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Blitze des Bösen

Blitze des Bösen

Titel: Blitze des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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Flußbank, nahm die Fliege und warf sie aus.
Es war genau die, die so aussah, als wäre sie aus einer Feder
Hectors und ein paar Haaren aus Kumquats Fell gebunden
worden. Sofort schnappte eine Forelle danach und sprang so
schnell aus dem Wasser, daß Glen sie fast übersehen hätte. Die
Schnur spulte sich ab. Glen war völlig unsicher, wie er darauf
reagieren sollte und schaute einfach zu. Dann hörte er die
Stimme in seinem Kopf:
    Einholen!
Er drehte an der Kurbel, um sie zurückzuspulen. Nach der
ersten Umdrehung schnellte sie zurück, und die Schnur spulte
sich wieder auf. Abrupt straffte sich die Rute und bog sich. Ein
Summen erklang, als die Spannung auf der Rolle überschritten
wurde, die Leine wieder freigab und laufen ließ. Die Stimme in
Glens Kopf gab ihm ununterbrochen Anweisungen, während er
mit dem Fisch kämpfte.
Das Spiel ging noch rund fünfzehn Minuten weiter. Als Glen
dem Fisch endlich nahe genug war, um ihn mit dem Kescher
aufnehmen zu können und ihn in den Korb stecken konnte,
stand er schon fast in der Mitte des Flusses. Nur wenige Meter
vor ihm lag der Steinhaufen, den er schon vom Ufer aus
gesehen hatte. Er watete durch den Fluß zu der schmalen
Sandbank und erklomm sie.
Nur ein Steinhaufen.
Doch das Vertrautheitsgefühl war nun stärker als je zuvor.
Er drehte einen Stein nach dem anderen um.
Nachdem er einige beiseite gelegt hatte, verlor das Gebilde
seine Stabilität und fiel in sich zusammen.
Dann stach Glen etwas ins Auge. Er beugte sich hinunter
und hob ein altes Taschenmesser auf. Sein Griff bestand aus
beschlagenem Silber, mit Türkisen besetzt. Das Messerblatt
war zwar etwas verrostet, aber man konnte es noch ausklappen.
Die Schneide war immer noch tückisch scharf. Glen
betrachtete sie eine geraume Weile, dann klappte er sie wieder
ein und steckte sie sich in die Tasche.
Er ging in die Hocke und entfernte weitere Steine.
Jetzt entdeckte er etwas anderes.
Einen Knochen.
Einen langen Knochen, wie der Oberschenkel eines Hirsches.
Doch schon vom ersten Augenblick an wußte Glen, daß dies
keinesfalls der Knochen eines Hirsches war.
Es war ein menschlicher Knochen.
Er drehte noch einige Steine um und legte weitere Knochen
frei.
Was sollte er tun?
Die Polizei rufen?
Doch wie hätte er seinen Fund erklären sollen? Er war ja
nicht einfach nur darüber gestolpert, sondern hatte zuerst den
Fluß überqueren, dann das Ufer hinaufklettern und die Steine
entfernen müssen.
Unsicher erhob er sich. Plötzlich hörte er, daß Kevin vom
anderen Ufer aus nach ihm rief.
»Dad! He, Dad!«
Der Junge watete bereits durch den Fluß. »Nein!« schrie
Glen. »Bleib dort!«
Aber Kevin ging weiter, watete tiefer in das schnell fließende Wasser. »Was ist dort?« rief er. »Was hast du gefunden?«
Selbst Glen hatte das Wasser fast bis zur Taille gestanden.
Kevin würde es bis zum Hals reichen. »Komm nicht näher!«
brüllte Glen. »Hier ist gar nichts! Nur ein Steinhaufen!« Er
schaute auf das Skelett, zögerte kurz, dann schaufelte er mit
den Füßen so viele Steine zusammen, bis es nicht mehr sichtbar war. »Bleib drüben! Ich komm auch gleich zurück!«
Schnell kletterte er von der Flußbank herunter, überquerte die
Sandfläche und watete durch den Fluß zum anderen Ufer, wo
Kevin inzwischen auf ihn wartete. Glen öffnete den Korb und
zeigte dem Jungen den Fisch, den er gefangen hatte. »Was
sagst du dazu? Sollen wir ihn uns zum Mittagessen braten?«
Kevin schaute den Fisch skeptisch an. »Könnten wir nicht
lieber einen Hamburger machen?« fragte er.
Glens Blick wanderte wieder zu dem Steinhaufen auf der
anderen Uferseite zurück. Auf einmal wäre er am liebsten ganz
woanders gewesen, an irgendeinem Ort, der ihm völlig
unbekannt war und keine solch seltsamen Erinnerungen in ihm
auslöste. »Gute Idee«, sagte er. »Also, los.«
Aber als sie zum Wagen zurückgingen, spürte Glen wieder
den seltsamen Nebel um sich und hörte die Stimme, die ihm
etwas zuflüsterte.
Ein Experiment. Nur ein Experiment. Nimm das Messer…
61. Kapitel
    »Vielleicht war das doch keine so gute Idee«, murmelte Anne
niedergeschlagen und betrachtete den Teller mit dem
unberührten Essen auf dem Tisch. Vom Fenster aus konnte sie
den Wasserfall von Snoqualmie sehen, doch auch dieser
faszinierende Anblick heiterte sie nicht auf.
    »Sie sollten etwas essen«, hatte Mark Blakemoor gesagt,
nachdem er ihr vorgeschlagen hatte, hier das Mittagessen einzunehmen. »Ich weiß, daß Sie

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