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Blizzard-Fehde

Blizzard-Fehde

Titel: Blizzard-Fehde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G.F. Unger
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so still im Raum, dass man unsere Atemzüge hätte hören können, wenn draußen nicht der Schneesturm georgelt und gebrüllt haben würde.
    Manchmal bebte das ganze Haus. Und der Sturm fuhr auch von außen durch den Kamin in den großen Kanonenofen hinunter und drückte den Rauch in den Raum.
    Einer von Ringo Bourdelles Männern sagte: »Ringo, wir sollten mal im Stall nach den Pferden sehen. Vielleicht sollte überhaupt einer von uns ständig im Stall bleiben. Es sind wertvolle Zuchtstuten aus dem Süden von Missouri, die noch niemals einen tobenden Blizzard erlebten. Dein Vater hat uns eine große Verantwortung übertragen.«
    Wir wussten alle, dieser Mann baute seinem jungen Boss gewissermaßen eine goldene Brücke, indem er ihn an seine Verantwortung erinnerte. Im Stall standen also einige wertvolle Zuchtstuten, von denen jede an die tausend Dollar kosten mochte.
    Wir alle starrten nun auf Ringo Bourdelle.
    War er zu dumm, um über die goldene Brücke zu gehen? War er zu verrückt und eigensinnig?
    Drei Atemzüge dauerte es, bis er sich entschieden hatte. Er erhob sich, griff sich den Fellmantel vom Wandhaken in seinem Rücken und zog ihn an. Dann setzte er seinen Hut auf und knurrte: »Gut, Larry, dass du mich an unsere Zuchtstuten erinnert hast. Vielleicht haben die beiden Burschen da ihre Pferde zu ihnen in die Boxen gestellt.«
    Er wandte sich an uns.
    »He, sind eure Gäule vielleicht Hengste, die nun im Stall unsere Stuten bumsen, sodass sie für unseren Wunderhengst vorerst unbrauchbar wurden?«
    Ich wollte schon zu einer scharfen Erwiderung ansetzen, denn der Bursche wurde für mich unerträglich. Aber mein Bruder Luke kam mir zuvor. Er sagte ganz ruhig und fast schon zu freundlich: »Keine Sorge, Sir. Unsere Pferde sind Wallache. Die tun nichts. Überdies stehen sie im Vorraum des Stalles.«
    »Das werden wir ja sehen«, fauchte Ringo Bourdelle und ging zur Tür. Dabei warf er einen Blick auf das strickende Mädchen, von dem wir nun wussten, dass es hier auf seinen Bräutigam wartete, der von Camp Colby kommen wollte.
    »Mit dir, meine Süße, komme ich schon noch ins Geschäft«, zischte er dabei. Er riss die Tür auf und verschwand im Schnee, gefolgt von jenem Larry.
    Der Blizzard fegte eine Menge Schnee in die große Gaststube. Dann schloss sich die Tür wieder.
    Eine Weile schwiegen wir.
    Ich sah zu den beiden anderen Begleitern des Ranchersohns hinüber.
    »Der macht euch wohl eine Menge zu schaffen?« So fragte ich.
    Sie nickten fast gleichmäßig. Einer sagte: »Er ist der Stolz von King Ernest Bourdelle, sein einziger Sohn. Legt euch nur nicht mit ihm an! Das ist eine Bitte von uns, keine Drohung – nur eine Bitte. Es wäre nicht auszudenken, was passiert, wenn ihm etwas zustoßen würde. Hoffentlich dauert der Blizzard nicht lange.«
    Wir verstanden den Mann, denn es war jetzt schon abzusehen, dass dieser Ringo Bourdelle uns eine Menge Ärger machen würde, sollten wir mit ihm hier noch eine Reihe von Tagen und Nächten eingesperrt sein. Besonders das Mädchen würde noch einiges auszustehen haben.
    Unsere bitteren Gedanken wurden dann abgelenkt. Denn die Wirtin, die wieder in die Küche verschwunden war, brachte nun den Braten.
    Heiliger Rauch, was hatten wir doch für ein Glück gehabt, hier einen sicheren Unterschlupf für uns und unsere Pferde zu finden.
    Und jetzt bekamen wir auch noch ein prächtiges Essen.
    Wenn nur dieser verdammte Giftpilz, dieser Ringo Bourdelle, nicht gewesen wäre. Man konnte fast sicher sein, dass es mit ihm eine Menge Ärger geben würde.
    Die Leute der Station würden sich neutral verhalten, weil sie wahrscheinlich die Macht von King Ernest Bourdelle kannten.
    Und wir?
    Ja, würden wir diesen Ringo auf die Dauer ertragen können?
    Es war ein prächtiges Essen. Die Wirtin kochte ausgezeichnet. Und auch Hunger hatten wir genug.
    Draußen orgelte der Blizzard.
    Wir saßen hier warm und geborgen.
    Der Stationsmann sagte vom Tresen her: »Ihr werdet euch hier im Gastraum eure Lager machen müssen. Wir haben nur eine einzige Kammer für die Lady.«
    Er wandte sich nun direkt an sie und sagte: »Miss Langtry, wenn Sie hinaufgehen wollen, es steht Ihnen frei. Nur ist die kleine Kammer nicht beheizbar. Es wird dort oben sehr kalt sein.«
    »Ich bleibe hier unten und gehe nur zum Schlafen hinauf«, erwiderte sie ruhig und strickte weiter.
    Ich konnte von meinem Platz aus erkennen, dass sie offenbar Babysachen strickte. Also war es möglich, dass sie schwanger war – oder

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