Blitz und Vulkan
ging auf den Stall zu, Alec blieb zurück.
„Ich bleibe lieber hier“, antwortete er auf seines Vaters Frage, „Henry wird euch alles Nähere berichten.“
Er ging den Weg hinauf und wartete, bis er den Staatsveterinär mit den Besitzern und Trainern aus dem Stall kommen sah. Als er sie erreichte, sagte der Arzt gerade: „Das Testpferd trifft morgen ein. Dann werden wir Ihren Pferden sogleich die Blutproben entnehmen. Nachdem das Testpferd geimpft worden ist, müssen wir abwarten, was geschieht. Sie können ruhig wegfahren und Ihre Pferde in unserer Obhut zurücklassen. Daß gut für sie gesorgt werden wird, brauche ich kaum zu versichern. Wenn das Testpferd kein Anzeichen von Sumpffieber zeigt, stellen wir Ihren Pferden in etwa sechs Wochen Gesundheitsatteste aus. Entschließen Sie sich, Mountainview zu verlassen, so geben Sie mir bitte Ihre Adressen, denn wir müssen jeden von Ihnen natürlich sofort erreichen können für den Fall, daß sich an einem Pferd Krankheitssymptome zeigen sollten. Das ist im Augenblick alles.“ Der Staatsveterinär wandte sich seinen Assistenten zu, und die Gruppe zerstreute sich.
Henry nahm Alec am Arm und sagte: „Wir wollen das Sattelzeug und alles Gepäck, das wir nicht brauchen, aus dem Transporter in die leere Box zwischen Blitz und Vulkan schaffen und die beiden füttern und tränken. Hernach werden wir gerade noch Zeit genug haben, vor dem Dunkelwerden in den Gasthof zu fahren.“
„Wollen wir nicht lieber hierbleiben?“
„Nein, es ist nicht erwünscht, daß wir im Stall schlafen. Für die Nächte werden wir auch im Gasthof besser untergebracht sein. Und wir werden unseren Schlaf brauchen, nach dem, was hinter uns liegt und was uns in diesen sechs langen Wochen noch bevorsteht.“
„Die sechs Wochen Wartezeit will ich gern auf mich nehmen“, sagte Alec. „Und ich werde froh sein, wenn zwischendurch gar nichts geschieht.“
Herr Ramsay half ihnen ihr Gepäck ausladen. Tony stand im Hintergrund, von den anderen unbeachtet. Sobald er sie in Henrys Transportauto verschwinden sah, stahl er sich näher an den Veterinär heran. Er wartete geduldig, bis sich dieser von seinen Assistenten trennte und auf das Steinhaus zuging; da folgte er ihm. „Herr Doktor“, rief er, „nur einen Augenblick, bitte!“ Als sich der Arzt daraufhin umwandte, fuhr er fort: „Ich bin ein guter Freund von Alec Ramsay und Henry Dailey.“ Der Arzt lächelte. „Das glaube ich gern“, sagte er freundlich. „Und was kann ich für Sie tun?“
„Mein altes Pferd Napoleon ist ein sehr guter Freund von Blitz und seinem Sohn Vulkan.“ Tony machte eine Pause und blickte verstohlen über die Schulter zurück zu Henrys Transportauto. „Darf ich mit Ihnen zu Ihrem Haus gehen? Das wird besser sein: denn es handelt sich um etwas sehr Privates, was ich mit Ihnen besprechen möchte.“ Tony wartete, bis sie die Veranda des Hauses erreicht hatten, ehe er fortfuhr: „Dieses Testpferd, von dem ich Sie und meinen Freund Henry sprechen hörte — ihm wollen Sie Blut von Blitz und Vulkan einspritzen, stimmt das?“
„Ja, das stimmt“, bestätigte der Arzt. „Ihr Blut wird zugleich mit dem der anderen auf das Testpferd übertragen.“
„Haben Sie schon ein Testpferd?“
„Ja. Es kommt morgen früh hier an.“
„Besteht die Möglichkeit, daß Sie noch ein anderes dazunehmen, um das Blut von Blitz und Vulkan zu übertragen?“
Der Arzt sah Tony an: „Sie meinen Ihr Pferd?“
„Mein Nappy ist ein ganz gesundes Pferd“, versicherte Tony aufgeregt. „Er war noch nie im Leben krank. Nicht einmal erkältet war er!“
„Aber ich habe ja schon ein Pferd, und wir brauchen zunächst nur eins.“
„Aber wär’s nicht viel besser, Sie hätten zwei?“ beharrte Tony. „Wenn Napoleon nicht davon krank wird, dann wissen Sie über unsere zwei Bescheid, und von Ihrem Pferd für die anderen fünf. Ich meine...“
„Selbstverständlich, je kleiner die Gruppe, desto besser“, antwortete der Tierarzt. „Wenn bei Napoleon nach dem Test Sumpffieber ausbrechen würde und bei dem anderen Testpferd nicht, so wüßten wir, daß Vulkan oder Blitz Träger der Krankheit ist. Möglicherweise auch beide...“
„Dann nehmen Sie Napoleon doch“, sagte Tony eifrig. „Sie machen mich damit glücklich, Herr Doktor.“
Der Tierarzt sah Tony forschend an. „Wollen Sie das Risiko wirklich freiwillig auf sich nehmen? Überlegen Sie sich, daß wir auch ohne Ihren Napoleon auskommen. Und wenn er das Unglück haben
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