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Blitze des Bösen

Blitze des Bösen

Titel: Blitze des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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waren, und die Monitore über dem Bett
erloschen. Eine Sekunde später riß der Infusionsschlauch von
der Nadel an seinem Arm ab. Aus dem baumelnden Schlauch
tropfte klare Flüssigkeit, und aus der Nadel sickerte Blut. Es
war der Anblick des Blutes – des Blutes ihres Mannes – das
Anne von ihrer Lähmung befreite. Sie riß die Tür auf und
wollte nach der Schwester rufen. Doch in der Station, die nur
wenige Meter daneben lag, war bereits Alarm ausgelöst worden. Eine der Schwestern kam schon ins Zimmer gerannt,
bevor Anne sie rufen konnte.
    Als Anne zu dem Bett zurücklief, in dem sich Glen immer
noch wälzte, fühlte sie sich so hilflos wie nie zuvor in ihrem
Leben. Sie wollte etwas tun, irgend etwas unternehmen, um
ihrem Mann zu helfen. Aber sie hatte nicht die geringste Vorstellung, was mit ihm geschah und wie sie ihm helfen konnte.
Instinktiv wollte sie nach ihm greifen, hielt dann aber doch
inne, da ihr plötzlich einfiel, daß alles, was sie tun würde, seinen Zustand vielleicht nur noch verschlimmern könnte. Die
Sekunde der Unentschlossenheit dehnte sich zu einer Ewigkeit
des Schreckens, dann ging die Tür auf, und der Raum füllte
sich mit Menschen. Als die Schwester und zwei Pfleger sie zur
Seite schoben, konnte Anne wieder klar denken.
    »Er hat geschlafen«, sagte sie. »Alles schien in Ordnung zu
sein, aber dann…« Als sie bemerkte, daß ihr niemand zuhörte,
brach sie ab und ging näher ans Ende des Bettes.
    Die Pfleger hielten Glen jetzt fest, und die Schwester mühte
sich ab, die Nadel in seinem Arm, aus der nach wie vor Blut
sickerte, zu verstopfen. Doch Glen wälzte sich noch heftiger
als vorher, und jetzt konnte Anne erkennen, daß er aufgewacht
war. Er stieß Töne hervor, die sich nach Furcht oder Zorn
anhörten. Mit einem Ruck versuchte er, sich aus dem Griff der
Pfleger loszureißen.
    Da konnte es Anne nicht mehr ertragen. »Glen!« schrie sie.
»Um Himmels willen, sie wollen dir doch nur helfen!«
Als Anne diese Worte ausstieß, erstarrte Glen und fiel wieder auf das Bett zurück. Sein Atem kam in keuchenden Stößen.
Jetzt, da die Pfleger nicht mehr mit ihm zu kämpfen hatten,
erteilte die Schwester eine Reihe von Anweisungen. So
unversehens wie die Krise begonnen hatte, war sie auch wieder
vorüber.
»Was war los?« fragte Anne, nachdem die Schwester die
letzte Leitung zum Monitor wieder angeschlossen und Glens
Lebenssignale überprüft hatte. Die Schwester gab so lange
keine Antwort, bis sie festgestellt hatte, daß Puls, Atmung und
Blutdruck des Patienten wieder akzeptable Werte aufwiesen,
dann nahm sie seine Temperatur. Als sie endlich Anne ihre
Aufmerksamkeit schenkte, sprach Glen auch schon selbst.
»He«, sagte er schwach, aber erkennbar. Der Klang seiner
Stimme beruhigte sie weit mehr, als alles, was die Schwester
hätte sagen können. Mit noch wackligen Beinen setzte sie sich
auf das Bettende und nahm seine Hand.
»Schatz, was ist passiert?«
Glen sagte einige Sekunden lang nichts. Der Traum wirkte
noch immer in ihm nach, und schon bei der bloßen Erinnerung
daran, schien der Schrecken des Alptraums wieder aufzuleben.
Ihm schauderte leicht, dann drückte er Annes Hand. »Nur ein
Traum«, erklärte er ihr, »aber kein besonders schöner.«
»Ein Alptraum?« fragte Anne. »Du hast doch sonst nie
Alpträume…«
»Er hatte zuvor auch nie einen Herzinfarkt«, unterbrach die
Schwester. »Und wie ich den Aufzeichnungen entnehme, hat er
auch noch nie solche Medikamente bekommen wie jetzt.«
Anne drehte sich zu der Schwester um. »Sie meinen, das,
was er gerade durchgemacht hat, wurde von den Medikamenten verursacht?«
»Vielleicht sollten Sie mit dem Arzt darüber reden«, antwortete die Schwester, die schon bedauerte, überhaupt etwas
gesagt zu haben.
»Vielleicht sollte ich das wirklich«, meinte Anne.
Jetzt wünschte auch Glen, daß er den Traum gar nicht erst
erwähnt hätte. Wenn Anne erst einmal etwas aufgeschnappt
hatte, ließ sie so schnell nicht locker. »Mach dir nichts draus.
Es war nur ein Traum, und der ist jetzt vorbei.« Er warf einen
Blick auf die Uhr auf seinem Nachttisch. »Kommst du nicht zu
spät zur Arbeit?«
»Wenn du auf eine der Drogen ansprichst…«, begann Anne,
doch diesmal legte ihr Glen die Finger auf die Lippen. Schon
seine Hand zu heben, kostete ihn so große Anstrengung, wie er
das vor vierundzwanzig Stunden nie und nimmer für möglich
gehalten hätte…
»Es war nichts«, log er. »Nur ein Traum,

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