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Blitze des Bösen

Blitze des Bösen

Titel: Blitze des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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gewährleisten; wie konnte sie dann erwarten, er wäre sicher,
wenn er jeden Tag mit seiner Schwester nach Hause ginge? Die
traurige Wahrheit war doch: Wenn jemand fest entschlossen
war zu töten – sei es einen völlig Fremden, eines ihrer Kinder
oder sie selbst -, gab es praktisch keine Möglichkeit, das zu
verhindern. Darüber hinaus hatte Kevin sogar recht. Sie konnte
ihn ganz gewiß nicht einsperren, bis man endlich den Mörder
von Rory Kraven gefunden hatte. Und falls – aus
irgendwelchen verrückten Gründen, die ihr nicht einleuchteten
– Rory Kravens Mörder tatsächlich all die Verbrechen verübt
haben sollte, die man seinem Bruder zuschrieb, dann hatte er
sich ohnehin schon seit Jahren seiner Festnahme entzogen. Wie
kam sie auf den Gedanken, daß ihm das nicht auch in Zukunft
gelänge? Sie dachte an die fünf Aufzeichnungen der
Interviews, die sie nachmittags gelesen hatte. Fünf von 127.
Und sie wußte noch immer nicht, wonach sie eigentlich suchte.
Das Geräusch der Haustür unterbrach ihre Gedankengänge,
und kurz darauf tauchte Glen in der Küchentür auf. Als sie ihn
sah, stieg auch schon Ärger in ihr hoch. Er hatte doch gewußt,
wie besorgt und verängstigt sie war, seit man Kumquat tot im
Hof gefunden hatte, aber er war einfach irgendwohin
entschwunden, ohne eine Nachricht zu hinterlassen. Sie sah ihn
an, wie sie das noch nie vorher getan hatte: Sie suchte in
seinem Gesicht nach einem Hinweis darauf, was nicht mit ihm
stimmte, was ihn so verändert hatte.
Und ob er Kumquat umgebracht hatte…
Dieser Gedanke schoß ihr unwillkürlich durch den Kopf. Sie
verdrängte ihn sofort und ärgerte sich darüber, daß sie sich von
Mark Blakemoor so hatte beeinflussen lassen. Und Glen war
offenbar in Ordnung; er lächelte sogar auf diese Art, wie er das
vor seinem Infarkt immer getan hatte. Als er sich zu einem Kuß
herunterbeugte, wurde Anne ein wenig lockerer.
»Hallo, Freundchen«, wandte er sich dann seinem Sohn zu
und zerzauste ihm das Haar. »Was soll das lange Gesicht?
Hattet ihr beide etwa Streit?«
»Mom meint, ich soll jeden Tag zusammen mit Heather
heimkommen«, grollte er.
»Das habe ich nicht gesagt«, begann Anne, dann wurde ihr
aber klar, daß sie fast genau das gesagt oder zumindest angedeutet hatte. »Na gut, vielleicht so ähnlich. – Aber dann versprich mir wenigstens, daß du vorsichtig bist. Halt dich von
Fremden fern, und wenn dich auch nur jemand ansieht, dann
mach, daß du wegkommst. Versprochen?« Wieder rollte Kevin
mit den Augen. »Versprochen?« wiederholte seine Mutter.
»Tu, was deine Mama sagt, dann nehme ich dich am Samstag mit zum Angeln.«
Sofort hellte sich Kevins Miene auf. »Wirklich?«
»Wirklich. Ich verspreche es, wenn du auch dein Versprechen hältst.«
»Abgemacht!« rief Kevin begeistert. »Und wohin geht’s?
Bleiben wir die ganze Nacht dort? Und darf Justin auch mit?«
»Nein, Justin nicht«, lachte Glen. »Nur wir beide. Und ich
weiß noch nicht, wohin wir fahren. Vielleicht verbringen wir
auch die Nacht irgendwo, vielleicht auch nicht. Kommt ganz
darauf an, was deine Mutter dazu meint.«
Als Kevin aus dem Zimmer stürmte, um Justin mitzuteilen,
wo er das Wochenende verbringen würde, war Anne erneut
verärgert über ihren Mann. Was sollte das? Wann hatte er sich
entschlossen, mit Kevin am Wochenende angeln zu gehen? Ihr
gegenüber hatte er ganz bestimmt nichts davon erwähnt, und
bis jetzt hatten sie immer alles, was die Kinder betraf,
miteinander besprochen. Schon vor Heathers Geburt hatten sie
abgemacht, sämtliche Entscheidungen gemeinsam zu treffen.
»Werde ich denn hier über gar nichts mehr informiert?« fragte
sie und gab sich keine Mühe mehr, ihren Ärger zu verbergen.
»Und wenn wir schon dabei sind, dann erklär mir doch
gefälligst, warum du keine Nachricht hinterlassen hast. Nach
allem, was geschehen ist…«
»He!« unterbrach Glen und fuchtelte mit den Armen herum,
als wollte er einen Schwärm angreifender Bienen abwehren.
»Anne, es tut mir aufrichtig leid, daß ich keine Nachricht
hinterlassen habe. Ich war bei Gordy Farber, und es hat ein
bißchen länger gedauert als vorgesehen.«
Annes Zorn verwandelte sich umgehend in Sorge. »Was hat
er gesagt?« Sie hoffte inständig, daß der Arzt ihm nicht erzählt
hatte, daß er ihn auf ihren Wunsch hin angerufen hatte.
»Er hat gesagt, daß es mir gut geht.« Glen sah keinen Grund,
Anne zu beunruhigen. Außerdem hatten sowohl Farber als
auch

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