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Blitze des Bösen

Blitze des Bösen

Titel: Blitze des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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die Berge erinnern? Oder an
die Rückfahrt?«
Glen schüttelte den Kopf. »Ich habe ja nicht mal ein Wohnmobil. Aber das Unheimliche ist, daß genau das Wohnmobil
aus meinem Traum gleich neben meinem Haus parkt. Ich kann
mich nur an zwei Dinge erinnern: Erstens, daß ich die Frau
aufgeschlitzt habe; zweitens, daß ich dann in dem Wohnmobil
nach ihrer Leiche gesucht habe.«
»Ganz offensichtlich haben Sie ja weder das eine noch das
andere getan«, meinte Farber.
»Und wenn doch?« entgegnete Glen.
Farber runzelte die Stirn, dann drückte er auf den Knopf der
Sprechanlage. »Würden Sie mir bitte den Herald von heute
morgen bringen?« bat er die Schwester. »Die Titelseite.« Einen
Moment später erschien die Schwester mit der Zeitung.
»Ist das alles?«
»Ja, danke.« Als die Krankenschwester die Tür hinter sich
geschlossen hatte, wandte er sich wieder Glen zu. »Werfen Sie
mal einen Blick auf die Titelseite.« Glen entdeckte Annes
Artikel über den Mord an Rory Kraven, der fast die halbe erste
Seite einnahm. »Haben Sie das heute morgen gelesen?« fragte
der Arzt. Glen nickte. »Dann können wir den Ursprung des
Traumes feststellen.« Farber lächelte Glen aufmunternd zu.
»Hören Sie, Glen, in dem Artikel ist nicht nur davon die Rede,
was mit dem Kerl passiert ist, den man in dem Haus da drüben
gefunden hat. Es steht auch drin, was er mit den beiden Frauen
angestellt hat. Und eines kann man ganz bestimmt von Ihrer
Frau behaupten: Sie schreibt immer sehr lebendig. Wenn Sie
also morgens diesen Artikel gelesen und nachmittags geträumt
haben, einer Frau die Brust aufgeschlitzt zu haben, dann ist es
doch keine große Kunst, eine Verbindung zwischen beidem zu
knüpfen.«
Glen schüttelte hartnäckig den Kopf. »Aber es erklärt nicht
die Blackouts. Und warum sollte ich nackt angeln?«
Gordy Farber grinste. »Es war doch nur ein Traum, Glen.
Meine Güte, wenn es mein Traum gewesen wäre, hätte ich ihn
wahrscheinlich für mich behalten.« Als er auf seinen Versuch,
Glen aufzuheitern, nur einen trüben Blick erntete, verging ihm
das Lachern. »Gut, ich gebe ja zu, daß es ein unheimlicher
Traum war. Andererseits ist das nicht mein Fachgebiet. Dafür
ist eigentlich ein Psychiater zuständig. Wollen Sie, daß ich Sie
zu einem überweise?«
Glen zögerte. Wieder stand das Bild vor ihm, wie er den
Frauenkörper mit dem Messer und der Säge aufgeschnitten
hatte. »Kennen Sie einen guten?« Als der Herzspezialist nickte,
überwand sich Glen und sagte: »Gut, dann überweisen Sie
mich.«
    Jake Jacobson war zehn Jahre jünger als Glen, einen halben
Kopf kleiner und zwanzig Kilo schwerer. Als Glen in Jacobsons Wartezimmer kam, hatte der Psychiater bereits seine
Krankengeschichte aus dem Zentralcomputer abgerufen. Und
als sein neuer Patient ins Sprechzimmer trat, sah ihn der Arzt
prüfend an. »Nun, wenigstens sehen Sie nicht verrückt aus«,
meinte er, um Glen die Befangenheit zu nehmen.
»Soll ich mich jetzt gleich besser fühlen?« fragte Glen.
    »Wenn Sie nicht wollen, daß es Ihnen besser geht, warum
sind Sie dann gekommen?« entgegnete Jacobson.
Die nächste halbe Stunde lang hörte der Arzt zu, wie Glen
alles schilderte, woran er sich seit seinem Herzanfall erinnerte.
Vor allem berichtete er von den seltsamen, surrealen Erlebnissen der letzten paar Tage. Der Psychiater machte sich einige
Notizen, unterbrach Glen aber nicht, bis er fertig war.
»Die menschliche Seele ist etwas sehr Komplexes«, begann
er schließlich. »Wir wissen, daß durch ganz unbedeutende
Beeinflussungen das Erinnerungsvermögen fehlgesteuert
werden kann. Die falschen Erinnerungen können dabei aber
dann durchaus so lebendig sein wie echte. Wir sehen das
immer bei Kindern, die angeblich sexuell mißbraucht wurden.
Ich bezweifle keineswegs, daß Sie glauben, Ihre Erinnerungen
an den heutigen Nachmittag seien völlig real. Was ich jedoch
bezweifle, ist, daß eben dieser Glaube eine reale Basis besitzt.«
Er lehnte sich in seinen Stuhl zurück und faltete die Hände
über seinem dicken Bauch. »Aber nehmen wir doch einfach
mal an, zumindest Ihr Erlebnis im Bach sei real gewesen. Sie
selbst konnten aber keinerlei Beweise für Ihre angeblichen
Taten finden.« Er lächelte. »Ein Messer ohne Klinge und eine
Säge ohne Blatt.«
»Ich kann sie doch irgendwohin geworfen haben«, beharrte
Glen eigensinnig. »Ich habe nicht weiter danach gesucht.«
»Aber Sie haben nach einer Leiche gesucht und keine

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