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Blitz und Pam

Blitz und Pam

Titel: Blitz und Pam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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mit?«
    »Warum nicht?« gab er lachend zurück. »Es macht mir soviel Spaß wie Ihnen.« Er hatte es nicht gesagt, um ihr Freude zu machen, sondern weil er es aufrichtig meinte. So neben ihr im Geruch, in den Tönen, den Schatten und Lichtern des Stalls zu stehen erfüllte ihn mit einem Frieden, den er lange nicht mehr gekannt hatte. Er freute sich an den Pferden als seinen Kameraden, und nicht als Rennmaschinen, deren Wert dadurch bestimmt wurde, wieviel sie der Hopeful-Farm eintrugen. Wie lange schon hatte er sie beinahe nur so eingeschätzt?
    Pam blickte ihn an, als ob sie wüßte, was in ihm vorging. Er fühlte sich schuldig und befangen. Nein, sie konnte seine Gedanken nicht erraten, dachte er. Sie war scharfsinnig, gewiß, aber sie war kein Hellseher. »Glauben Sie mir etwa nicht?« fragte er schließlich. »Ich meine, daß es mir Spaß macht?«
    »O doch«, erwiderte sie. »Es sah nur so aus, als wären Sie überrrascht, das gesagt zu haben — fast so, als glaubten Sie es selbst nicht recht. Mag sein, Sie haben die Pferde schon lange nicht mehr als...« Sie wandte sich den Pferden und dann ihm zu. »... nun, als Freunde betrachtet.«
    Er antwortete nicht. Plötzlich stieg Ärger über ihre Worte, ihre Anschuldigung in ihm hoch. Sie hatte gut reden; sie mußte keine Farm leiten, hatte keine finanziellen Bindungen. Sie hatte Bewegungsfreiheit, war frei von Verpflichtungen und Verantwortungen andern gegenüber.
    Sein Gesicht verhärtete sich und bekam einen gespannten Ausdruck. Er wußte, daß die Gelegenheit gekommen war, ihr zu sagen, daß sie gehen müsse, daß sie wegen Henrys Einstellung einfach nicht bleiben könne. Wegen Henrys Einstellung. Warum mußte er bloß Henry vorschieben? Alec wurde sich bewußt, daß er Henrys Argumente dazu verwendet hatte, sich selbst gegenüber sein eigenes Handeln zu rechtfertigen. Hatte Pam denn so unrecht mit dem, was sie sagte? Hatte er ein so großes Verlangen nach Erfolg und Sicherheit, daß er das Wichtigste in seinem Leben vergessen hatte? War er über Pam verärgert — oder etwa über sich selbst?
    Sie war zu Black Sands Box hinübergegangen, und er folgte ihr nun, noch immer ungewiß, was er sagen sollte, und er haßte sich dieser Unentschlossenheit wegen. Bis jetzt war er in seinen Entschlüssen stets fest gewesen, und er hatte mit Leuten, die zögerten, die wankelmütig waren, keine Geduld gehabt. Gehörte dies mit zu seiner Schulung — schwarz war schwarz, und weiß war weiß, dazwischen nichts, keine Zeit für Zweifel, für Verständnis oder Mitgefühl?
    Pam war in die Boxen getreten und war nun damit beschäftigt, Black Sand eine Blume in die Mähne zu flechten. Alec schaute zu, ohne etwas zu sagen. Ihm war es gleich, wenn alle Pferde im Stall Blumen trugen; was aber würde Henry dazu sagen? Dieses Mädchen hier würde nie ein luxuriöses Heim brauchen, wenn es doch offensichtlich soviel glücklicher in einem Pferdestall war, fand Alec. Pams ganzes Leben war mit Mähnen, mit glänzenden Fellen und mit Gewieher verbunden. Es waren nur Pferde — und doch: was wäre Pams Leben ohne sie? Und was sein eigenes Leben ohne sie? Und was sein eigenes?
    Während sie ihre Hände langsam vom Hengst nahm, wandte sie sich Alec zu. Er erhaschte einen Blick von Black Sands funkelnden Augen und sagte schnell: »Passen Sie auf, Pam!«
    Doch seine Warnung kam zu spät. Der Hengst hatte ihre ausgestreckte Hand mit den Zähnen geschnappt und hielt sie zwischen seinen großen, weichen Lippen fest. Obwohl es eine spielerische Bewegung gewesen war, hätte sie äußerst ernsthafte Folgen haben können.
    Sowohl Pam wie Alec blieben völlig ruhig. Sie wußten ganz genau, daß sie ihre Hand nicht aus dem Maul des Hengstes nehmen konnte, ohne daß er es freiwillig öffnete. Sie durfte keinesfalls eine falsche, hastige Bewegung machen. Ein einziger Fehler konnte ihn veranlassen, alle ihre Finger in einem einzigen Zuschnappen seines messerscharfen Gebisses abzutrennen.
    Alec trat einen Schritt näher. Wenn er seine eigene Hand zum Maul des Hengstes heben und seine Finger auf der Seite hineinschieben konnte, würde Black Sand vielleicht die Kiefer lösen. Alecs Augen hefteten sich auf Pam; sie stand ruhig da, ganz dem Pferd ausgeliefert, das sie beherrschte, wenn sie es ritt.
    »Nun komm schon!« schalt sie Black Sand. »Laß los! Das ist jetzt nicht der Augenblick zum Spielen.« Der Hengst zog die Luft ein.
    Alec rückte noch etwas näher. Der Hengst folgte ihm mit den Augen, und Alec sah

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