Blitz und Pam
um kurz darauf das Rennen für sich zu entscheiden. Es war das erste Mal in Alecs Reiterkarriere, daß der Jubel, der ihn am Ziel empfing, mit Pfiffen und Buh-Rufen vermischt war.
Später, als er zum Finish zurückritt, wurde Blitz nicht in den Waagring geführt. Die Reiter hatten — genau wie Alec es erwartete — Einspruch erhoben. Pete Edge meldete, Blitz sei auf der ersten Geraden gegen sein Pferd gestoßen und habe ihn damit fast aus dem Gleichgewicht gebracht. Becky Moore meldete, ihr Pferd sei von Grey Mist an den Zaun gedrückt worden und habe sich danach nicht mehr auffangen können. Und Mike Costello schließlich meldete, Blitz habe ihn gegen Beckys Pferd gedrängt. Solche Einwände waren in der Rennreiterei nicht selten, aber es war dies das erste Mal, daß sie sich gegen den Champion und gegen Alec Ramsay richteten.
Während Alec mit den anderen Reitern zusammen wartete, bis die Rennleiter die Bilder begutachtet hatten, welche von der Kamerapatrouille aufgenommen worden waren, erfuhr er, daß Mario Santos nach seinem Unfall selbst zum Ambulanzwagen hatte gehen können; außer einem gebrochenen rechten Arm schien er keine Verletzungen davongetragen zu haben. Alecs Erleichterung war so groß, daß ihm der Entscheid der Rennleitung über die endgültige Rangordnung — wie immer er ausfallen mochte — nur noch Nebensache war.
Fünf Minuten später kam die offizielle Rangverkündigung heraus. Blitz wurde disqualifiziert und auf den vierten Platz gesetzt. Sailor wurde zum Sieger gemacht. Brush Fire wurde Zweiter und Grey Mist Dritter.
Die Rennzeit des schwarzen Hengstes, die an der elektronischen Anzeigetafel aufleuchtete, stellte um vier fünftel Sekunden einen neuen Rekord dar, doch die Disqualifikation setzte einen dunklen Punkt in die glänzende Renngeschichte des Champions. In den Augen der Rennleiter trug Alec die Schuld. Er wurde für zehn Tage von der Teilnahme an weiteren Rennen ausgeschlossen.
ACHTZEHNTES KAPITEL
Eisiges Schweigen
Als sie die Stallungen erreichten, warteten bereits die Vertreter der Presse und die Photographen auf sie. Henry war ausgesprochen unfreundlich. Wenn er ihre Fragen überhaupt beantwortete, so nur ganz knapp.
Alec aber mußte den Großteil des Unmuts und der Ungehaltenheit des Trainer-Veterans einstecken. »Wenn du nur ein bißchen schneller geschaltet hättest«, raunte dieser ihm zu, »wäre es nicht passiert. Aber du hast geträumt! Du warst mit deinen Gedanken anderswo.«
Alec schwieg. Er wußte, daß nichts auszurichten war, wenn Henry eine solche Laune hatte. Er hielt Blitz an einer Führleine, während der Hengst gewaschen wurde.
»Deb, mach mal vorwärts!« schrie Henry den Pferdepfleger an. »Steh nicht so rum, und gaff nicht dauernd in die Kameras! Gib mir den Schwamm — ich wasch’ ihn selber.«
Wütend drückte er den Schwamm über dem Kopf des Hengstes aus; das Wasser lief in Bächen hinunter und spülte den Schweiß mit. Blitz schüttelte den Kopf und bäumte sich. Die Menschenansammlung stob sogleich auseinander.
»Halt ihn unten, Alec, Teufel noch mal!« brüllte Henry. »Leg ihm die Kette über die Nase!«
Alec ignorierte Henrys Befehl. Blitz stampfte und schnaubte ungeduldig.
Die Augen aller waren auf ihn gerichtet. Alle sahen seine Stärke und seine Schönheit — auch in der Stunde der Niederlage. Er wußte nicht, daß ihm der Sieg entrissen worden war.
»Mario hat Glück gehabt«, meinte ein Reporter. »Er ist mit einem kaputten Arm davongekommen.«
»Sein Helm hat ihn vor schwereren Verletzungen bewahrt«, fügte ein anderer hinzu. »Blitz hat ihn ganz schön erwischt.«
»Tja, er hat wirklich Glück gehabt, aber er wird beim Empire-State-Handicap nächsten Samstag nicht mitmachen können... genausowenig wie Alec.«
Henry fuhr fort, Blitz zu waschen, und schenkte den Presseleuten keine Beachtung. Seine Hände glitten in langen Bewegungen über den glänzenden Körper des Hengstes: den Hals hinab, über den Rücken und die Flanken und neben dem Schweif hinunter. Er arbeitete schnell und spritzte das Wasser in der Gegend herum, damit jeder der Umstehenden etwas davon abbekam.
Die Photographen wichen zurück und deckten schützend die Linsen ihrer Kameras zu. Einer davon — er kannte Henrys Einstellung gegenüber weiblichen Jockeys nur zu gut — rächte sich für die Dusche mit der Bemerkung: »Laut einer Exklusivmeldung soll sich Mel Miller mit dem Gedanken tragen, nächsten Samstag Sun Dancer unter Becky Moore ins Rennen zu
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