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Blitz und Pam

Blitz und Pam

Titel: Blitz und Pam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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Balance ersichtlich wurde. Dann blieb er stehen, ungemein edel und stolz und mit sprühenden Augen.
    »O Alec«, sagte Pam mit leiser Ehrfurcht, »er ist so schön — schöner, als ich es mir je hätte träumen lassen. Es ist genau wie du gesagt hast: Man muß ihn aus der Nähe sehen, um zu begreifen.« Sie warf ihr Haar zurück. »Ich weiß, daß du ihn nicht seiner Schönheit und Eleganz wegen liebst, Alec, aber sieh dir doch bloß das herrliche Glühen in seinen Augen an!«
    Alec stellte sich neben sie. Nun, da Pam hier war, mußte er sich darauf gefaßt machen, plötzlich viel Neues zu sehen — oder vielmehr vieles neu zu sehen. In den Augen seines Hengstes blitzte ein rotes Feuer, das schon manchen Leuten Angst gemacht hatte. Pam sah es als »herrliches Glühen«.
    »Es ist heute nicht gerade gut gegangen«, meinte Alec. »Du hast nicht den richtigen Tag erwischt! Es tut mir leid.«
    »Du konntest nichts dafür.«
    »Immerhin — ich bin für zehn Tage ausgeschlossen worden.«
    »Heißt das, daß du nicht reiten darfst?«
    »Jedenfalls nicht in einem Rennen.«
    »Eine Ruhepause kannst du ja brauchen«, meinte sie lachend. »Du siehst ziemlich mitgenommen aus — mehr als er da.«
    »Ich habe heute morgen Henry Black Sand vorgeritten«, sagte er, um das Gespräch von sich abzulenken.
    »Und? War er zufrieden mit ihm?«
    »Und wie! Aber der Hengst ist mit mir nicht so gelaufen wie mit dir. Er hat sich an dich gewöhnt.«
    »Weiß Henry, daß ich hier bin?«
    »Ich hab’ ihm gesagt, du nehmest heute frei, um dir das Rennen anzuschauen. Er rechnet aber nicht damit, daß du dich hier hinten sehen läßt. Er hat sich wohl vorgestellt, du habest Angst vor ihm.«
    »So ein Unsinn! Ich habe vor niemand Angst.«
    »Das weiß Henry eben nicht«, sagte Alec. »Hast du Black Sand gesehen?«
    »Ja, ich habe bei ihm zuerst hineingeschaut. Er sieht zufrieden aus.« »Wohl kaum so zufrieden, wie wenn er auf der Farm wäre, aber er gewöhnt sich langsam an die neue Umgebung.«
    »Ich glaube, ihm gefällt der rege Betrieb«, sagte sie und ließ den Blick hinausschweifen, dorthin, wo die Menschenmenge um Mel Millers Stall versammelt war. »Das ist ja eine ziemlich ausgelassene Party dort drüben.«
    Eine schlanke Gestalt in Blue jeans und in einem blauen Arbeitshemd ging vorbei; dicht dahinter folgte ein riesiger Hund.
    »Das ist Becky Moore«, erklärte Alec, »das Mädchen, das Brush Fire ritt.«
    »Und wer ist ihr Begleiter?«
    »Ich weiß nicht, wie er heißt. Ich habe ihn nie näher kennengelernt. Er ist ihr Leibwächter. Man sagt, er schlafe mit einem offenen Auge — alles zu ihrem Schutz.«
    »Ich dächte doch, sie hätte das gar nicht nötig.«
    »Das ist aber boshaft von dir«, wandte Alec ein.
    »Ich hab’s nicht so gemeint. Ich wollte damit sagen, daß sie aussieht, wie wenn sie sich selbst verteidigen könnte.«
    »Eigentlich schon«, gab Alec zu. »Sie ist schon ziemlich lange hier, aber den Hund hat sie immer bei sich.«
    »Dann traut sie also niemandem.«
    »Nein, niemandem.«
    Alec und Pam verließen die Box des schwarzen Hengstes und traten auf die geschlossene Tür der Geschirrkammer zu.
    »Willst du Henry wirklich jetzt kennenlernen?«
    »Warum denn nicht?« fragte sie lachend. »Ich bin ja verrückt genug, jedermann zu trauen.«
    »Er ist aber nicht gerade bei bester Laune.«
    »Schon gut«, beschwichtigte sie.
    Alec öffnete die Tür. Henry saß in seinem Sessel und brütete mit finsterem Gesicht vor sich hin; auf dem Schöße hatte er eine ungelesene Zeitung liegen.
    »Henry«, sagte Alec, indem er eintrat, »ich möchte dir Pam vorstellen.«

    NEUNZEHNTES KAPITEL

Zwei verschiedene Welten

    Henry erhob sich, um Pam als weiblichem Wesen die Ehre zu erweisen, doch weder seine Stimme noch sein Gebaren enthielt auch nur die geringste Höflichkeit, als er sich zu Alec wandte und sagte: »Hab’ ich dir nicht gesagt, du sollst sie nicht hierherbringen?«
    »Ich hab’ gedacht, du würdest deine Meinung ändern, wenn du sie kennenlernst.«
    »Nanu«, schaltete Pam sich unbeirrt heiter ein, »das ist ja ein recht erfreulicher Anfang!«
    Henry schob sich gegen die hintere Wand des Raumes, die Hände seitlich aufgestützt und die untere Lippe zu einem bitteren Lächeln hinuntergezogen. Gemächlich und eingehend musterte er Pam, ohne ein Wort verlauten zu lassen.
    Sein erster Eindruck bestätigte ihm, was er erwartet hatte: ein sehr hübsches Mädchen. Ihr langes blondes Haar floß dicht und voll über die

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