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Blitze des Bösen

Blitze des Bösen

Titel: Blitze des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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ihn
wirklich hätte wahrnehmen können. »Es lief ganz gut«, brachte
er schließlich heraus. »Aber ich glaube, Kevin hat es nicht so
gut gefallen. Nächstes Mal sollte ich wohl lieber allein gehen.«
Kurz darauf ging Anne nach oben. Sie spürte, daß es etwas
gab, das er ihr nicht sagen wollte. Etwas war geschehen, und
das hing offenbar mit Kevin zusammen. Doch aus irgendeinem
Grund wollte er nicht darüber reden.
Sie betrat das Schlafzimmer und stolperte fast über ein
Bündel Kleider, das mitten auf dem Boden lag.
Nasse Kleider.
Sie hob sie auf, ging die Treppen hinunter, um sie in die
Waschmaschine zu werfen und überprüfte dabei ganz automatisch, ob noch etwas in den Taschen war. In einer Hosentasche spürte sie etwas.
Ein Messer.
Ein Taschenmesser, silberbeschlagen und mit Türkisen
besetzt.
Es sah so verschmutzt aus, als wäre es schon seit Monaten,
vielleicht gar Jahren Wind und Wetter ausgesetzt gewesen.
Ein Messer… Silberner Griff… Türkise…
Dann fiel es ihr schlagartig ein.
Danny Harrar hatte ein solches Messer besessen. Seine
Mutter hatte es erwähnt. Er soll es am Tag seines
Verschwindens bei sich gehabt haben.
Aber das war lächerlich. Es konnte sich unmöglich um dasselbe Messer handeln.
Oder etwa doch?
»Glen?« rief sie, als sie wieder in den Keller zur Waschmaschine ging. Er hörte mit dem Reinigen der Werkbank auf
und schaute sie fragend an. »Woher stammt das?« fragte sie.
Er betrachtete sich das Messer, und aufs neue meinte sie, ein
Flackern in seinen Augen zu sehen. Er zuckte die Achseln.
»Ich habe es am Flußufer gefunden. Eigentlich wollte ich es
Kevin geben, aber dann habe ich es wohl vergessen.«
Als er weiter die Werkbank säuberte, schaute sich Anne das
Messer noch einmal an.
Anstatt es Glen zurückzugeben, steckte sie es ein.
    Anne saß schon seit fast zwei Stunden vor dem Computer.
Nachdem sie aus dem Keller heraufgekommen war, hatte sie
zunächst nur vorgehabt, zu überlegen, wie Sheila Harrar das
Taschenmesser ihres Sohnes beschrieben hatte. Anschließend
wäre sie notfalls zum Pioneer Square gegangen, um nach
Sheila zu suchen und sich ihre Vermutung bestätigen zu lassen.
    Doch die Erinnerung an Glens seltsamen, flüchtigen Augenausdruck hatte sie davon abgehalten. Diese Angst oder der
Zorn in seinem Blick ging ihr nicht mehr aus dem Sinn.
    Irgend etwas mußte während des Angelausflugs vorgefallen
sein. Etwas, weswegen Glen den Ausflug vorzeitig abgebrochen hatte.
Oder war das von Kevin ausgegangen?
    Hatte Kevin vor etwas Angst gehabt und deshalb nach Hause
gewollt?
Als ihr all diese Fragen durch den Kopf gingen, deren
Ursache in dem unglaublichen Lügengespinst lag, das Mark
Blakemoor gewoben hatte, versuchte Anne, über etwas anderes
nachzudenken. Doch die Fragen klangen in ihr nach, hielten sie
davon ab, sich auf die Suche nach Danny Harrars Mutter zu
machen. Falls etwas zwischen Glen und Kevin vorgefallen sein
sollte, wollte sie hier sein, wenn ihr Sohn nach Hause kam.
Deshalb zwang sie sich, vor dem Computer sitzenzubleiben
und sich auf die Unterlagen ihrer alten Interviews zu
konzentrieren.
Immer wieder war von denselben Themen die Rede: Biologie, Elektrizität, Metaphysik.
Je mehr sei darüber las, desto deutlicher wurde ihr auf einmal, wovon sich Richard Kraven am stärksten angezogen
gefühlt hatte.
Leben!
Er hatte sich glühend dafür interessiert, jeden Aspekt des
Lebens zu analysieren! Aber wenn ihn das Leben derart fasziniert hatte, warum hatte er dann gemordet?
Ihr Nacken war bereits völlig verspannt, und ihre Augen
brannten, als Anne schließlich auf das Protokoll eines Interviews stieß, das sie mit einer früheren Nachbarin der Kravens,
einer gewissen Maybelle Swinney, gemacht hatte:
    A. J.: Können Sie mir etwas über seine Kindheit erzählen, Mrs.
Swinney? Haben Sie irgendwelche Erinnerungen an etwas, das
angesichts seiner Anklage neue Bedeutung erhalten könnte?
    M. S.: Na ja, ich will nicht gerade schlecht über jemanden
reden, und Edna Kraven und ich sind immer gut miteinander
ausgekommen. Aber ich war schon immer der Meinung, daß
seine Vorliebe, Dinge auseinanderzunehmen, etwas eigenartig
war. Er wollte immer herausfinden, wie Dinge funktionieren.
Er konnte sich nicht einfach an ihnen erfreuen, so wie sie
waren. O nein, er bestimmt nicht. Er mußte alles
auseinandernehmen.
    A.J.: Hat er sie danach dann auch wieder zusammengesetzt?
M. S.: Doch, sicher, auch davon hat er etwas verstanden. Er
konnte fast alles wieder

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