körpern, hatte sich nach der anderen Seite gewendet und raste durch das Tal. Der Boden dröhnte unter ihren Hufen, verzweifelt versuchten sie ihrem

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