Blitze des Bösen
soll mit ihm sein?« fragte er.
»Ich habe zuerst gefragt«, entgegnete Anne mit merklich
härterem Ton. »Ich habe nicht Ihre Andeutungen vergessen, er
könne Heathers Katze getötet haben. Unterstellen Sie ihm jetzt
auch noch, daß er Rory Kraven getötet hat? Und Edna?«
Zumindest besitzt er noch so viel Anstand, rot zu werden,
dachte Anne, als sie dem Kommissar ins Gesicht schaute.
»Ich weiß nicht, was ich denken soll. Es läßt sich nicht ausschließen, daß Ihr Mann Ihrer Katze etwas getan hat. Und Sie
sind lange genug Reporterin, um das von vornherein abstreiten
zu können.« Jetzt war es an Anne, rot zu werden, und Mark
war drauf und dran, sich für seine Worte zu entschuldigen.
Aber Tatsache war, daß er ihr genau sagen mußte, was er
dachte, ganz egal, welche Gefühle er für sie hegte. »Was die
anderen Fälle angeht, kommt er ja wohl kaum in Frage.«
Nachdem er bemerkte, daß Anne beschwichtigt war, wollte
er es eigentlich dabei bewenden lassen, doch der Kommissar in
ihm ließ das nicht zu. »Andererseits kann niemand von uns
beweisen, daß er nichts von all dem getan hat.« Anne warf ihm
einen verärgerten Blick zu, doch Mark fuhr ungerührt fort.
»Tun wir doch einfach mal so, als wäre er gar nicht Ihr
Ehemann. Was sehen wir dann objektiv vor uns? Einen Mann,
dessen gesamte Persönlichkeit sich in den letzten paar Wochen
verändert hat.« Er machte eine abwehrende Geste, um Annes
Einwand zuvorzukommen. »Das dürfen Sie nicht bestreiten;
Sie haben es mir ja schließlich selbst erzählt. Sie haben mir
ferner gesagt, er habe Kevin gebeten, ihm alle Akten über
Kraven in die Klinik zu bringen. Und wenn wir die Sache auf
die Spitze treiben wollen, basteln wir uns doch einfach ein
Szenarium. Angenommen, daß sich er und die Cottrell
vielleicht ein wenig näher gekommen sind, seit er wieder
daheim ist. Und tun Sie nicht gleich so puritanisch – wie Sie
selbst wissen, kommt so etwas alle Tage vor. Vielleicht hatten
also er und die Cottrell etwas miteinander, und vielleicht ist er
in der Nacht, als man sie erledigt hat, aufgewacht. Vielleicht
wollte er auch gerade zur ihr rübergehen.«
»Das ist ja ekelhaft.« In Anne stieg Zorn hoch.
»Sicher ist es das«, stimmte Mark zu. Ihm war klar, daß er
das ganze Thema lieber fallen lassen sollte, wußte aber auch,
daß er das jetzt nicht mehr konnte. »Mord ist immer ekelhaft.
Aber wir beide wissen, daß nichts unmöglich ist. Also angenommen, er wollte zu ihr rübergehen. Vielleicht war er sogar
schon draußen auf dem Hof. Und plötzlich öffnet sich die
Hintertür, und er sieht Rory herauskommen, der die Leiche
seiner Freundin wegschleppt. Was sollte er tun? Die Polizei
rufen? Wohl kaum. Dann hätte er ja erklären müssen, warum er
mitten in der Nacht um das Haus der Cottrell herumschleicht.
Also hat er einfach abgewartet. Er hat Rory erkannt –
wahrscheinlich war sein Foto irgendwo in Ihren Akten – und
einen Plan ausgeheckt. Dann hat er Rory eigenhändig
umgebracht. Er hatte ja auch schon die Katze getötet – macht
das noch einen großen Unterschied?«
»Und Edna?« fragte Anne mit eiskalter Stimme. »Wie paßt
die in Ihr kleines Szenarium, Kommissar?«
»Kann ja sein, daß sie gerade in Rorys Wohnung gehen
wollte, als er herauskam.« Mark überhörte ihren giftigen Ton.
Er haßte es genauso, so mit ihr zu reden wie sie. Aber er mußte
sich mit allen Eventualitäten befassen, ob ihr das nun paßte
oder nicht. »Stellen Sie sich vor, er hat sie gesehen. Sie hat ihn
natürlich nicht erkannt, er sie aber schon. Ihr Bild ist doch auch
in Ihren Akten, stimmt’s? Er wußte also, daß sie ihn gesehen
hatte und ihn früher oder später identifizieren würde.«
»Und dann hat er sie auch erledigt, wie Sie es so charmant
ausdrücken?« fragte Anne mit vor Zorn bebender Stimme.
»Außerdem vermute ich, daß Glen auch Richard Kravens
Handschrift imitiert hat.«
»Ist er Architekt oder nicht?« gab Mark zurück. »Das heißt
doch, daß er zeichnen kann.«
Anne starrte ihn an und wollte ihren Ohren nicht trauen. War
dieser Mensch vollkommen verrückt geworden? Es war schon
schlimm genug, Glen zu unterstellen, ihre Katze getötet zu
haben. Jetzt wollte er anscheinend Glen den ganzen Fall
anhängen – so wie er das zuvor bei Richard Kraven getan hatte! Doch da gab es einen gewaltigen Unterschied: Kraven war
schuldig gewesen, Glen nicht! Und was Blakemoor unterstellte, war nicht nur verabscheuungswürdig und
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