Blitze des Bösen
wählte die Nummer des Seattle Herald. Einige Minuten später,
nachdem sie von einer Stelle zur nächsten verbunden worden
war, hatte sie endlich den richtigen Anschluß. »Wenn Sie eine
Nachricht für Anne Jeffers hinterlassen wollen, dann sprechen
Sie bitte jetzt.«
»Mein Name ist Sheila Harrar, und Richard Kraven hat
meinen Sohn umgebracht. Wenn Sie sich dafür interessieren,
können Sie mich besuchen.«
Sie gab ihre Adresse und die Nummer des Münzfernsprechers durch, dann hängte sie auf und schleppte sich mühsam zu
ihrem Zimmer. Sie wollte dort eine Weile warten, einfach um
zu sehen, was passierte.
Vielleicht würde sich Anne Jeffers ja bei ihr melden.
Vielleicht war sie aber auch nur so wie all die anderen.
14. Kapitel
Er versteckte sich in der Dunkelheit und hoffte, daß niemand
ihn fände. Doch von irgendwo draußen, von dort, wo es hell
war, hörte er Schritte – schwere Schritte, die näherkamen.
Er hielt den Atem an, denn sein Vater durfte nicht das leiseste Geräusch hören, sonst wußte er gleich, wo er steckte.
Doch auch das würde umsonst sein, denn sein Vater wußte
ohnehin bereits, wo er war. Er wußte es immer, egal, wo sich
der kleine Junge auch zu verstecken versuchte. Früher oder
später, hörte er doch die Schritte sich nähern, und je näher sie
kamen, desto mehr Angst hatte er.
Manchmal war seine Angst so groß, daß er glaubte, sterben
zu müssen, aber er hatte immer überlebt. Und während er jetzt
in der Finsternis kauerte und sich so klein machte, wie er nur
konnte, war er völlig sicher, daß er nie sterben würde, daß es
immer so weiterginge und nie endete.
Er wußte, was jetzt gleich passieren würde, obwohl er nicht
wußte, warum. Er wußte nie, warum es passierte, denn er
konnte es mit nichts, das er getan hatte, in Zusammenhang
bringen. Es war keine Strafe für irgend etwas, das er angestellt
hatte.
Er glaubte, sein Vater tat es deshalb, weil es ihm Vergnügen
bereitete.
Der kleine Junge konnte sich nicht erinnern, wann es zum
ersten Mal passiert war. Ihm kam es so vor, als ob es in seinem
jungen Leben einfach immer schon so gewesen war.
Als die donnernden Schritte näher und näher kamen, versuchte der Junge sich noch kleiner zu machen, wünschte, er
könnte sich in Luft auflösen und nicht mehr da sein, wenn sein
Vater die Tür öffnete. Aber darum hatte er schon immer
gebetet, und es hatte nie funktioniert, auch wenn er noch so
still hielt und so lange die Luft anhielt, bis er glaubte, es zerrisse ihm die Brust.
Die Schritte dröhnten noch lauter. Jetzt wußte er, daß gleich
Licht die Dunkelheit überfluten würde, und im selben Moment
geschah es dann auch: Der Junge wurde von einem grellen
Lichtstrahl geblendet und hielt sich instinktiv die Hand vor die
Augen.
Ob ihn diese Bewegung verraten hatte?
Er sah die riesige Hand seines Vaters über sich, und ihn
überkam die schreckliche Furcht, von ihr wie eine Mücke zerquetscht zu werden. Er fing an zu weinen. Es war nur ein leises
Schluchzen, aber er wußte, daß er es unterdrücken mußte.
Doch er schaffte es nicht.
Die riesige Hand packte ihn, zog ihn hoch und zerrte ihn in
das furchtbare Licht. Sein Vater zog ihn auf das Feldbett an der
Wand und band seine Arme und Beine fest. Er öffnete ihm das
Hemd und zog ihm die Hosen herunter.
Und dann begann das Schlimmste von allem.
Sein Vater befestigte die Metallklammern an seinem Körper.
Einige schloß er an seinen Fingern und Zehen an, und das tat
ihm so weh, daß er es kaum aushalten konnte.
Als sein Vater die Klammern an den Brustwarzen befestigte,
schrie der Junge laut auf, obwohl er wußte, daß ihn niemand
hören würde.
Dann schloß sein Vater die letzte Klammer an, und als sich
das Metall in seinen Penis bohrte, schrie er vor Höllenqualen.
Einen Moment später, als ihn der erste Schock durchzuckte,
schrie er noch einmal und versuchte, dem Schmerz auszuweichen.
Aber sein Schrei blieb ungehört, und egal wie er sich drehte
und wendete: Vor dem schrecklichen Schmerz gab es kein
Entrinnen.
Die Stille im Zimmer 306 der Intensivstation wurde von Glen
Jeffers’ leisem Wimmern durchbrochen, das schnell zu einem
verängstigten Heulen anschwoll. Anne Jeffers, die erst fünf
Minuten vorher gekommen war, um nach ihrem Mann zu
schauen, bevor sie ins Büro ging, sah wie betäubt zu, als sich
ihr Mann auf seinem Bett wälzte. Bevor sie überhaupt
bemerkte, was vorging, lockerten sich die Drähte, die an Glens
Brust befestigt
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