Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blitze des Bösen

Blitze des Bösen

Titel: Blitze des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
Vom Netzwerk:
glaube, heute
kommen wir nicht zum Angeln.«
Rolf drängte sich neben ihn. Für einen langen Moment
starrten die beiden alten Männer auf eine nackte Leiche, die
ausgestreckt im Gebüsch lag und deren leere Augenhöhlen sie
auf groteske Weise anstarrten.
Es war zwar noch zu erkennen, daß es die Leiche einer Frau
war, doch offensichtlich hatten sich bereits Tiere über sie
hergemacht. Der Brustkasten war aufgerissen, und es sah so
aus, als ob arme und Beine schon angefressen waren. Insekten
schwärmten über der Leiche, und während die beiden Männer
sie anschauten, lief etwas unter der Leiche hervor und
verschwand im Unterholz. Als Lars einen Schritt nach vorne
machte, klammerte sich Rolfs gichtige Hand um seinen
Ellenbogen. »Wir sollten lieber nichts anfassen«, sagte er.
»Besser, wir rufen gleich die Polizei.«
Lars, der im Zweiten Weltkrieg so viele Leichen gesehen
hatte, daß er für sein restliches Leben davon genug hatte, nickte
zustimmend. Die beiden Männer gingen zum Campingplatz
zurück, fanden ein Telefon und riefen die Polizei an.
Anschließend warteten sie in ihrem Dodge auf den Sheriff.
Lars öffnete die Thermosflasche und goß beiden den letzten
Kaffee ein.
Während sie an ihrem Kaffee nippten, philosophierten sie
still über die Vergänglichkeit des Lebens und die Tausenden
von Möglichkeiten, wie man sterben konnte. Es war Rolf, der
schließlich das Schweigen brach. »Wenn meine Zeit gekommen ist, möchte ich mit einem dicken Fisch am Haken im Fluß
ertrinken.«
»Das ist das Beste, was einem passieren kann«, stimmte Lars
ihm zu.
Bis zehn Minuten später der erste Polizeiwagen hinter ihnen
parkte, sprachen Lars und Rolf kein Wort mehr.
In den nächsten Stunden fuhr ein Wagen nach dem anderen
auf den Campingplatz. Zuerst erschien der örtliche Sheriff,
dann einige Streifenwagen, und schließlich traf die Mordkommission aus Seattle ein. Weder Mark Blakemoor noch Lois
Ackerly waren bester Laune. Blakemoor hatte fast die ganze
Nacht kein Auge zugetan – wie die Nacht davor auch. Er hatte
sich durch die polizeilichen Aufzeichnungen gewühlt, weil er
ebenfalls nach übersehenen Hinweisen suchte wie Anne
Jefferson bei der Durchforstung ihrer Akten. Lois Ackerly
dagegen wollte gerade zum Fußballplatz gehen, wo ihr Sohn
spielte, als die Meldung eingetroffen war, daß man eine Leiche
beim Snoqualmie River gefunden hatte.
»Hier sind wir schon einmal gewesen«, stellte Blakemoor
düster fest, als sie sich auf den Weg zu dem Platz machten, den
Lars und Rolf schon bei Sonnenaufgang entdeckt hatten.
»Und die hiesigen Streifenpolizisten haben ihre Arbeit wie
immer glänzend gemacht und den Tatort abgesichert«, meinte
Ackerly. »Oder hast du etwa geglaubt, irgendwer von denen
hätte daran gedacht, nach Fußspuren Ausschau zu halten, bevor
sie den Weg rauf und runtergetrampelt sind?«
Blakemoor zuckte die Schultern. »Wenn es um das geht, was
wir beide annehmen, gibt’s hier sowieso keine Fußspuren.«
Als die beiden Kommissare näherkamen, sahen sie, daß der
Schauplatz markiert und abgesperrt war. Einer der dort
stehenden Polizisten drehte sich um, erkannte sie und nickte
ihnen kurz zu. »Schätze, wir haben unsere Arbeit getan«, sagte
er und wies auf die Leiche.
Erleichtert stellte Blakemoor fest, daß sie bis jetzt noch nicht
bewegt worden war. Er ging in die Hocke und schaute sich die
Leiche genauer an. »Hat irgend jemand eine Ahnung, wie
lange sie hier schon liegt?« fragte er in die Runde.
»Auf Anhieb schätze ich ein, zwei Tage. Vielleicht seit
gestern oder vorgestern morgen. Sie ist nicht besonders stark
verwest, aber angefressen. Und auch voller Insekten.«
Blakemoors Aufmerksamkeit konzentrierte sich sofort auf
die Verstümmelung des Brustkorbs. Er entdeckte die wohlbekannten Einschnitte, die Hautlappen, die sauber zur Seite
geklappt waren, nachdem sie mit einem Skalpell oder einem
sehr scharfen Messer aufgetrennt worden waren.
Das Brustbein war mit einer Säge aufgeschnitten.
Der Brustkasten war weit auseinandergedrückt, um Herz und
Lungen freizulegen.
Das Herz war wie immer herausgerissen, fehlte in diesem
Fall aber gänzlich. Hatte es der Mörder als Trophäe behalten?
Oder war es von einem Tier gefressen worden? Wahrscheinlich
das letztere. Sollte es sich hierbei nämlich um einen jener
Morde handeln, die nach dem sogenannten »Kraven-Schema«
verübt worden waren, konnte man davon ausgehen, daß der
Mörder keinerlei Interesse an

Weitere Kostenlose Bücher