Blitze des Bösen
ihre
nackte Brust bedeckte. Ihr Körper vibrierte, und als sie ihre
Hand in seine Boxershorts gleiten ließ, mußte er hart dagegen
ankämpfen, nicht vorzeitig zum Orgasmus zu kommen.
Wie lange mußte es her sein, seit sie sich geliebt hatten, daß
ihm nun jede Berührung neu und ganz anders als jemals
erschien?
Oder lag das an den Medikamenten, die er einnehmen
mußte?
Plötzlich erinnerte er sich an ein Erlebnis, das schon viele
Jahre zurücklag. Damals hatten er und Anne einen Joint
geraucht, bevor sie sich liebten. In jener Nacht war alles anders
gewesen als sonst; er hatte sogar den verwirrenden Eindruck
gehabt, mit einer Fremden zu schlafen, mit einer Frau, der er
nie zuvor begegnet war. Dieses Gefühl hatte ihm Angst
gemacht, und danach hatten sie auch keine Drogen mehr
genommen. Seit damals empfand er bei ihrem Liebesakt etwas
Vertrautes. Wenn ihre Körper sich umschlangen, verspürte er
nicht nur die bloße sexuelle Erregung, sondern ihm gab es
darüber hinaus ein Gefühl der Sicherheit, der
Zusammengehörigkeit.
Heute jedoch war es, als würde Strom zwischen ihnen
fließen, der nicht nur seinen Körper, sondern seine ganze Persönlichkeit vor Erregung erbeben ließ.
Er zog sie näher zu sich, preßte seinen Körper gegen ihren
und spürte seine Haut bei der Berührung erschauern. Es war als
ob jede Faser seines Wesens plötzlich auf sie ausgerichtet war,
jeder Nerv seines Körpers unter der Energie, die sie ausströmte, vibrierte.
Es war, als ob ihre ganze Lebenskraft in ihn hineinströmte,
und er fühlte, wie er sie durch seine Finger in sich einzog,
durch seine Hände, durch jeden Körperteil, mit dem er sie
berührte.
Seine Hände wanderten über ihren Körper, seine Hüften
krümmten sich, bis er endlich in ihr war, und er fühlte sich
dabei, als würde er ihre ganze Seele durchdringen. Er drang
tiefer, versuchte, auch jene Teile ihres Körpers zu berühren, die
außerhalb seiner Reichweite lagen. Er zog sie noch enger
heran, spürte ihre Lebenskraft, kämpfte darum, die Quelle
dieser pulsierenden Energie, die von ihrem in seinen Körper
flöß, an sich zu reißen. Dann bewegten sich ihre Körper im
Einklang, steigerten das Tempo. Glen fühlte, wie sich ihre
Arme um seinen Nacken schlossen, ihre Beine sich um seine
Schenkel drehten, ihn näher heranzogen, tiefer, als ob sie ihn
so tief in sich hinein ziehen wollte, bis ihre beiden Leben miteinander verschmolzen.
Er fühlte, wie sich sein Becken straffte, wie die elektrische
Spannung zwischen ihnen anstieg, und diesmal wehrte er sich
nicht mehr gegen den Orgasmus. Stöhnend gab er ihm nach,
und als die Hitze aus seinem Becken in ihren Körper
überströmte, spürte er, daß die seltsame elektrische Ladung
ihrer Haut zu schwinden begann. Er zog sie noch näher, um
diese Empfindung länger auskosten zu können; verzweifelt
versuchte er, die Verbindung zu ihrem Energiestrom nicht
abreißen zu lassen, doch es war zu spät.
Der Orgasmus war vorbei, ihre Haut hatte zu zittern aufgehört, seine Umklammerung begann sich zu lockern und seine
Arme fielen von ihr ab. Sein Atem, der nur Momente zuvor in
stoßendem Schnaufen gekommen war, entspannte sich, ging in
einen normalen Rhythmus über, und er spürte, daß er in den
sanften Tiefen des Schlafs versank.
Als sie merkte, daß Glen eingeschlafen war, blieb Anne still
neben ihm liegen. Einerseits wollte sie ihn nicht aufwecken,
andererseits wollte sie sich nicht bewegen, bevor sie begriffen
hatte, was gerade zwischen ihnen passiert war.
Glens Liebesspiel war durch etwas geprägt gewesen, das sie
nie zuvor bei ihm erlebt hatte. Obwohl sie einerseits dadurch
äußerst erregt worden war, hatte sein Verhalten andererseits
fast Angst in ihr erweckt. Hinzu kam, daß er unmittelbar
danach irgendwie verzweifelt gewirkt hatte. Ihr war es so
vorgekommen, als habe er in sie eindringen wollen, um nach
etwas zu greifen, etwas aus ihr herauszuziehen, das sie ihm
nicht geben wollte.
Schließlich verließ sie das Schlafzimmer, ging ins Bad und
schaute sich im Spiegel an. Schwache rote Male begannen sich
auf ihrem Körper dort abzuzeichnen, wo Glens Finger sich in
ihr Fleisch gegraben hatten.
Unwillkürlich lief ihr ein Schauder über den Rücken.
Sie duschte sich, trocknete sich ab und zog sich an.
Glen lag nackt auf dem Bett, mit ausgestreckten Armen und
angewinkelten Beinen.
Seit seinem Aufenthalt im Krankenhaus war er dünner
geworden, und sein Gesicht zeigte eine ungesunde Blässe.
Das würde sich ändern. Innerhalb von
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