Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blitz und Vulkan

Blitz und Vulkan

Titel: Blitz und Vulkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
Vom Netzwerk:
vor Blitz“, sagte Tony stolz mit einem Blick auf die unbekümmert in der Luft zappelnden Beine.
    „Er hat dazu auch keinen Grund“, antwortete Alec. „Blitz ist sein bester Freund, und das weiß er.“ Nach einem Weilchen setzte er hinzu: „Wenn du nach Hause gehen willst, so tu das ruhig, Tony, ich bringe Nappy in den Stall, wenn’s dunkel wird!“
    „Das ist nett von dir, Alec“, sagte Tony, „ich habe einen schweren Tag hinter mir und gehe gern heim.“
    Noch lange, nachdem Tony ihn verlassen hatte, blieb Alec an den Zaun gelehnt stehen und sah den Pferden zu. Bis heute war er vollständig sicher gewesen, daß kein Pferd der Welt Blitz’ Schnelligkeit erreichen konnte; doch nun hatte Vulkan einen neuen Rekord aufgestellt — jetzt sah sich die Sache anders an, jetzt war er seiner Sache nicht mehr sicher. Er wollte aber unbedingt darüber Gewißheit haben, noch ehe er Blitz auf die Farm brachte.
    Es gab einen leichten Weg, es herauszufinden. Alec entschloß sich, den Versuch zu machen... am nächsten Morgen bei Tagesanbruch im nahe gelegenen Park.
    Alec hatte seinen Wecker unter sein Kopfkissen gelegt; auf diese Weise hörte nur er die Glocke früh um Vier am anderen Morgen gedämpft klingeln. Hastig griff er zu und stellte sie ab. Ein Weilchen lag er noch reglos, dem Zirpen der Grillen drüben auf dem Feld lauschend. Demnach regnete es nicht; bei Regen hätte er seinen Plan aufschieben müssen. Leise erhob er sich, zog seine Cordhosen, den Pullover, Socken und Schuhe an und horchte während der ganzen Zeit auf die tiefen Atemzüge seiner Eltern im Nebenzimmer. Als er fertig war, ging er rasch zu der Kommode am Fenster, nahm seine Stoppuhr heraus und zog sie auf, bevor er sie bedachtsam in die Tasche steckte. Eine Minute und neunundfünfzig Sekunden für 1900 Meter — Blitz würde Vulkans Rekord unterbieten!
    Vorsichtig schlich er die Treppe hinunter. Er wollte unbedingt vermeiden, daß jemand erfuhr, was er vorhatte. Der Versuch würde ja nicht viel Zeit in Anspruch nehmen. Um diese frühe Stunde würde noch kein Verkehr in den Nebenstraßen sein, und der Park würde leer und verlassen liegen. Er wußte ganz genau, an welcher Stelle er seinen Probegalopp ausführen wollte. Die Strecke des Reitwegs von der siebziger Marke des im Park gelegenen Golfplatzes bis zu der riesigen Ulme gegenüber dem 9. Loch war genau 1900 Meter lang. Er hatte das mit Henry vor einem Jahr einmal ausgemessen. Sie hatten Vulkan dort entlang allmorgendlich vor seinem Arbeitsgalopp auf der Rennbahn Trab gehen lassen. Aber heute sollte Blitz dort keineswegs traben. Heute sollte er im Galopp alles hergeben, was in ihm steckte! Es würde in ganz kurzer Zeit vorüber sein; kein Mensch würde etwas davon erfahren.
    Er rannte über die Straße zu dem Eisentor, öffnete es weit und ließ es offen. Als er den Stall betrat, wieherte Blitz. Alec ging zu ihm und streichelte schnell den schmalen Kopf, ehe er den leichten Rennsattel und das Zaumzeug aus der Geschirrkammer holte.
    Obwohl es dunkel war, arbeitete Alec rasch. Blitz bewegte sich unruhig, als ihm erst die Satteldecke, dann der Sattel auf den Rücken gelegt wurden. Aber er wurde still, als Alec zu ihm sprach. „Du gehst nüchtern, wie du bist“, sagte Alec, „Futter bekommst du erst, wenn wir zurückkommen.“
    Nachdem Alec ihm den Zaum ins Maul geschoben hatte, führte er Blitz aus dem Stall. Seine Nüstern weiteten sich, und er schnaubte, während er neben Alec herging. Der Junge führte ihn an die Bank, die vor dem Stall stand, und stieg von ihr aus auf.
    Seine Knie preßten sich fest an den muskulösen Widerrist, während er Blitz die Auffahrt entlang zum Tor lenkte. Den Bruchteil einer Sekunde zögerte er, bevor er durch das Tor auf die Straße ritt. Henry würde nicht einverstanden sein mit seinem Vorhaben, das wußte er, denn vor der Abfahrt nach Chicago hatte er ihn dringlich gewarnt, nichts zu unternehmen, was irgendjemanden auf die Vermutung bringen konnte, daß Blitz wieder in Flushing sei. Doch Henry würde ja gar nichts von diesem Probegalopp erfahren; die Sache ging nur Blitz und ihn etwas an, sonst niemanden!
    Nach wenigen Minuten lenkte Alec Blitz in eine enge Seitengasse, die ungepflastert war. Als das Pferd den weichen Boden unter sich fühlte, begann es sogleich zu galoppieren.
    Genau bei Sonnenaufgang würden sie im Park sein... und sehr bald danach wieder daheim im Stall. Zu Besorgnissen war also kein Anlaß. Blitz war durchaus fit für einen schnellen

Weitere Kostenlose Bücher