Blitz wird herausgefordert
vertraut ist. Und laß ihn im richtigen schnellen Tempo starten, sobald du spürst, daß er bereit ist.«
»Okay.«
»Zieh die Zügel an, wenn er etwa 200 Meter vom Start aus zurückgelegt hat. Halte ihn zurück bis zum 400-Meter-Pfosten, dann gib ihm die Zügel wieder frei. Das wird ihn fit machen.«
»Okay!« wiederholte Alec. »Soll ich ihn gleich satteln, oder warten wir, bis er die neuen Eisen hat?«
»Sogleich! Der Hufschmied kommt erst später, und wir schonen auf diese Weise die neuen Eisen für das Rennen.«
Die Sonne war inzwischen höher gestiegen und begann am östlichen Himmel golden zu leuchten.
Henry half Alec beim Aufsitzen. »Er liebt das wärmere Wetter«, meinte der alte Mann.
»O ja«, sagte Alec, die Zügel knotend, während Blitz unruhig unter ihm tanzte. »Er ist wild darauf, laufen zu dürfen, nachdem er in den letzten Tagen nur immer hin und her geführt worden ist. Ich werde es schwer haben, ihn zurückzuhalten. Genau wie beim letzten Mal.«
»Du brauchst ihn nicht allzu langsam werden zu lassen, ich möchte, daß er ordentlich warm wird.«
Alec verließ Henry an der Lücke im Zaun und ritt langsam auf die Startmaschine zu, die sich am äußersten Ende der hinteren Geraden befand. Blitz’ Hufe verursachten ein mattes, klatschendes, rhythmisches Geräusch auf der noch immer ziemlich nassen Bahn. Er ließ sich leicht lenken und machte keinen Versuch auszubrechen, aber Alec nahm die Zügel noch kürzer und hob sich in den Bügeln. »Langsam, mein Junge«, sagte er sanft, denn er wollte Blitz nicht wieder durchgehen lassen. Es war ihm sehr recht, daß das morgige Rennen auf der Grasbahn gelaufen wurde; für ihn wie für sein Pferd bedeutete es eine willkommene Abwechslung von dem gewohnten Geläuf. Früher waren auf der Rasenbahn des Innenfeldes nur Hindernisrennen ausgetragen worden, aber im Verlauf der letzten zehn Jahre hatten die meisten Rennbahnen damit begonnen, auch klassische Rennen mit hohen Dotierungen auf Grasbahnen laufen zu lassen. Dazu hatten auch die aus dem Ausland importierten Rennpferde beigetragen, weil man in anderen Ländern nur Rennen über Rasenbahnen kannte. Alec war jetzt nahe an der Startmaschine. Er ließ Blitz noch langsamer werden, um die hinter ihnen aufkommenden Pferde vorbeizulassen. Der Hengst schlug übermütig aus, als sie vorübergaloppierten. »Geduld!« beschwichtigte ihn Alec, »du kommst ja auch gleich an die Reihe!«
Das Geläuf vor der Startmaschine war eine einzige Schlammpfütze. Die Rennbahnhelfer hatten schon stundenlang junge Pferde geschult und mit dem Starten aus der Maschine vertraut gemacht. Alec konnte sich vorstellen, wie satt die Leute die schwere Arbeit in diesem Schlamm hatten. Trotzdem schienen sie guter Dinge zu sein, denn einer von ihnen rief Alec zu: »Hallo! Du warst ja lange nicht hier!« Die schwarzen Gummihosen des Sprechers waren über und über bespritzt. Er kam herüber, um Blitz am Zügel in ein Abteil zu führen.
»Bitte, laß es mich allein machen, John«, sagte Alec. »Er soll sich erst in Ruhe umsehen; dann will ich ihn mehrmals hinein- und hinausgehen lassen.«
»In Ordnung, Alec, ich werde Zusehen.«
Alec streichelte Blitz, er hatte ihn unter Kontrolle und erwartete keinerlei Schwierigkeiten, aber ganz sicher konnte man dessen nie sein. Er lenkte ihn hinter die Maschine und dirigierte ihn behutsam in eins der Abteile. Sobald er drin war, schloß John das hintere Gatter. Blitz schaute durch die Gittertür, die sich vor ihm befand, machte aber keinen Versuch durchzubrechen.
Alec streichelte ihn und sprach ihm sanft zu: »Nun sieh dich gründlich um. Mehr wird nicht von dir verlangt.« Das Abteil war eng, aber es machte Blitz nichts aus; er war weder nervös noch neugierig; er wollte nur endlich laufen.
Alec rief John zu: »Er benimmt sich gut!« öffnen Sie bitte das Gatter wieder!«
Die hintere Tür ging auf, und gleichmütig schob sich Blitz rückwärts aus dem Abteil. Alec liebkoste ihn und nahm ihn in großem Bogen um die Maschine herum. »Okay, John!« rief er, »diesmal starten wir!«
Blitz betrat wieder das Abteil, und das Gatter schloß sich hinter ihm. Er spitzte die Ohren, als sich Alec im Sattel duckte und sein Gewicht mehr nach vorn auf den Widerrist verlagerte. Der Hengst wußte, daß sich jetzt die Tür jeden Augenblick öffnen konnte. Alec faßte die Zügel kürzer, um zu verhindern, daß Blitz allzu schnell losbrach. »Ruhig, mein Junge!« wiederholte er mit dem Wunsche, ihn langsam antreten
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