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Blitze des Bösen

Blitze des Bösen

Titel: Blitze des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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und nahm oben auf
der Plattform die Sache in die Hand. Plötzlich kam sogar Jim
Dover die stabile Plattform wie eine winzige Insel vor, die im
Nichts schwebte. »Wir müssen ihn in den Aufzug schaffen.
Goerge, wir beide tragen ihn, Alan halt seinen Kopf – aber
nicht zu hoch.«
Während die drei Männer Glen in den Aufzug hievten,
bewegten sich die Lippen des halbbewußtlosen Mannes, und er
gab schwache, unverständliche Töne von sich.
»Was hat er gesagt?« fragte Alan Cline. Als ihm niemand
Antwort gab, beugte er sich über seinen Partner. »Es ist alles
okay, Glen«, versicherte er ihm. »Sobald wir unten sind, bist
du überm Berg.«
Die Metalltür schloß sich, und Jim Dover trommelte mit den
Fingern ungeduldig gegen die Schalttafel. Rüttelnd setzte sich
der Käfig in Bewegung, was Glen ein kaum hörbares Stöhnen
entlockte, dann fuhr er abwärts, was allen unbeschreiblich
langsam vorkam.
»Mein Gott, kann das Ding denn nicht schneller fahren?«
fluchte Alan Cline und beugte sich wieder über seinen Partner.
»Bleib ganz ruhig, Glen. Es wird schon wieder.«
Jim Dover und George Simmons sahen einander besorgt an.
Glens Atem kam nur noch keuchend, aus seinem Gesicht war
jegliche Farbe gewichen, und es hatte eine bläuliche Blässe
angenommen. »Ich glaube, er hält’s nicht mehr lange durch«,
meinte Dover.
Alan Cline warf ihm einen scharfen Blick zu. »Halt die
Klappe, Mann! Hier stirbt niemand!« Aber als ob er die Worte
seines Partners Lügen strafen wollte, kam ein schreckliches
Rasseln aus Glens Brustkorb, und daraufhin wurde auch Allen
totenblaß. Er versuchte, sich daran zu erinnern, was er in dem
Erste-Hilfe-Kurs, den er vor einem Jahr absolviert hatte,
gelernt hatte. Er riß Glens Mund auf, um zu verhindern, daß er
seine Zunge verschluckte und preßte rhythmisch seinen
Brustkorb. Dann hielt er ihm die Nasenlöcher und fing mit
Mund-zu-Mund-Beatmung an.
Sie waren gerade noch sechs Meter über dem Boden, als
endlich wieder ein schwacher Seufzer über Glens Lippen kam
und seine Lungen zu arbeiten begannen, auch wenn sie nur
spastisch zuckten.
»Auf Junge, atme!« flüsterte Alan. »Atme doch, in Gottes
Namen!«
Wie als Antwort auf den Befehl seines Partners schien Glen
ein wenig Kraft zurückzugewinnen, und seine Brust hob und
senkte sich.
Der Aufzug hielt an, Jim Dover stieß die Tür auf. »Wo ist
der Krankenwagen?« fragte er seinen Assistenten, der auf ihn
gewartet hatte.
Er schaute kurz Dover an, dann Glen, dessen Atmung wieder
schwächer wurde. »Noch nicht hier«, sagte er, als Alan Cline
sich wieder über Glen beugte. Er zuckte hilflos mit den
Achseln und fürchtete, daß der Krankenwagen vielleicht doch
zu spät käme.
5. Kapitel
    Zahlreiche Demonstranten hatten sich schon tags zuvor versammelt. Seitdem die ersten Ankömmlinge ihre behelfsmäßigen Lager errichtet hatten, waren stündlich weitere
Menschen auf das Feld vor dem Gefängnis geströmt. Mittlerweile war der gesamte Platz mit Zelten, Wohnwagen, Autos
und Menschen übersät. Die ganze Nacht über hatte ein Freudenfeuer gebrannt, um das sich die Demonstranten geschart
und Protestlieder gesungen hatten. Sie brachten damit ihren
inständigen Wunsch zum Ausdruck, daß der verurteilte Mann
nicht sterben dürfe, daß irgendwo ein namenloser Anwalt
fieberhaft damit beschäftigt sein möge, neue Gründe zu finden,
die Richard Kravens Todesurteil doch noch aufheben würden.
    Vielleicht stieße man auf einen Irrtum in der Anklageschrift
oder fände ein Beweisstück, das aufs neue angezweifelt werden
könnte. Vielleicht würde auch der Gouverneur ein Einsehen
haben und in letzter Minute noch Kravens Urteil umwandeln.
    Aber als die Nacht in den Morgen übergegangen und das
Feuer bis auf einen Rest glühender Kohlen abgebrannt war,
war die Menge in spannungsvolle Stille versunken.
    Anne Jeffers betrachtete sich das Geschehen von Wendell
Rustins Büro im obersten Stock des Verwaltungsgebäudes aus.
Einige Rauchkringel stiegen noch aus dem Feuer empor, und
die Demonstranten verharrten stumm in bitterer Erwartung der
Todesstunde von Richard Kraven.
    Wie viele waren es? Fünfhundert oder gar tausend? Und wer
vermochte es schon zu beurteilen, ob deren Gefühle weniger
berechtigt waren als ihre eigenen? Sie sah ihre Tochter vor
sich: Heathers ernstes Gesicht, als sie einige Tage zuvor einmal
mehr über die Todesstrafe debattiert hatten. Mit einer absoluten
Sicherheit, wie sie der Jugend eigen ist,

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