Blitz und Vulkan
besitzen alle mehrere Pferde und werden nicht so betroffen wie wir, wenn dem Pferd, das sie hier haben, etwas zustößt. Aber unser ganzer Besitz besteht aus Blitz und Vulkan..., auf die beiden haben wir unsere ganze Zukunft aufgebaut. Wenn wir sie verlieren, haben wir fast nichts mehr.“
Henry warf einen schnellen Blick auf Alec, aber dessen Augen waren starr auf die Straße vor ihnen gerichtet. Henry antwortete Vater Ramsay: „Da haben Sie natürlich recht. Aber es wird keinem der beiden etwas passieren. Auch den anderen nicht. Ich halte jede Wette, daß kein einziges Sumpffieber bekommt, denn wenn sie sich bei El Dorado angesteckt hätten, wären die Symptome längst aufgetreten. Bisher ist indessen nicht das geringste zu entdecken, und ich glaube zuversichtlich, daß es dabei bleiben wird.“
Nachdem sie die Brücke passiert hatten, fuhren sie weiter durch die Felder, bis sie den sandigen Waldweg erreichten. Der Baumwuchs war hier so dicht, daß kein Sonnenstrahl durch die Zweige bis zum Boden gelangte. Als sie die scharfe Linksbiegung hinter sich hatten und die kleine Lichtung passierten, die zur Farm führte, sahen sie schon von weitem einen Transporter vor dem Stall stehen. „Henry“, rief Alec, „es ist deiner!“
„Tatsächlich, es ist meiner“, bestätigte Henry, „selbstverständlich ist es meiner. Aber wozu hat Tony ihn denn gebraucht?“
„Sieh auf die Weide, Henry!“ rief Alec.
Jetzt sahen sie alle drei den alten, senkrückigen Nappy dort gemächlich grasen.
„Also hat er Napoleon hergeholt. Aber wozu denn bloß?“ fragte Herr Ramsay. „Die Sache wird immer rätselhafter.“ Er hielt seinen Wagen an.
„Na, mir geht jetzt ein Licht auf’, sagte Henry leise. „Ich hatte eine Ahnung, was Tony Vorhaben konnte“, rief Alec, aus dem Wagen springend. „Aber es schien mir kaum glaublich...!“
Napoleon hob seinen schweren Kopf und wieherte leise zu ihnen hinüber, wandte sich dann aber wieder dem saftigen Gras zu.
„Was meint ihr beiden denn eigentlich?“ fragte Herr Ramsay.
„Wir glauben, daß Tony Napoleon als Testpferd hierhergebracht hat“, sagte Henry und eilte ihnen voran zum Stall. „Gleich werden wir wissen, wie sich’s verhält.“ Als sie den Stall betraten, kam der Tierarzt mit seinen Assistenten gerade aus Vulkans Box. Tony war bei ihnen.
Alec und Henry gingen schnell auf die Gruppe zu, und der Tierarzt empfing sie mit den Worten: „Ich bin froh, daß Sie kommen, denn Tony sagte, es wäre geraten, auf Sie zu warten, ehe wir zu Blitz gehen. Wir haben jetzt alle Blutproben in Händen, nur sein Blut noch nicht.“
Henry und Alec blickten zu Tony hinüber, der gerade den Stall verließ. „Na, das muß warten“, sagte Henry lächelnd. „Jetzt erst zu Blitz.“
„Ich werde ihn am Kopf festhalten“, meinte Alec. „Es wird sicher nicht leicht sein, mit ihm fertig zu werden.“
„Es geht sehr schnell. Dauert höchstens eine Minute“, sagte der Arzt.
„Binde ihn an den langen Lederriemen und reiche mir den durch das Drahtgitter zur Nachbarbox herein“, schlug Henry vor. „Auf diese Weise wird es leichter sein, ihn zu halten.“
Alec nahm ein Gefäß voll Hafer mit und steckte sich ein paar Mohrrüben in die Tasche, ehe er die Box betrat. Blitz kam ihm nach, als er den Hafer in seine Futterkrippe schüttete. Alec befestigte den Lederriemen am Halfter und schob das freie Ende durch das Gitter in die Nebenbox. Dann stellte er sich dicht neben den Kopf des Hengstes, der schon den Hafer fraß. Aber er hob sofort den Kopf, als der Arzt und die Assistenten hereinkamen. Er zerrte rückwärts, fand sich jedoch von Alec und dem Lederriemen festgehalten. Unglaublich schnell keilte er nach hinten aus, doch seine Hufe trafen die Boxenwand und nicht die Männer, die schon vorn an seinem Hals standen. Sie verhielten sich still und warteten ab, während Alec ihm beruhigend zuredete und ihm eine Handvoll Hafer hinhielt. Blitz nahm schließlich den Hafer; aber seine Augen suchten unentwegt die Fremden, die sich in seiner Box befanden. Der Tierarzt wartete geduldig, bis sich der Hengst wieder über die Krippe beugte. Dann griff er zu, um die Spritze anzusetzen. Sobald Blitz die fremden Hände an seinem Körper fühlte, ließ er das Futter, warf den Kopf auf und keilte erneut aus, um die Eindringlinge zu verjagen. „Ich sehe schon, wir kommen so nicht weiter“, sagte der Tierarzt, „wir müssen die Barre nehmen, um ihn still zu halten.“
Einer der Assistenten verließ die
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