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Blitze des Bösen

Blitze des Bösen

Titel: Blitze des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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es nur aus dem
Handgelenk heraus machen.«
    Er legte seine Angel am Ufer nieder, ging zu Kevin hinüber,
stellte sich hinter ihn und führte die Hand seines Sohnes. Doch
in dem Augenblick, als er Kevin berührte, ging etwas mit ihm
vor.
    Er fühlte, wie ihn eine Energie durchströmte, als würde eine
Art Elektrizität direkt aus dem Körper seines Sohnes in seinen
fließen. Und noch etwas geschah: die Stimme flüsterte ihm
wieder etwas zu. Hast du es gespürt, Glen? Du fühlst das
Leben in ihm. Und du willst doch ganz bestimmt wissen, woher
es kommt, stimmt’s? Er riß seine Hand von Kevin zurück, als
hätte er glühendes Eisen angefaßt. Sein Sohn sah ihn stirnrunzelnd an.
    »Dad? Bist du in Ordnung? Du siehst so komisch aus.«
»Doch, alles in Ordnung«, antwortete Glen, aber ihm selbst
kamen seine Worte gezwungen vor. Und die Stimme meldete
sich wieder, flüsterte ihm zu: Wir können es tun. Jetzt gleich.
Es ist ein Experiment, nur ein Experiment. Wir tun ihm nicht
weh. Er wird es überstehen, du wirst schon sehen. Graue
    Schleier vernebelten wieder sein Bewußtsein, und von neuem
stieg Angst in ihm auf. Dieselbe schreckliche Angst, die ihn
überkommen hatte, als er glaubte, er würde gleich hinter dem
Steuer einschlafen. Was wäre, wenn er sie nicht wieder
besiegen würde? Wenn sie ihn diesmal übermannte? »I… Ich
mach’ dir einen Vorschlag«, stammelte er. Die Worte
schnürten ihm fast die Kehle zu, während er gegen die
wohligen Nebelschleier und den verführerischen Klang der
Stimme ankämpfte. »Geh du doch ein Stück flußabwärts, und
ich geh nach oben. Dann verheddern sich unsere Schnüre
nicht.«
    Kevin, der seinen Vater aus den Augenwinkeln beobachtet
hatte, nickte eifrig und spulte seine Leine auf. Er machte sich
auf den Weg nach unten und hüpfte dabei von einem
Felsbrocken zum nächsten. Ein paarmal schaute er zurück,
doch sein Vater ging in die entgegengesetzte Richtung, und
auch als Kevin ihm hinterherrief, sah er sich nicht um. Kevin
wurde es ungemütlich. Wenn sein Vater nun krank wäre?
Wenn er wieder einen Herzanfall bekäme? Was sollte er dann
tun? »Dad!« rief er noch einmal, aber wieder schien sein Vater
ihn nicht zu hören. Kevin hielt an. Sollte er seinem Vater
nachgehen, für den Fall, daß er wirklich nicht ganz gesund
war? Oder sollte er tun, was sein Vater ihm gesagt hatte?
    Dann fiel ihm der seltsame Gesichtsausdruck wieder ein. Es
war, als ob sein Vater sich vor etwas fürchtete.
Kevin entschied sich dafür, zumindest eine Weile weiter
flußabwärts zu gehen. Vielleicht könnte er einen Frosch oder
sogar eine Schildkröte fangen. Denn gerade jetzt wollte er, aus
einem ihm unerklärlichen Grund, nicht in der Nähe seines
Vaters sein.
Gerade jetzt schien sein Vater gar nicht sein Vater zu sein,
sondern jemand anderes.
Jemand, den Kevin ganz und gar nicht mochte.
Während Glen weiter stromaufwärts ging, überkam ihn
wieder jenes seltsame Deja-vu-Erlebnis, das er schon während
der Fahrt zum Fluß gespürt hatte, und jetzt war es stärker als
vorhin. Obwohl er völlig sicher war, nie zuvor hier gewesen zu
sein – von seinem Traum, der nichts zu bedeuten hatte, einmal
abgesehen –, kam ihm dieser Ort in gewisser Weise äußerst
vertraut vor. Der Fluß krümmte sich weiter oben wieder, aber
zwischen den beiden Biegungen erstreckte sich ein gerader
Abschnitt von etwa vierhundert Meter Länge. Dort war das
Wasser breit und seicht. Das Ufer gegenüber war etwas
schmaler, enger, und jenseits des felsigen Streifens, der an den
Fluß grenzte, wurde die Flußbank abschüssig. Etwa drei Meter
oberhalb des Ufers lag eine Sandbank mit einem Steinhaufen.
Dieser Steinhaufen kam ihm bekannt vor, obwohl er wußte,
daß er ihn nie zuvor gesehen hatte, nicht einmal in seinem
Traum. Als er darüber nachdachte, kam es ihm so vor, als hinge diese Vertrautheit nicht mit einer Erinnerung an die jüngste
Vergangenheit zusammen, sondern lag viel länger zurück.
Er dachte angestrengt nach, versuchte, sich daran zu erinnern, wann er hier gewesen sein könnte, kam aber auf keine
Lösung. Bei den Wasserfällen in der Nähe des Elektrizitätswerks war er schon oft gewesen. Vor Jahren waren Anne und
er sogar schon einmal den abschüssigen Pfad unterhalb der
Wasserfälle hinabgestiegen. Wahrscheinlich waren sie auch
schon einige Male die Straße nach Fall City gefahren, aber hier
hatten sie nie angehalten. Dessen war er ganz sicher.
Er stand auf der

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