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Blitze des Bösen

Blitze des Bösen

Titel: Blitze des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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Abnormalitäten auf, und selbst
wenn beim Elektromyogramm noch etwas anderes herauskommen sollte, vermute ich, daß Sie ganz einfach nur unter
Streß leiden. Wenn man bedenkt, wie stark Ihr Herzinfarkt
gewesen ist, ist das auch kein Wunder. Schließlich hat sich Ihr
ganzes Leben verändert. Das kann zwar zu einer seelischen
Erschütterung führen, aber die hat keine entscheidenden
Folgen.« Er kritzelte etwas auf ein Rezeptformular und gab es
Glen. »Sie können sich das auf Ihrem Heimweg besorgen. Ein
Beruhigungsmittel, das Sie nehmen können, falls es nötig ist.«
Er geleitete Glen wieder ins Sprechzimmer. »Das Wichtigste
ist, daß Sie die Sache einfach leicht nehmen. Ich will Ihnen
was sagen: Sie haben vom Angeln geträumt, dann tun Sie es
doch auch! Am Montag werden wir uns dann das
Elektromyogramm anschauen, dann sind keine Fragen mehr
offen. Einverstanden?«
Glen fühlte sich unendlich erleichtert. »Großartig.« Er
brachte ein schwaches Grinsen zustande. »Ich hatte schon
Angst, daß man mich wieder in die Klinik steckt.«
»Danach sieht es nicht aus. Was immer Sie sich auch einreden, ich glaube nicht, daß Sie eine Gefahr für sich selbst oder
für sonst jemanden darstellen. Gehen Sie also heim, entspannen
Sie sich und genießen Sie das Wochenende. Bis Montag.«
Glen verließ Jacobsons Praxis in der festen Absicht, direkt
zur Apotheke zu gehen, um das Rezept einzulösen.
Dann machte er sich aber doch auf den Heimweg. Die
Erinnerung an das Rezept war plötzlich aus seinem Gedächtnis
getilgt.
Genauso vollständig gelöscht wie die Erinnerung an den
gräßlichen Schmerzensschrei, den er in seinem Kopf gehört
hatte, als die Elektroden aktiviert worden waren…
56. Kapitel
    Als Anne heimkam, war das Haus leer. Vergeblich suchte sie
nach einer Nachricht, wohin Glen gegangen war. Sie fand
nichts, auch keine Meldung auf dem Anrufbeantworter. Deshalb war sie auch ganz sicher, daß er nicht weit sein konnte,
vor allem auch deshalb, weil sein SAAB auf dem üblichen
Parkplatz stand. Wenigstens konnte das verdammte Wohnmobil sie jetzt nicht mehr von ihrem angestammten Parkplatz
verdrängen! Dann knallte sie die Eingangstür zu, und einen
Moment später erschien Kevin in der Küche. Allein.
    »Ist Heather nicht bei dir?« fragte Anne.
»Nein. Sie ist mit Rayette zum Broadway.«
Anne spürte jähe Angst, dieselbe wie am Nachmittag, als sie
    in der Schule angerufen hatte. Sie hatte Heather eindringlich
ermahnt, Kevin nicht alleine nach Hause gehen zu lassen.
Glaubte sie etwa, daß damit nur gestern gemeint war? »Warum
bist du nicht mitgegangen?« fragte sie und versuchte ihre
Aufregung vor ihm zu verbergen.
    Ihr Sohn, der inzwischen im Kühlschrank herumstöberte,
zuckte die Achseln. »Bin ich ja, aber die sind nur dort herumgelungert, dann bin ich heimgegangen.« Mit der größten
Selbstverständlichkeit fügte er noch hinzu: »Der Kerl, der Mrs.
Cottrell umgebracht hat, ist doch tot. Was ist also schon groß
dabei, wenn ich alleine gehe.«
    Einen Moment war Anne unsicher, was sie sagen sollte.
Doch dann wunderte sie sich, warum sie Kevins Gelassenheit
so überraschte. Schließlich hatten ihre Kinder seit Jahren
Umgang mit anderen, die ihre Messer und Pistolen mit zur
Schule brachten. Außerdem wußte sie selbst wahrscheinlich
besser als viele andere Eltern, wieviel Gewalt und Kriminalität
Stadtkinder jeden Tag ausgesetzt waren. »Ich schätze, wir
müssen mal ein Wörtchen miteinander reden«, sagte sie.
    Kevin verdrehte die Augen, gab seine Suche nach etwas
Eßbarem im Kühlschrank auf und hockte sich auf die Ecke
eines Küchenstuhles.
    »Nur weil der Mann, der Mrs. Cottrell ermordet hat, tot ist,
heißt das noch lange nicht, daß du sicher bist, wenn du alleine
durch die Gegend spazierst. Solange man nicht herausgefunden
hat, wer ihn umgebracht…«
    »Ach, Mom. Hör doch auf«, stöhnte Kevin. »Was willst du
denn tun? Mich einsperren? Was ist denn mit dem Mädchen,
das in Garfield erschossen wurde? Du kannst doch nicht verlangen, daß ich für alle Zeiten mit Heather zusammen hier
herumhänge.«
    Anne erschauderte bei dem Gedanken an das Mädchen, das
in Garfield mitten auf der Straße ermordet worden war. Sie
hatte über den Fall berichtet – ein Streit unter Teenagern, der
noch ein paar Jahre vorher schlimmstenfalls Liebeskummer
gebracht hätte.
    Heutzutage wurden Kinder deswegen erschossen.
Selbst in der Schule konnte Kevins Sicherheit niemand mehr

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