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Blitz wird herausgefordert

Blitz wird herausgefordert

Titel: Blitz wird herausgefordert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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war es eine Zumutung, ein Pferd bei seinem ersten Rennen im Jahr so stark zu belasten.
    Die Konkurrenten dieses Rennens waren allerdings keine Gegner für Blitz. Mit nur wenigen Ausnahmen war das gesamte Rudel zweitrangig. Die meisten konnten zur Not über 1200 m ein gutes Tempo durchhalten. Was ihm am wenigsten gefiel, war die Startnummer, nämlich Nr. 1, also unmittelbar am Innenzaun. Das war kein guter Platz für den ersten Start, noch dazu gegen Pferde mit frühem Speed, von denen zu erwarten war, daß sie aus der Maschine lospreschen und versuchen würden, die Führung zu übernehmen. Auf keinen Fall durfte Blitz innen eingeklemmt werden. Henry überlegte eine Weile, ob er Blitz nicht wieder streichen lassen sollte, entschloß sich dann aber, es nicht zu tun. Er hatte lange gezaudert, nun sollte Blitz sein Rennen haben.
    Um 4.15 Uhr am nächsten Nachmittag ritt Alec seinen Hengst zum Start. Blitz war der erste, der in sein Abteil ging, und wartete ruhig, während Alec ihm freundlich zusprach. Elf Pferde waren angetreten, ein überraschend großes Feld im Hinblick darauf, daß Blitz startete. Aber jeder Trainer wußte, daß auch ein Champion geschlagen werden kann, wenn die Umstände danach sind. Schließlich startete Blitz zum erstenmal seit einem Jahr, und alles mögliche konnte passieren. Das wußte Alec so gut wie jeder andere. Als erstes Anzeichen seiner Ungeduld warf der riesige Hengst den Kopf auf und begann nervös in dem engen Abteil hin und her zu treten. Alec streichelte ihn beruhigend, aber es nützte wenig. Blitz wollte laufen.
    Plötzlich bäumte sich sein Nachbar, ein kastanienfarbener Hengst in Abteil Nr. 2. Sein Jockey, Willy Walsh, versuchte mit aller Kraft, das Pferd hinunterzubringen, jedoch vergeblich. Schließlich klammerte sich Walsh an die Seiten wand des Abteils und glitt aus dem Sattel, während ein Bahnhelfer den Kopf des aufsässigen Pferdes packte und es nach kurzem Kampf hinunterdrückte. Vorsichtig setzte sich der Jockey wieder in den Sattel.
    »Alles in Ordnung, Willy?« rief der Starter von seinem erhöhten Platz neben der Maschine.
    »Ja, alles im Lot!« rief Walsh zurück; seine helle Knabenstimme, klang klar durch das Geschrei der anderen Jockeys, die ihre Pferde in die Abteile lenkten.
    Blitz wurde von der Unruhe der anderen angesteckt und trat immer ungeduldiger auf dem engen Raum hin und her. Alec fuhr fort, ihn zu streicheln, während er die anderen Pferde betrachtete. Die meisten standen jetzt in ihrem Abteil, und im Augenblick betrugen sich alle gut. Der große Braune im 4. Abteil ließ den Kopf so tief hängen, als ob er gleich einschlafen wollte. Sein Reiter versuchte, ihn aufzuwecken, indem er seinen Kopf rüttelte und ihm die Hacken in die Flanken stieß. Alec wußte, daß dieses Pferd es fertigbekam, am Start stehenzubleiben; andrerseits hatte es große Ausdauer und rannte am besten, wenn es im rechten Augenblick nach vorn geworfen wurde.
    Der Kastanienfarbene im Nebenabteil bäumte sich wieder hoch auf, und wieder glitt Willy Walsh flink aus dem Sattel, während ein Bahnhelfer von außen auf das Gestänge der Startmaschine kletterte, um den Hengst am Zügel zu packen und niederzudrücken. Alecs und Willys Blicke trafen sich, als dieser an der Seitenwand hing, während der schwarze Hengst wie besessen neben ihm auf und nieder tanzte.
    Alles ist Glückssache, dachte Alec, das gilt für uns alle hier! Wenn Willy weniger schnell und geschickt reagiert hätte, könnte er jetzt von diesen Hufen zertrampelt werden... Und wenn der Kastanienfarbene aus dem Startgatter hinausschießt und in uns hineinrennt, finden wir uns vielleicht im See des Innenfeldes wieder. Hätten wir Glück gehabt und eine andere Abteilnummer gezogen, so würden wir weniger Pferde an der Seite haben, um die wir herumlaufen müssen in diesem riesigen Feld. Jetzt bleibt uns nichts übrig, als zu versuchen, im Wettlauf zum ersten Bogen schnell genug an die Innenseite zu gelangen. Aber auch dazu brauche ich Glück, um im richtigen Augenblick richtig zu handeln.
    Soeben führten die Bahnhelfer die letzten zwei Pferde in ihre Abteile. Alec schüttelte die trüben Gedanken ab und sah sich um. Das Wetter war gut. Ungefähr 35 000 Personen füllten die Tribünen und die nicht überdachten billigen Plätze. Unmittelbar links von seinem Abteil befand sich die sorgfältig geschnittene Hecke. Dahinter sah man einen Mann in einer schwarzen Gondel, wie er über den See im Innenfeld stakte. Ohne ihn zu beachten,

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